JULIA VALENTINSBAND Band 21
Caroline und Harry Martin. Beide fand er zusammen bei einer Besprechung wegen eines weiteren Zusatzes zum Konferenzplan. Das merkwürdige Gefühl in seinem Magen, das ihn beim Anblick der seidigen Haarsträhnen befiel, die sich aus ihrem strengen Knoten gelöst hatten und sich in ihrem Nacken ringelten, zerstreute jeden Zweifel bezüglich seines Vorhabens.
Harry blickte auf, als er sich ihnen näherte, und spürte sofort, dass etwas im Gang war. Dieser Mann kennt mich zu gut, dachte Rory zerknirscht.
„Hallo, Boss. Hast du ein Anliegen?“
„Ja, habe ich. Überprüfe doch bitte mal einen Typen namens Juan Casteel für mich. Ihm gehört ein Schiffstransportunternehmen mit Sitz in Barcelona.“
„Juan Casteel.“ Er notierte den Namen. „Und was will er?“
„Er meint, er bräuchte noch mehr Schutz.“
„Wer braucht das nicht?“, murmelte Harry.
„Casteel hat erfahren, dass ich in Spanien bin, und möchte mich treffen. Ich habe für drei Uhr nachmittags heute einen Termin in seinem Büro.“
„Ich werde ihn mir vornehmen.“
„Caroline, ich möchte, dass du mitkommst. Casteels Englisch ist ziemlich schlecht. Deshalb hätte ich gern noch eine zweite Person dabei, um mich abzusichern, ob ich ihn auch richtig verstanden habe.“
Rory achtete nicht auf den kurzen Seitenblick, den Harry ihm zuwarf. „Pack ein paar Sachen zum Übernachten zusammen“, riet er seiner überraschten Konferenzkoordinatorin. „Casteel hat was von Dinner in seinem Haus gesagt, auf diese Weise kann ich seine Frau kennenlernen und mir den Grundriss des Gebäudes ansehen. Wenn sie so spät essen, wie es bei den Spaniern allgemein üblich ist, wird es nicht möglich sein, noch heute Abend zurückzufahren.“
Dinner oder kein Dinner, Rory hatte bereits beschlossen, dass er und Caroline die heutige Nacht dort verbringen würden.
„Vielleicht reservierst du besser schon Zimmer für uns im Hotel“, riet er ihr. „Wir nehmen meinen Leihwagen. Ich treffe dich um zwölf in der Lobby.“
Sie sah ihn nur verblüfft an, offensichtlich unsicher und argwöhnisch. Er ließ ihr keine Zeit, um sich zu fangen.
„Lass mich wissen, was du über Casteel herausfindest, Harry.“
Sein Vize warf ihm einen finsteren Blick zu, bevor er nickte. „Das werde ich tun.“
Fünfundvierzig Minuten später brachte Harry eine Personenakte über Juan Casteel in Rorys Suite. Doch der spanische Schiffsunternehmer war nicht sein dringendstes Anliegen.
„Jetzt mal ganz offen, Boss. Was zum Teufel hast du mit Caroline vor?“
Rory war gerade dabei, sein Rasierzeug in die Reisetasche zu packen, und hielt inne. „Wie kommst du darauf, dass ich was mit ihr vorhabe?“
„Versuch nicht, mich auf den Arm zu nehmen. Immerhin hab ich dich davor bewahrt, ins Gefängnis zu kommen, schon vergessen?“
„Wie könnte ich? Du erinnerst mich ja mindestens einmal im Monat daran.“
Der pensionierte Polizist gehörte nicht zu denen, die ein Blatt vor den Mund nahmen. „Caroline ist wirklich in Ordnung, aber sie spielt in einer anderen Liga. Wenn du ihr noch einmal wehtust, musst du vor mir Rechenschaft ablegen.“
„Noch einmal?“, wiederholte Rory leise.
„Glaubst du, ich bin senil oder was?“
Verärgert warf Harry die Personenakte auf das Bett neben die Reisetasche.
„Ich wusste, es gibt einen Grund dafür, warum du so darauf beharrt hast, dass ihre Firma die Konferenz ausrichtet. Ich habe ein bisschen nachgeforscht. Es hat nicht lange gedauert, um herauszufinden, dass du derjenige warst, der sie geschwängert hat.“
Rory zuckte bei den Worten leicht zusammen und zog energisch den Reißverschluss der Reisetasche zu. „Siehst du die Sache vielleicht ein bisschen anders, wenn ich sage, dass ich nichts davon wusste?“
„Eigentlich nicht. Und für sie gilt das Gleiche. Was für ein Spielchen hast du vor?“
„Es ist kein Spielchen, Harry. Ich habe vor, meine Untaten wiedergutzumachen.“
„Wie?“
Er konnte den Mann, der praktisch sein Gewissen geworden war, nicht anlügen. „Mein erster Plan war eine finanzielle Vereinbarung. Ich weiß, mit Geld kann man das, was sie ertragen musste, nicht ungeschehen machen, aber es hätte ihr die Zukunft erleichtert. Wenn sie es nicht akzeptiert hätte, war mein Plan, ihr dafür Aufträge zuzuschanzen. Inzwischen …“
Inzwischen konnte er immer nur noch daran denken, wie Caroline im Mondlicht ausgesehen hatte. Wie sie schmeckte, so warm und salzig. Wie sehr er sie noch einmal kosten wollte.
„Inzwischen
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