Julia-Weihnachten Band 23
möchte die Spitze nicht zerreißen.“
„Dann hast du ihn schon getroffen“, stellte ihre Freundin enttäuscht fest.
„Ja, gestern Abend. Er tauchte bei mir auf, weil er gesehen hatte, dass im Haus Licht brannte. Mum und Dad hatten ihm gesagt, über Weihnachten sei niemand da. Ich war vielleicht überrascht, als er plötzlich auf der Türschwelle stand.“ Genau genommen war sie wie gelähmt gewesen.
Poppy wirbelte herum, und ihr Rock schwang dramatisch mit. „Du hast mir kein Wort davon gesagt“, warf sie der Freundin vor.
„Du hast mir keine Gelegenheit dazu gegeben.“
„Also, was ist passiert?“
„Nichts Besonderes. Er kam direkt aus London und sah total verfroren aus. Deshalb bot ich ihm eine Tasse Kaffee an.“
„Tatsächlich? Er war ein paar Mal in Chastlecombe, um sich um ‚Ridge House‘ zu kümmern. Aber nie, wenn ich bei meinen Eltern war. Wie sieht er heute aus?“, fragte Poppy neugierig.
„Gut“, antwortete Felicia knapp.
„Tom sagte, er hätte sich sehr über die Einladung gefreut.“
„Hast du etwa heute mit deinem Bräutigam gesprochen?“
„Solange wir uns vor der Trauung nicht sehen , ist alles in Ordnung. Ein Telefongespräch zählt nicht.“ Poppy setzte sich, damit Felicia eine kleine Krone aus Rosenknospen und Efeu auf ihrem Haar befestigen konnte. Anschließend stand sie wieder auf und betrachtete sich im Spiegel. „Okay, das wär’s. Wie sehe ich aus?“
„Sensationell!“
Das entsprach der Wahrheit. Poppys Brautkleid war ein Traum. Das Oberteil bestand aus schwerer weißer Spitze. Mit seinem tiefen Ausschnitt und den eng anliegenden Ärmeln bildete es einen eindrucksvollen Kontrast zu dem dunkelroten Samtrock.
„Danke, Felicia. Du siehst auch toll aus.“
Felicia trug ein efeugrünes langes Samtkleid mit schmalem Rock. Poppy befestigte drei Rosenblüten im Haarknoten ihrer Brautjungfer, trat zurück und betrachtete ihre Freundin und sich glücklich lächelnd im Spiegel.
„Wir sehen beide verflixt gut aus“, stellte sie befriedigt fest.
Felicia half ihr in die Samtjacke, die den Brautstaat ergänzte. Nach einem letzten Blick in den Spiegel ergriff Poppy ihren Brautstrauß, der aus dunkelroten Rosen, Schleierkraut und frischem Efeu bestand. Sie war schon auf dem Weg zur Tür, als ihr Vater verkündete, der Wagen stehe für sie bereit.
„Ich sollte nicht im selben Wagen mit dir fahren“, erklärte Felicia, während sie die Treppe hinuntergingen. „Man erwartet, dass du würdevoll an der Seite deines Vaters vor der Kirche erscheinst.“
„Poppy und ich möchten gern, dass du bei uns bist, meine Liebe“, sagte George Robson und blinzelte verdächtig beim Anblick seiner Tochter. „Meine Güte, Mädchen. Du bist eine wahre Bilderbuchschönheit“, erklärte er gerührt.
„Danke, Dad.“ Poppy küsste ihren Vater liebevoll auf die Wange.
Er räusperte sich verlegen. „Wehe, wenn Tom Henshawe nicht gut für dich sorgt.“
„Das wird er bestimmt“, versicherte Felicia ihm.
Die Glocken läuteten, als sie die Kirche erreichten, begleitet von fröhlich winkenden Passanten, die ihre Einkäufe unterbrochen hatten, um die Braut zu sehen.
Felicia stieg aus dem Wagen, um Poppy mit ihrem Rock zu helfen. Anschließend folgte sie George Robson, der seine Tochter stolz den Pfad hinauf zum mit Girlanden geschmückten Kirchenportal führte. Dort wartete Andy mit seiner Tochter auf die drei. Die Kleine sah als Blumenmädchen wie eine lebendige Puppe aus mit ihrem grünen Samtkleid und den grünen Samtschuhen.
Ein Kranz aus Rosenknospen schmückte ihre goldblonden Locken. Sie hielt einen kleinen Samtmuff in der einen Hand, mit der anderen umklammerte sie stolz und aufgeregt den Henkel eines Weidenkörbchens voller Rosenblüten. Andy übergab seine kleine Tochter in Felicias Obhut und küsste seine Schwester.
„Ein letzter Kuss, solange du noch nicht die Frau eines anderen bist“, scherzte er. Dann betrat er gemeinsam mit seinen Freunden, die bei der Ankunft der Gäste geholfen hatten, die Kirche und setzte sich zu seiner Frau.
Felicias Hals zog sich schmerzlich zusammen, als George Robson seine Tochter zu den vertrauten Klängen von Mendelsohns Hochzeitsmarsch den Mittelgang hinab zum Altar führte. Der Bräutigam begrüßte seine strahlende Braut mit einem solch zärtlichen Lächeln, dass seine Mutter in der Bank hinter ihm hörbar schniefte. Felicia hatte Gideon entdeckt, sobald sie die Kirche betrat. Sie lächelte ihm kurz zu, als sie an ihm
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