JULIA VALENTINSBAND Band 21
schoss über den schwarzblauen Himmel, um im nächsten Moment zu verglühen.
„Das war meine allererste Sternschnuppe!“
„Als Kind habe ich immer am Fenster gestanden und darauf gewartet. Ich glaube, ich habe schon Dutzende gesehen.“ Benton machte eine kleine Pause, als hätte er schon zu viel verraten. Er richtete sich ein wenig auf. „Du musst dir etwas wünschen. Aber du darfst nicht verraten, was es ist. Sonst geht es nicht in Erfüllung.“
Celeste sah bildlich vor sich, wie der einsame kleine Junge vor so vielen Jahren voller Sehnsucht in den Himmel geschaut hatte, und schloss die Augen, um sich auf ihren Wunsch zu konzentrieren. Er betraf sie beide.
In Bentons Augen spiegelte sich das Licht aus der Kajüte. „Ich weiß, was du dir gewünscht hast.“
Er konnte höchstens den halben Wunsch erraten haben, und es war ein Glück, dass es so war. Denn er durfte nicht wissen, wie nahe sie daran war, sich in ihn zu verlieben, wie sehr sie sich jetzt schon nach seinem Lächeln, seiner Berührung sehnte.
„Da bin ich aber gespannt“, gab sie zurück.
Er lächelte nur und verschwand in der Kajüte. Wenig später klang Musik heraus, und er kam zurück und zog sie aus ihrem Stuhl hoch. Dann legte er die Arme um sie, und sie fingen langsam an zu tanzen. „Du hast dir gewünscht, dass ich mit dir tanze.“
Celeste legte den Kopf an seine Brust. Die Stimmung war so überwältigend, dass sie kein Wort herausbrachte. Sie fühlte sich als etwas ganz Besonderes, so wie noch nie in ihrem Leben.
Würde es mit ihnen weitergehen? Oder war es nur das berühmte einzige Mal, nach dem man sich voneinander verabschiedete und wusste, dass man sich nie wiedersah?
„Ich bin froh, dass wir uns kennengelernt haben.“ Seine Stimme war tief und rau.
„Ich auch.“ Das war die Untertreibung des Jahres.
„Ich verspreche dir, dass ich mich gut um PLM kümmere.“
Celeste verspürte einen Stich. Am besten brachte sie es so schnell wie möglich hinter sich.
„Davon bin ich überzeugt.“
Benton drehte sie im Kreis herum. „Ich würde gern mit dir in Verbindung bleiben.“
Ihr Herz klopfte so stark, dass er es einfach merken musste. Ihre Stimme klang erstaunlich ruhig. „Das wäre nett.“
„Ich kann dir alle drei Monate einen Zwischenbericht liefern, wenn du willst.“
Was für einen Zwischenbericht? Und warum alle drei Monate? Wie meinte er das? Der Atem stockte ihr. Das bezog sich offenbar nur auf die Firma, die bald ihm gehören würde, und hatte nichts mit irgendwelchen privaten Sympathien zu tun. Sie presste die Kiefer zusammen. Was hatte sie denn erwartet? Benton Scott war nicht an einer Beziehung interessiert. Daran änderten weder eine Sternschnuppe noch ein traumhaft schöner Nachmittag etwas. Abgesehen davon war sie im Moment auch nicht gerade auf eine Bindung erpicht. Erst musste sie den Verlust der Firma verarbeiten, bevor sie an weiterreichende Veränderungen in ihrem Leben dachte.
Benton gab ihr einen Kuss auf den Kopf. „Wollen wir hier übernachten?“
Wenn sie ehrlich war, wünschte sie sich nichts mehr. Aber wenn sie noch länger mit ihm zusammenbleiben würde, wenn sie mit ihm im Bett läge, in seinen Armen, würde es nur noch härter werden, ihn wieder gehen zu lassen. Es war jetzt schon schwer genug, und sie durfte sich nicht zu verletzlich machen.
„Der Ausflug war genau das, was ich gebraucht habe. Danke, Benton.“
„Sag doch Ben zu mir. Alle nennen mich so.“
Sie lächelte. Ben passte wirklich viel besser zu ihm. „Ben, ich glaube, ich möchte lieber nach Hause fahren.“
Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber sie hatte den Eindruck, dass er sie ein bisschen fester hielt. Er strich mit dem Kinn über ihren Kopf. „Warten wir, bis der Tanz zu Ende ist.“
Celeste wusste, dass sie diese Melodie nie vergessen würde. Sie würde für immer in ihrem Herzen eingebrannt bleiben. Aber es war Zeit, sich weiterzubewegen.
5. KAPITEL
Silvester?
Interessierte sie nicht.
Celeste ließ sich in eine Sitzreihe im Flughafen von Sydney sinken. Vor ein paar Minuten hatte sie sich von Brooke verabschiedet, die zusammen mit einer Kollegin aus dem Reisebüro eine Woche auf Hamilton Island am Great Barrier Reef verbringen wollte. Beide hatten sie gedrängt, sie doch zu begleiten, und versucht, sie mit dem Versprechen auf Luxus und allabendliche Partys zu locken.
Celeste seufzte. Ihr fehlte einfach die Energie dazu. Natürlich würde sie auch gern ein bisschen feiern und es sich gut gehen
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