Julia-Weihnachten Band 23
nächsten Moment hilflos in seinen Mund und ließ sich von ihren unvorstellbar intensiven Empfindungen mitreißen.
„Verdammt“, fluchte Alec und zog sich zurück, bevor auch er sich der süßen Erlösung ergeben würde. Clemmie riss die Augen auf und war überrascht, wie wild und angespannt seine Miene wirkte.
Es dauerte eine Weile, bis sich ihr Atem beruhigt hatte und sie sprechen konnten. Sehnsüchtig strich sie mit den Fingern über seine Haut und vermutete: „Du hast das Kondom vergessen?“
„Ich habe sogar meinen eigenen Namen vergessen.“
Mit gespieltem Misstrauen runzelte sie die Stirn und entgegnete: „Entschuldigen Sie bitte – kenne ich Sie?“
Er lachte leise. Doch das Leben war nie so einfach, wie man es gern gehabt hätte. Das war ihm klar. „Und was jetzt? Bleibt es bei einer heimlichen Affäre zwischen uns?“
Clemmie bemerkte den besorgten Unterton in seiner Stimme und erwiderte: „Haben wir eine andere Wahl?“
Alec dachte an seine kleine Tochter, die ihrer verstorbenen Mutter so ähnlich war. Könnte sie damit fertig werden, ihren Vater so vertraut mit einer anderen Frau zu sehen? Würde es sie überfordern? Oder wäre es zu früh? „Ist es nicht wie eine Lüge, wenn wir es unseren Töchtern verschweigen?“
Clemmie wandte das Gesicht ab. Draußen erzitterten die nackten Äste des Kirschbaums unter dem peitschenden Regen. „Ich bin mir nicht sicher“, gab sie aufrichtig zu. „Vielleicht sollten wir eine Weile abwarten, wie es läuft. Möglicherweise ist es noch zu früh für die Mädchen, um die neue Situation akzeptieren zu können.“
Sie sprach nicht aus, was sie am meisten fürchtete: dass diese „Situation“ nicht von Dauer sein könnte. Was würde geschehen, wenn sich der Reiz des Neuen erst gelegt hatte? Wenn ihre Affäre sich in einigen Monaten – oder bereits in ein paar Wochen – verlief? Wäre es nicht für alle Beteiligten besser, wenn ihre Töchter nicht wussten, wie nahe Alec und sie sich tatsächlich gekommen waren?
Clemmie drehte sich zu Alec um und strich mit einem Finger langsam an seinem markanten Wangenknochen entlang. Gern hätte sie ihm gestanden, dass sie ihn liebte. Dass sie ihn immer geliebt hatte und dass sie nie aufhören würde, ihn zu lieben. Aber sie wollte ihn auf keinen Fall verschrecken. Allein der Gedanke daran versetzte sie in helle Panik!
Die logische, väterliche Seite von Alec wusste, dass Clemmies Einwand berechtigt war. Dagegen wollte seine emotionale Seite – die des Liebhabers – am liebsten der ganzen Welt von ihrer Beziehung erzählen. Ohne sich um die Folgen zu kümmern. Doch Kinder zu haben veränderte einfach alles. Wegen der Mädchen dachte er nicht mehr darüber nach, was er gerne tun wollte. Stattdessen musste er sich überlegen, wie er sich verhalten sollte. „Vielleicht hast du recht“, räumte er widerwillig ein und zog Clemmie enger an sich. „Aber falls du deine Meinung änderst oder du glaubst, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist …“
„… werden wir erneut darüber reden“, ergänzte sie. Im Stillen wünschte sie sich jedoch absurderweise, dass Alec hartnäckiger gewesen wäre. Außerdem schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie mit diesem Mann einfach über alles reden konnte. Allerdings fiel ihr dann der eine Punkt ein, den sie bisher gemieden hatten: Alison.
Dieses unausgesprochene Thema stand ständig zwischen ihnen im Raum. Ihre Blicke begegneten sich, und Alec erkannte deutlich die Frage in Clemmies Augen. Mitgefühl durchströmte sein Herz: Sie hatte sich so außerordentlich taktvoll verhalten. Mit keinem Wort hatte sie seine verstorbene Frau erwähnt. Weder bevor sie zusammen ins Bett gegangen waren, noch anschließend. Clemmie Powers war schon eine besondere Frau!
„Clemmie …“
„Hm?“
„Wegen Alison …“
Ganz klar vernahm sie den nervösen Unterton in seiner Stimme und beobachtete, wie er vor Anspannung die Stirn in tiefe Falten legte. Sie schüttelte den Kopf. „Du brauchst nicht mit mir darüber zu reden, Alec“, erklärte sie heiser.
„Ich weiß. Aber ich möchte es, Liebling.“
Und plötzlich wurde Clemmie bewusst, dass dies ihr gemeinsamer Moment war – seiner und ihrer, hier und jetzt. Nichts und niemand konnte ihnen dieses Erlebnis je wieder nehmen. Weder Schuldgefühle noch Selbstvorwürfe konnten es zerstören. Dies war ihr Augenblick, und er gehörte ihnen allein.
Immer wieder hatte sie die widersprüchlichsten Bemerkungen über die Beziehung zwischen
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