JULIA VALENTINSBAND Band 21
lassen, aber sie war nicht in der Stimmung. Noch immer hatte sie am Verlust von PLM zu knabbern – einerseits. Andererseits gab es da noch ein Problem …
Sie saß einem Mann mittleren Alters gegenüber, der zu seinen Shorts ausgeleierte braune Socken und schwarze Sandalen trug und sich mit Inbrunst schnäuzte. Auch das noch.
Keinen Moment hatte sie überlegen müssen, ob sie nicht doch mit Brooke und ihrer Kollegin in den Urlaub fliegen sollte. Denn es wäre nicht fair gewesen, den beiden mit ihrer momentanen Laune die Ferienstimmung zu verderben. Und von einem halb betrunkenen, Anschluss suchenden Feriengast belästigt zu werden, entsprach ohnehin nicht ihren Vorstellungen von einem gelungenen Silvesterfest.
Aber sie war ja letztlich selbst schuld. Es war sechs Wochen her, seit sie Ben das letzte Mal gesehen hatte. Seitdem konnte sie alle anderen Männer nur mit Abneigung oder bestenfalls Gleichgültigkeit betrachten. Mit Benton Scott konnte keiner auch nur halbwegs mithalten.
Während sie noch dasaß, wurde sie auf einmal von einem ganz merkwürdig kribbelnden Gefühl erfasst, und eine Sekunde später hört sie eine Männerstimme dicht am Ohr.
„Hallo.“
Sie fuhr herum, und das Blut wich aus ihrem Gesicht. Im nächsten Augenblick wurde ihr heiß und schwindlig. Ihre Kehle war so eng geworden, dass sie nur stammeln konnte.
„B-Benton?“
Er kam um die Sitzreihe auf sie zu, und am liebsten wäre sie ihm entgegengelaufen und hätte sich in seine Arme geworfen. Stattdessen stand sie nur auf. Ihre Beine wollten sie kaum tragen. Er sah genauso hinreißend aus, wie sie ihn in Gedanken immer vor sich sah.
Die ausgeblichenen Jeans, die seine schmalen Hüften und die langen Beine betonten, weckten lebhafte Erinnerungen in ihr. Er hatte die Hemdärmel hochgerollt, sodass seine braun gebrannten Arme zur Geltung kamen, und aus dem offenen Kragen spitzten dunkle Härchen. Celeste erinnerte sich nur zu gut daran, wie diese Härchen, seine Muskeln sich unter ihren Händen angefühlt hatten. Und dazu sein Duft …
Sie war so fest davon überzeugt gewesen, dass sie ihn nie mehr wiedersehen würde. Und jetzt stand er da, keinen halben Meter vor ihr, und sein Lächeln war so sexy, dass sie ihrer Stimme immer noch nicht traute.
Er küsste sie auf die Wange.
„Ich dachte, wir hätten uns auf ‚Ben‘ geeinigt.“
Wie sehr ihr seine dunkle Stimme gefehlt hatte! „Ben. Ja, natürlich. Entschuldige.“
„Was machst du hier?“, fragten sie beide gleichzeitig. Und dann: „Du zuerst.“
Ben lachte. „Fang du an.“
Celeste atmete tief durch. Es war Zeit, dass sie sich zusammenriss, sie benahm sich ja wie ein liebeskranker Teenager. „Ich habe Brooke zum Flugzeug gebracht.“
„Deine Freundin, die manchmal für dich arbeitet?“
Sie nickte. Als Ben sie nach diesem Tag in der Bucht nach Hause gefahren hatte, hatte sie ihm von Brooke erzählt. Er schien interessiert, hatte aber keine Anstalten gemacht, selbst mehr über sich preiszugeben. Und sie hatte ihn nicht drängen wollen.
„Brooke macht mit einer Freundin eine Woche Urlaub auf Hamilton Island.“
„Da ist heute Abend wahrscheinlich die Hölle los.“ Ben stellte seine Tasche ab und sah Celeste neugierig an. „Warum bist du nicht mitgeflogen?“
Sie kreuzte die Finger hinter dem Rücken. „Ach, der Laden und dieses und jenes“, erwiderte sie vage.
„Eine kleine Auszeit hätte dir bestimmt auch gutgetan.“
Einerseits. Andererseits hätte sie ihn dann verpasst. Eine Situation wie diese hatte sie sich so oft ausgemalt, aber nie hätte sie geglaubt, dass sie einmal Wirklichkeit werden würde.
Am liebsten hätte sie seine Hand genommen und gestreichelt – die Hand, die jeden Zentimeter ihres Körpers erforscht hatte. Aber das ging natürlich nicht. „Und wo kommst du her?“
Wahrscheinlich war er eher irgendwohin unterwegs. Bei ihrem sprichwörtlichen Glück musste er sicher gleich wieder weiterhetzen, um sein Flugzeug nicht zu verpassen. Vermutlich war er ohnehin schon viel zu spät dran.
„Ich komme gerade aus Perth zurück.“
„Dann bist du bestimmt sehr müde.“ Der Flug von Perth an der Westküste dauerte ungefähr sechs Stunden.
Für einen Moment fiel sein Blick auf ihre Lippen, bevor er ihr wieder in die Augen sah. „Ich war über Weihnachten da.“
„Warst du geschäftlich unterwegs?“
„Nur zum Teil. Ein Freund wollte meine Meinung zu …“ Er unterbrach sich. „Aber ich halte dich auf. Du bist bestimmt irgendwo zu einer
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