JULIA VALENTINSBAND Band 21
gelassenes Lächeln machte sie misstrauisch. Oder vielmehr ihre prompte Reaktion darauf.
„Ich habe ein paar Tapas bestellt.“ Er deutete auf die bunte Palette von Speisen auf dem Tisch. „Magst du so was?“
„Wenn man schon in Spanien ist …“, murmelte Caro, während sie versuchte, ihre Balance wiederzufinden. Rory Burke schien sie jedes Mal von Neuem umzuwerfen.
„Was möchtest du gern trinken?“
„Weißwein. Godello, wenn sie haben.“
„Ich hole ihn dir.“
Caroline war oft genug in Spanien gewesen, um die meisten Tapas wiederzuerkennen, die auf dem kleinen Tisch standen. Die spanischen Spezialitäten, kleine mundgerechte Bissen, dienten mehr der Geselligkeit nach der Arbeit in Bars und Restaurants, als eine richtige Mahlzeit zu ersetzen.
Es gab so viele verschiedene Variationen von Tapas, wie es Köche gab. Das an die Dutzend kleiner Teller vor ihr war mit Kombinationen von Kichererbsen und Spinat, Muscheln in Paprika-Sherry-Soße, gerösteten Mandeln, gegrilltem Tintenfisch, Oliven, rotem Paprika mit Anchovis, Shrimps in Knoblauch und etwas, das aussah wie Dorschstückchen in Weinblättern, gefüllt. In jedem Bissen steckte ein Zahnstocher, sodass man sich einfacher bedienen konnte.
Nachdem sie ein Stück von den Muscheln gekostet hatte, brannte ihr der Gaumen vom scharfen Paprika. Dankbar griff sie nach dem Wein, den Burke gebracht hatte. Bevor sie einen Schluck trinken konnte, hatte er sich gesetzt und sein Glas erhoben.
„Sollen wir auf einen neuen Anfang anstoßen?“
Die Bemerkung ließ Caro mitten in der Bewegung innehalten. Sie blickten sich über den kleinen Tisch hinweg an. Es war ihr unmöglich, den Ausdruck in den Tiefen seiner bernsteinfarbenen Augen zu deuten, doch die Höflichkeit gebot ihr zumindest, auf seine Bemerkung einzugehen. Jedenfalls befahl ihr das ihre brennende Zunge.
„Auf einen neuen Anfang.“
Der leicht herbe Godello löschte das vom Paprika entfachte Feuer. Nachdem sie wieder durchatmen konnte, setzte Caro das Glas ab und begann ihre vorbereitete Rede.
„Okay, also es wird folgendermaßen ablaufen. Ich habe seit deiner Ankunft überlegt, wie wir diese Situation am besten meistern können.“
„Das kann ich mir denken.“
„Zuerst einmal muss ich wohl nicht betonen, wie wenig ich davon halte, dass du das hier alles – unser Zusammentreffen – so hinterrücks arrangiert hast.“
Er hob die Augenbrauen. „Du hältst wenig von dem dicken Auftrag, den ich euch zugeschanzt habe?“
„Du hättest gleich offen mit mir verhandeln sollen. Mir sagen, wer du bist.“
„Ich habe nicht versucht, meine Identität zu verheimlichen“, konterte er lässig. „Mein Name steht im Vertrag.“
„Du wusstest verdammt gut, dass ich den Geschäftsführer der GSI niemals mit dem Jungen von damals in Zusammenhang bringen würde, den zu der Zeit jeder, auch mein Onkel und mein Cousin, nur als Johnny kannte.“
„Hättest du den Auftrag angenommen, wenn ich mich zu erkennen gegeben hätte?“
„Wahrscheinlich nicht. Und das führt uns zu den Bedingungen, unter denen ich weiterhin für dich diese Konferenz organisieren werde.“
Sie schob einige der kleinen Teller beiseite. Die Hände locker auf den Tisch gelegt, blickte sie ihm gerade ins Gesicht und bemühte sich um einen neutralen Tonfall.
„Ich wünsche keine weiteren Diskussionen über unser damaliges Zusammentreffen. Niemand von uns kann etwas an dem, was passiert ist, ändern, also besteht kein Grund, es noch einmal aufzuwärmen. Einverstanden?“
Er spielte mit einer aufgespießten Muschel und zog sie durch die dunkle Sherrysoße. Caro beobachtete seine Bewegungen und fragte sich unwillkürlich, wann und bei welcher Gelegenheit dieses Netzwerk dünner, verblichener Narben auf seinem Handrücken entstanden war.
„Einverstanden“, stimmte er nach einem Augenblick zu. „Wie du schon sagtest, kann niemand ändern, was passiert ist.“
„Und diese Bemerkung, dass du bei mir etwas gutmachen musst … Vergiss es. Es gibt nichts, das wiedergutzumachen wäre. Ich bin mit meinem Leben zufrieden. Sehr zufrieden. Ich möchte nicht, dass du dich aus irgendeiner missverstandenen Verantwortung heraus einmischst.“
„Okay, ich mische mich nicht ein.“
Sie sah ihn mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen an. Diese Zustimmung kam zu schnell, klang zu freundlich.
„Lass mich das mal klar wiederholen. Ich möchte nichts mit dir zu tun haben, Punkt.“
„Dazu ist es jetzt zu spät“, bemerkte er ganz
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