JULIA VALENTINSBAND Band 21

Klopfen an der Tür zur Suite unterbrach ihn.
    „Die Tapas“, brachte sie mit trockener Kehle vor. „Ich habe darum gebeten, dass sie die schon vorher bringen.“
    Rory murmelte einen Fluch vor sich hin und lief zur Eingangstür. Es war allerdings nicht der Zimmerservice, sondern eine große, langbeinige Blondine mit drei Begleitern.
    „Sind Sie Mister Burke?“, wollte sie wissen.
    „Ja.“
    „Wo ist Caroline?“
    „Sie ist …“
    „Hier bin ich!“
    Vom zweiten Schock an diesem Abend erfasst, schnappte Caro entsetzt nach Luft, als ihre beiden Geschäftspartnerinnen in die Suite gestürzt kamen.
    „Sabrina! Devon! Was macht ihr denn hier?“
    „Was denkst du denn!“, entgegnete Sabrina und umarmte sie stürmisch.
    Die Größte der drei Freundinnen hatte einen vollen hellblonden Lockenschopf, ellenlange Beine und eine lebhafte Persönlichkeit, die sich über die meisten Hindernisse hinwegsetzen konnte – wie zum Beispiel einen dominanten Vater, der ständig versuchte, sie in eine weibliche Variante seiner selbst zu verwandeln.
    „Du hast mich zu Tode erschreckt mit deinen Bemerkungen ‚Das ist jetzt ein ungünstiger Moment. Ruf mich nicht an.‘ Der Satz, dass du mit Interpol reden musst, hat es auch nicht besser gemacht. Du musst mir jetzt aber wirklich einiges erklären, meine liebe Freundin.“
    Devon erschien nicht weniger beunruhigt. Ihre braunen Augen unter dem kastanienbraunen Pony spiegelten die gleiche Sorge wider. „Rina hat mich in London angerufen. Cal hat seinen Firmenjet geordert, um uns nach Barcelona zu fliegen. Wir haben uns alle am Flughafen getroffen, um sofort zum Hotel zu kommen.“
    Zehn Zentimeter kleiner als Sabrina, aber nicht weniger energisch, hatte Devon erst vor Kurzem gelernt, ihrem Gefühl zu vertrauen. Das verdankte sie dem Mann, der ihr in die Suite gefolgt war. Cal Logan war zweifellos überzeugend.
    „Hallo, Caroline.“ Mit seinen sprühenden blauen Augen musterte er ihr Gesicht. „Geht es Ihnen gut?“
    Die Frage konnte sie nicht beantworten. Nicht, wenn sie an Rorys sechs- oder siebenstufigen Verführungsplan dachte, den sie immer noch in der Hand hielt. Als sie nur hilflos die Schultern zuckte, tätschelte Cal ihr den Arm.
    „Machen Sie sich keine Sorgen. Was auch immer das Problem sein sollte, wir werden Ihnen helfen, es in Ordnung zu bringen.“
    Vollkommen überwältigt stopfte sie das zusammengeknüllte Blatt Papier in ihre Tasche und wandte sich zu dem Vierten in der Gruppe der Neuankömmlinge um. „Sie müssen Marco sein.“
    Der umwerfend attraktive italienische Chirurg, der Sabrina vor knapp einem Monat glatt umgehauen hatte – im wahrsten Sinne des Wortes! –, lächelte zustimmend.
    „Das bin ich. Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen. Rina hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“
    „Umgekehrt genauso.“
    Jetzt, wo Sabrina sich davon überzeugt hatte, dass Caroline am Leben und bei bester Gesundheit war, erwachte ihre Kampfeslust wieder mit voller Macht. Sie ließ sie an Rory aus.
    „Als Caro uns erzählt hat, dass Sie der Mistkerl sind, von dem sie in ihrer Highschoolzeit schwanger war, habe ich ihr angeboten, nach Spanien zu fliegen und Ihnen einen ordentlichen Tritt zu verpassen. Wenn Sie ihr schon wieder wehgetan oder sie in irgendwas Illegales reingezogen haben, stehen hier vier Freunde bereit, die mit größter Freude meinen ursprünglichen Plan ausführen würden.“
    Rory zog die Augenbrauen hoch und ließ den Blick von ihr über das Trio schweifen, das sich Schulter an Schulter zu Caro gesellt hatte. Er sah kurz zu Devon hinüber, dann zu Cal und Marco und zurück zu der Frau, die sich mit in die Hüften gestemmten Fäusten vor ihm aufgebaut hatte.
    „Vielen Dank für die Warnung“, sagte er, ohne besonders besorgt zu klingen. „Sie sind Sabrina Russo, stimmt’s? Die Tochter von Dominic Russo?“
    „Woher wissen Sie … ach ja, Sie sind ja im Schnüffelgeschäft tätig.“
    „Personenschutz“, korrigierte er milde. „Und Sie sind Devon McShay.“
    Es war eine Feststellung, keine Frage, aber Dev nickte trotzdem zustimmend.
    „Wollen Sie mich Ihren Freunden vorstellen, Ms. McShay?“
    „Das ist Cal Logan, Geschäftsführer von Logan Aerospace.“
    „Die kürzlich die Hauptmann Metallwerke in Dresden übernommen haben“, kommentierte Rory. „Ich habe die Nachricht im Wall Street Journal gelesen.“ Sein Blick wanderte zu Marco. „Und …“
    „Dr. Marco Calvetti“, unterrichtete ihn Sabrina. „Auch bekannt als Seine