JULIA VALENTINSBAND Band 21
ich.“
„Wir müssen auch davon ausgehen, dass das Gebäude verwanzt ist. Vielleicht haben die Kidnapper auch elektronische Überwachungsgeräte aufgestellt. Benutze nie das Haustelefon oder dein Handy, um irgendetwas zu besprechen, das mit der Entführung zu tun hat, solange wir nicht jemanden beauftragt haben, der die Anlagen überprüft. Alles klar?“
„Alles klar.“
Rory klingelte und hoffte dabei inständig, dass er Caroline nicht in Gefahr brachte.
Nachdem die Kameras des Sicherheitssystems sie erfasst hatten, öffnete Elena Casteel selbst die Tür. Aus ihrer vornehmen Gastgeberin jenes Abends vor einigen Tagen war ein blasses, zitterndes Häufchen Elend geworden. Sie fragte nicht lange, warum Caroline anwesend war, sondern zog sie sofort in die Diele.
„Ich habe das Personal nach Hause geschickt“, sagte sie, während sie ein Taschentuch zwischen den zitternden Fingern zerdrückte. „Den Koch, das Dienstmädchen, den Gärtner … Ich habe ihnen erzählt, ich wäre krank. War das … war das richtig?“
„Es ist in Ordnung, aber wir wollen später mit ihnen reden. Und wir benötigen alle Namen und Adressen Ihrer Angestellten, um sie in der Datenbank zu überprüfen.“
„Sie meinen doch nicht … Sie können doch nicht glauben, dass …“ Aschfahl knüllte sie das Taschentuch zu einem kleinen Ball zusammen. „Unser Koch arbeitet seit zehn Jahren für uns. Paolo, der Gärtner, seit drei oder vier. Das Mädchen, Maria … Sie ist Paolos Tochter.“
„Wir wollen nur noch einmal alles nachprüfen“, sagte Rory freundlich. „Wie wäre es, wenn wir uns setzen? Ich möchte gern von Ihnen hören, wie das Telefonat genau verlaufen ist. Wort für Wort.“
„Ja, natürlich.“
Elena führte sie in ein Wohnzimmer mit Tiffanylampen und Jugendstilmöbeln. Die Enden ihres spitzenbesetzten Taschentuchs flatterten umher, als sie hilflos mit der Hand wedelte.
„Hätten Sie vielleicht gern eine Tasse Tee? Ich wollte gerade einen aufbrühen. Um meine Nerven zu beruhigen“, fügte sie hinzu und verzog die Lippen in dem verzweifelten Versuch zu lächeln.
Ihr misslungenes Bemühen ging Caroline sofort zu Herzen. „Ich könnte mich doch auch darum kümmern“, schlug sie vor.
Ihre Gastgeberin blickte sie dankbar aus tränenfeuchten Augen an. „Vielen Dank. Die Küche ist direkt hinter dem Speiseraum. Der Tee ist in der Teedose. Kaffee gibt es auch, Espresso, falls Sie den lieber möchten.“
Die Küche der Casteels verband den Prunk der Belle Epoque mit moderner Ausstattung in kunstvoller Vollendung. So wie in den anderen Räumen des Hauses war die mindestens vier Meter hohe Decke gewölbt und mit einem ornamental geschnitzten Deckenmedaillon gekrönt. Auf den schmiedeeisernen Lampen saßen Tiffanyschirme, passend zum schmiedeeisernen Ensemble mit Tisch und Stühlen, das in einer Fensternische stand, die zum Garten zeigte.
Caroline legte ihre Tasche auf einem Küchentresen ab, auf dem sich ein rundes Gewürzregal befand und eine glänzende Espressomaschine aus Edelstahl. Dieses Gerät lenkte sofort ihren sehnsuchtsvollen Blick auf sich, doch sie ermahnte schnell, dass Elena unbedingt einen Tee haben wollte.
Ein kurzer Blick in die Schränke, und sie fand die Teedose, einen Wasserkocher sowie ein Tablett für die Porzellantassen mit Untertellern, die sie aus einem Regal mit Glastür nahm. Sie schnitt gerade für den Tee eine Zitrone in Scheiben, als sie beim Klang eines Handyklingeltons zusammenzuckte.
Einen kurzen Augenblick dachte sie, die Kidnapper würden versuchen, Elena zu erreichen. Erst beim zweiten Klingeln wurde ihr bewusst, dass der Ton aus ihrer Handtasche kam.
Sie unterdrückte einen Fluch, ließ das Messer fallen und zog das Handy hervor. Während sie die Nummer auf dem Display überprüfte, dachte sie an Rorys dringende Warnung.
Himmel noch mal, Sabrina!
Caroline hatte vollkommen vergessen, dass sie ihren Partnerinnen versprochen hatte, sie vor dem Rückflug in die USA anzurufen.
Ein weiterer eindringlicher Ton kam vom Mobiltelefon in ihrer Hand. Sie klappte es auf und überlegte fieberhaft, was sie sagen sollte und was nicht.
„Hallo, Sabrina.“
„Hallo, Mädel! Neugierige Charaktere wollen Auskunft. Wie ist es gestern Abend gelaufen?“
Gestern Abend? Im ersten Augenblick reagierte sie vollkommen verständnislos, bevor ihr wieder die römische Villa und der Gitarrenspieler einfielen. Durch die Vorfälle an diesem Morgen hatte sie den gestrigen Abend total
Weitere Kostenlose Bücher