Julia-Weihnachten Band 23
vorbeikam.
Als das Brautpaar die Altarstufen erreicht hatte, verstummte die Orgel. Poppy reichte ihrer Brautjungfer ihren Brautstrauß, während das Blumenmädchen beschloss, lieber auf den Knien seiner Mutter zu sitzen.
Mit feierlichen Weihnachtsliedern und einer wunderschönen Ansprache des Pfarrers begann die Trauung. Spätestens als der kleinste Junge des Kirchenchores mit glockenreiner Stimme allein „Stille Nacht, heilige Nacht“ sang, waren alle Gäste zu Tränen gerührt. Zu Richard Wagners triumphierendem „Treulich geführt …“ schritt das Brautpaar schließlich freudestrahlend den Mittelgang wieder hinab.
Wegen des schwindenden Lichts war der Fototermin vor der Kirche nur kurz, und der Fotograf machte sich auf den Weg zum Empfang. Nachdem Braut und Bräutigam unter einem Konfettiregen davongefahren waren, suchte Mrs. Robson nach einer Mitfahrgelegenheit für Felicia.
„Ich habe jede Menge Platz in meinem Wagen, Mrs. Robson“, sagte Gideon und trat vor. „Miss Maynard kann gern mit mir fahren.“
„Das wäre sehr nett“, antwortete die Brautmutter. „Es ist dir doch recht, Felicia? Es wäre ein Jammer, dein Kleid zu zerknautschen, indem du dich in unseren voll beladenen Wagen hineinzwängst. Vielen Dank, Mr. Ford.“
„Nennen Sie mich bitte Gideon“, antwortete er freundlich.
„Es ist mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen“, erklärte Mrs. Robson warmherzig. „Ich bin so froh, dass Tom Sie heute Morgen getroffen hat.“
„Bist du es auch?“, fragte Gideon, während er Felicia die Tür offen hielt.
„Ob ich was bin?“, erwiderte sie mit bebender Stimme.
„Froh, dass Tom mich heute Morgen getroffen und eingeladen hat.“
„Natürlich freue ich mich darüber.“ Sie lächelte ihn an, als er die Heizung weiter aufdrehte. „Danke. Mir wurde ein bisschen kalt.“
„Das habe ich gemerkt. Deshalb bot ich mich als Fahrer an, bevor du Frostbeulen bekamst.“
Ob er den frohlockenden Blick bemerkt hat, den Mrs. Robson und Leah bei seinem Angebot gewechselt haben?, überlegte Felicia. „Fühlst du dich an alte Zeiten erinnert? Dieses Fest gleicht beinahe einer Schulparty.“
„Es ist schön, so viele alte Freunde wiederzutreffen“, stimmte er zu.
„Manche Leute haben sich ziemlich verändert.“
„Ja. Einige sind schlanker als damals, andere dicker. Alle sind älter geworden. Aber im Grunde sind sie gleich geblieben.“ Er lächelte versonnen. „Ich wusste, dass Tom Henshawe verrückt nach Poppy war. Dass Andy Robson mit Leah Porter verheiratet ist, hat mich dagegen überrascht. Ich dachte, sie wollte Schauspielerin werden.“
„Das wollte sie auch. Nach ihrem Collegeabschluss besuchte sie sogar eine Schauspielschule. Doch nach einer Weile stellte sie fest, dass es nicht das Richtige für sie war. Sie arbeitete als Lehrerin und traf sich wieder mit Andy.“
Gideon sah Felicia kurz an, während sie die Stadt hinter sich ließen. „Ist dir jetzt wärmer?“
„Ja, natürlich. Außerdem gibt es gleich Glühwein.“ Sie lächelte zu ihm hinüber. „Sobald du die Scheune betrittst, wirst du verstehen, weshalb Poppy am Heiligen Abend heiraten wollte.“
„Das kam schon bei der Liedauswahl in der Kirche deutlich zum Ausdruck.“
„Poppy mag diese Lieder. Obwohl sie scherzhaft meinte, ‚Herbei, o ihr Gläubigen‘ sei ein Wink für Tom gewesen. Als wenn er den gebraucht hätte. Seit dem Kindergarten hat es nie eine andere Frau für ihn gegeben.“
„Weshalb dauerte es dann so lange, bis sie den letzten Schritt getan haben?“
„Sie leben zusammen, seit sie sich letztes Jahr offiziell verlobt haben. Poppy war wild entschlossen, nichts an diesem Zustand zu ändern. Frei nach dem Motto: ‚Weshalb etwas anrühren, das problemlos funktioniert?‘ Doch als sie begann, immer konkreter von Kindern zu reden, machte Tom Nägel mit Köpfen. ‚Heirate mich, oder aus einer Familiengründung wird nichts‘, erklärte er. Da gab sie nach. Weißt du noch, wie man zur Farm kommt?“, fragte sie plötzlich.
„Ja, natürlich“, antwortete Gideon in einem Ton, der sie erstaunt aufhorchen ließ. „Ich erinnere mich an jede Kleinigkeit aus der Zeit, als ich hier lebte.“
„Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“, fragte Felicia und unterdrückte den Schauder wohliger Erregung, der sie bei seiner Bemerkung überkam. „Ich muss unbedingt die Hunde hinauslassen, bevor ich zu dem Empfang gehe. Könnten wir einen Umweg über ‚The Lodge‘ machen? Es fängt an zu
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