Julia-Weihnachten Band 23
keinen Ton heraus angesichts seines unverblümten Geständnisses. Sie wurde sich derart seiner Nähe und des Dufts seiner warmen, makellos gepflegten Gestalt in der Enge des Wagens bewusst, dass sie sich kaum noch rühren konnte. Gideon half ihr hinaus, nahm ihre Tragetaschen und trug sie zum Haus.
„Danke“, sagte sie atemlos, während sie die Tür aufschloss.
In seinen Augen brannte ein Feuer, das sie früher nie bemerkt hatte.
„Wir hatten uns übrigens nicht vorab über den Fahrpreis geeinigt“, äußerte er leise.
„Stimmt. Ich hoffe, deine Preise sind nicht zu hoch“, entgegnete sie und nahm an – wünschte? – , dass er sie um einen Kuss bitten würde.
Er lachte aufreizend träge. „Das hängt von deiner Betrachtungsweise ab. Ich wüsste eine Gegenleistung. Aber bist du bereit, sie zu zahlen?“
Felicia sah ihn misstrauisch an. „Was meinst du genau?“
„Informationen. Ich möchte, dass du einige Lücken bei mir füllst. Ich weiß, dass du heute mit der Robson-Hochzeit beschäftigt bist. Aber was machst du morgen?“
„Morgen ist Weihnachten!“
Seine Lippen zuckten. „Das habe ich gehört. Wo wirst du es verbringen?“
„Hier.“
„Allein?“
„Ja“, antwortete sie trotzig. „Mrs. Robson wollte, dass ich zum Lunch zur Farm zurückkehre. Aber ich habe dankend abgelehnt. Ihr Haus ist jetzt schon voller Leute. Außerdem wäre es dort ohne Poppy ein bisschen merkwürdig für mich. Deshalb entschloss ich mich zu einem friedlichen Tag mit Bran und Jet.“
„Weshalb hat Poppy ausgerechnet den Heiligen Abend für ihre Hochzeit gewählt? Die Fahrt in die Flitterwochen muss eine echte Herausforderung sein.“
„Tom und sie fahren nirgendwohin, sondern kehren zu dem Haus zurück, in das sie vor einem Monat gezogen sind. Sie haben es gerade erst eingerichtet, und Poppy möchte das erste gemeinsame Weihnachtsfest dort mit Tom allein verbringen.“ Felicia lächelte verschmitzt. „Er hat nichts dagegen.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Gideon sah sie fest an. „Wir beide, du und ich, sind morgen ebenfalls allein, Flick. Verschieb das Hähnchenessen auf den nächsten Tag und komm zum Lunch zu mir nach ‚Ridge House‘. Dort kannst du dann meine Wissenslücken füllen, von denen ich gesprochen habe. Ich hole dich gegen elf Uhr ab.“
Sie sah ihn verblüfft an. „Meinst du das ernst?“
Er lächelte und ähnelte in diesem Moment derart dem Teenager, den sie einst angehimmelt hatte, dass sich ihr Herz schmerzlich zusammenzog. „Todernst. Was hältst du davon?“
„Nun – einverstanden, wenn es dir recht ist“, antwortete sie zögernd und überschlug kurz ihre Einkäufe. „Aber du solltest lieber zum Essen zu mir kommen – wegen der Hunde.“
„Mit größtem Vergnügen“, versicherte er. „Also Weihnachtsessen in ‚The Lodge‘. Obwohl ich dir gern mein Haus zeigen würde.“
„O ja, ein andermal unbedingt“, antwortete Felicia erfreut. „Komm bitte gegen Mittag. Bis dahin dürfte alles bereit sein.“
3. KAPITEL
Felicia ging ins Haus und ließ die kläffenden Hunde in den Garten. Benommen räumte sie ihre Einkäufe fort und war nicht sicher, was sie bei dem Gedanken empfand, den ersten Weihnachtstag mit Gideon Ford zu verbringen.
Was genau meint er mit der Wissenslücke, die ich füllen soll?, überlegte sie, während sie nach oben lief, um sich in eine vorzeigbare Brautjungfer zu verwandeln. Verglichen mit dem eindrucksvollen Imperium, das Gideon sich aufgebaut hatte, war ihr Leben ziemlich ereignislos verlaufen.
Schule, College, Arbeit, ein paar unbedeutende Freundschaften mit Männern, aber keine Beziehung, die diesen Namen verdiente – nicht zuletzt, weil es ihr ungeheuer schwerfiel, über ihren Romeo hinwegzukommen. Alle Männer, die sie die nächsten Jahre kennenlernte, eingeschlossen Charles Beattie, hatten Gideon Ford nicht das Wasser reichen können.
Jetzt als Erwachsener war Gideon ein sehr eindrucksvoller Mann, gab Felicia seufzend zu und war nicht sicher, ob es klug gewesen war, in das Weihnachtsessen mit ihm einzuwilligen. Andererseits – weshalb eigentlich nicht? Sie war niemandem Rechenschaft schuldig, schon gar nicht Charles. Außerdem war es keine große Sache, wenn zwei alte Freunde das Weihnachtsfest gemeinsam verbrachten.
Auf der Robson-Farm herrschte genau das Chaos, das Felicia erwartet hatte. Andy eilte, seine kleine Tochter im Schlepptau, bei ihrer Ankunft herbei und umarmte sie so heftig, dass sie um ihre Rippen fürchtete.
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