JULIA VALENTINSBAND Band 21
funkelnde Diamanten, die ihr nur eines zu sagen schienen: Alles wird gut werden .Vielleicht hatten sie ja recht.
„Wie geht es dir?“, wollte Benton wissen.
„Ich fühle mich lebendig.“
„Gut.“ Er drückte ihre Hand.
„Aber ich weiß so wenig über dich, während ich dir praktisch mein ganzes Leben erzählt habe.“
Sie wollte alles über ihn wissen, angefangen bei seiner Kindheit bis hin zu seinen Vorstellungen und Plänen für die Zukunft. Hatte er schon einmal eine längere Beziehung gehabt? Wollte er sich jemals verlieben, so wie eigentlich jeder Mensch? Denn nur durch die Liebe überdauerte der Mensch die Zeiten. Anziehung, Lust, die Sehnsucht, zu jemandem zu gehören, das zusammen führte dazu, dass aus zwei Menschen ein Paar wurde. Sie kannte alle die Geschichten aus Büchern und Filmen, aber selbst hatte sie noch nie einen Mann getroffen, bei dem sie sich vorstellen konnte, dass sie sich in ihn verliebte – bis jetzt.
„Über mich gibt es nicht viel zu erzählen.“
Ach, ja? „Versuch es doch einfach mal.“
Ben stieß ein kurzes Lachen aus. „Mein Leben war bisher nicht sonderlich interessant.“
„Sei nicht so bescheiden.“
Er lachte. „Warum befragst du nicht deine Kristallkugel?“
Celeste sah ihn forschend an. Nein, mit Bescheidenheit hatte das nichts zu tun, auch nicht mit Geheimniskrämerei oder dem Versuch, sich interessant zu machen. Es mussten andere Gründe sein, aus denen er nicht über sich reden wollte. Sie sollte ihn besser nicht drängen.
„Entschuldige, ich wollte nicht neugierig sein.“
Er sah sie an, dann fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare, unschlüssig, ob er sich ihr anvertrauen sollte. Aber was riskierte er schon?
„Ich bin im Heim und bei verschiedenen Pflegeeltern aufgewachsen. Als ich sechzehn war, suchte ich mir einen Job, ging nebenbei auf die Abendschule und dann aufs College. Mit vierundzwanzig entdeckte ich die Börse, und ein Jahr später hatte ich meine erste Million verdient. Alles nicht sehr interessant, wie du siehst. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.“
Celeste versuchte, die kurzen Informationen zu verdauen. Automatisch hatte sie angenommen, dass er ähnlich aufgewachsen war wie sie, mit Eltern, die ihn liebten und für ihn sorgten.
„Was war mit deiner Mutter?“
„Sie ist ein paar Tage nach meiner Geburt gestorben. Du brauchst jetzt nicht zu sagen, dass es dir leidtut. Ich kannte sie schließlich nicht.“
Und genau das war der Grund, warum ihr das Herz aufging. „Und dein Vater?“
„Gute Frage.“
„War deine Mutter nicht mit ihm verheiratet?“
„Doch. Und geschieden.“
„Hast du deinen Vater denn nie gesucht?“ An seiner Stelle hätte sie ihn unbedingt kennenlernen wollen, um eine Verbindung zu ihrer Vergangenheit herzustellen. Vielleicht sah er seinem Vater ähnlich und hatte die Intelligenz von seiner Mutter geerbt, vielleicht hatte er Halbgeschwister. Und irgendwo musste es doch auch Großeltern gegeben haben. Wollte er das alles denn gar nicht wissen?“
„Interessanterweise hatte ich erst vor Kurzem einen Privatdetektiv mit der Suche beauftragt, aber er hat nichts herausgefunden. Erst wollte ich es mit einer anderen Agentur versuchen, aber wenn mein Vater sich damals nicht für mich interessiert hat, warum sollte er es jetzt tun?“ Benton sah in den Himmel hinauf. „Wahrscheinlich will er nicht gefunden werden. Er wäre nicht der Erste.“
Es gelang ihm nicht ganz, seiner Stimme Leichtigkeit zu verleihen. Celeste sah ihm an, dass dieser fehlgeschlagene Versuch, seinen Vater zu finden, an ihm nagte – vor allem, wenn der Grund dafür wirklich war, dass dieser Vater nicht gefunden werden wollte. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber sein Mund wirkte härter als sonst. Redete Benton sich diese Gleichgültigkeit nur ein, weil er nicht ertragen könnte, wenn seine Hoffnungen enttäuscht würden? Vielleicht war das auch die Erklärung, warum er sich ihr gegenüber so sensibel verhalten hatte. Auch sie hatte sich ihr Leben lang an einer Hoffnung festgehalten. Es hatte wehgetan, sie aufzugeben, aber sich krampfhaft daran zu klammern, wäre noch schmerzhafter gewesen.
Sie suchte nach einem Trost. „Dein Vater wäre bestimmt stolz auf dich, wenn er wüsste, was du erreicht hast.“
Darauf antwortete er nicht, sondern verzog nur leicht den Mund. Aber dann lächelte er auf einmal. „Schau! Schnell.“
Celeste folgte mit dem Blick seinem Arm. Ein heller Punkt mit einem silbernen Schweif
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