JULIA VALENTINSBAND Band 21
vergessen.
„Hör zu, das ist gerade ein äußerst ungünstiger Moment, um über gestern Abend zu sprechen. Ich werde dir sämtliche Informationen zukommen lassen, wenn …“
„Oh nein! So leicht kommst du mir nicht davon! Komm schon, Caro, spuck es aus. Was hast du nun angesichts des Geistes aus deiner Vergangenheit beschlossen?“
„Ich kann im Moment wirklich nicht darüber reden.“
„Warum? Steht er gerade neben dir?“
„Nein. Also doch. Hör zu, Sabrina, ich fliege heute noch nicht zurück.“
„Aha …“
„Es ist was dazwischengekommen. Ich werde dir sobald wie möglich darüber Bericht erstatten. Im Augenblick wäre es nett, wenn du mir den Gefallen tun und meinen Flug stornieren könntest. Und Rorys auch. Bitte.“
Der leichte Anflug von Verzweiflung musste ihr anzuhören gewesen sein.
„Ich werde mich darum kümmern“, sagte Sabrina gedehnt, „aber …“
„Ich muss jetzt auflegen. Ich rufe dich an, sobald ich kann.“
Caro klappte das Handy zu. Die Hände auf den Tresen gestützt, atmete sie ein paarmal zittrig durch. Weniger als eine halbe Stunde in dieser beängstigenden Situation, und schon lagen ihre Nerven blank. Und dabei war es nicht mal ihr Mann, der entführt worden war!
Sie machte sich wieder daran, die Zitronen zu schneiden, und fragte sich, wie in aller Welt Elena wohl dieses Martyrium durchstehen würde.
Nach einer halben Stunde hatte Rory jede Einzelheit aus Elena herausgepresst, die es zu erfahren gab. Er ließ sie mit Caroline allein, verließ das Haus durch die Hintertür und stieg über die Gartenmauer. Als er sich außerhalb der Reichweite etwaiger Überwachungsgeräte befand, tätigte er drei Telefonate.
Als Erstes rief er eine Kontaktperson bei Interpol an. Auch wenn die Kidnapper Elena davor gewarnt hatten, die Polizei zu verständigen, wusste Rory, dass sie alarmiert wären, wenn eine so riesige Summe für das Lösegeld abgehoben wurde. Albért Boudoin, Leiter der Abteilung, die zuständig für Entführungen mit Lösegeldforderungen bei Interpol war, war genau der Mann, der sich mit den spanischen Behörden kurzschließen und sie von der Bildfläche fernhalten konnte.
Der zweite Anruf galt Lloyd’s of London, bei denen Juan Casteel versichert war. Der dritte ging an Harry Martin.
Als er kurz darauf zurückkehrte, setzte er sich mit Elena und Caroline in die sonnendurchflutete Küche. Seine unerschütterliche Ruhe half den beiden Frauen, die angespannten Stunden, die nun folgten, zu überstehen.
Ungefähr um drei Uhr nachmittags klingelte Rorys Handy. Er überprüfte die Nummer des Anrufers auf dem Display und verschwand durch die Hintertür. Kurz darauf erschien er wieder mit zwei Männern und einer Frau.
Nachdem sie sämtliche Telefonleitungen und das Haus mit ihren elektronischen Geräten überprüft hatten, demontierten die Spezialisten von Lloyd’s of London eine verborgene Abhöranlage. Dann setzten sie sich mit Rory und Elena zusammen, um ein weiteres Mal alle bisher bekannten Einzelheiten erschöpfend zu erläutern.
„Wir stimmen Mr. Burke zu“, sagte der Teamchef schließlich. „Das siehst nicht nach einer spontanen Entführung aus. Ihr Mann wurde nicht auf der Straße überfallen, weil sich die Gelegenheit geboten hat, Mrs. Casteel. Diese Aktion war sehr gut geplant und durchgeführt.“
Der zweite Anruf der Kidnapper bestätigte die allgemeine Annahme.
Er kam kurz nach zehn am selben Abend. Wieder war die Stimme des Anrufers elektronisch verzerrt, sodass es nicht möglich war, ihn zu identifizieren. Er – oder sie – lehnte es ab, über die zwanzig Millionen Lösegeld zu verhandeln, und gab präzise Instruktionen über die Art und Seriennummern der Euro-Geldscheine und wie diese zu überbringen seien.
Um zu beweisen, dass er noch am Leben war, ließ der Anrufer Juan für zehn oder fünfzehn Sekunden ans Telefon. gerade lange genug, um seine Frau zu überzeugen und ihr gleichermaßen das Herz aus der Brust zu reißen.
„Ich liebe dich, querida .Was auch immer passiert, vergiss nicht, dass ich dich liebe.“
Nach dem Anruf brach Elena zusammen. Glücklicherweise gehörte zum Team der Lloyd’s of London auch ein professioneller Berater. Er beruhigte die schluchzende Frau, während Rory und die anderen aus der Crew die Lösegeldbeschaffung vorbereiteten und deren Übergabe besprachen.
Caroline bemühte sich, ihnen nicht im Weg zu stehen, bekam aber jede Menge zu tun. Während der Abend voranschritt, benötigte das Team Unmengen
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