Julia-Weihnachten Band 23
Alec und seiner Frau gehört. Alison, die Schöne. Alison, die Eiskalte. Eine Frau, mit der keine andere mithalten konnte. Trotzdem fiel ihr eines auf: Alec zeigte sich seltsam unwillig, über seine verstorbene Ehefrau zu sprechen.
War alles so gewesen, wie es ausgesehen hatte? Oder war es wie so oft im Leben gewesen: weder schwarz noch weiß, sondern grau in unterschiedlichen Schattierungen? Musste sie in dieser aufregenden Phase ihrer eigenen Beziehung mit Alec unbedingt wissen, wie seine Ehe mit Alison verlaufen war? Ließ die Vergangenheit eventuell die Gegenwart in einem ganz anderen Licht erscheinen?
Nein, sie musste es nicht wissen.
Heute jedenfalls nicht. Vielleicht nicht einmal am nächsten Tag.
Clemmie schüttelte den Kopf. „Nein, das möchtest du nicht wirklich“, widersprach sie ihm leise. „Im Grunde möchtest du jetzt nur eines …“
Alec lächelte, als er den Ausdruck in ihren Augen verstand. „Und das wäre?“
Entschlossen hob sie den Kopf und näherte sich seinem Mund mit leicht geöffneten Lippen. „Dies hier.“
7. KAPITEL
Der November wich dem Dezember. Das Weihnachtsfest rückte immer näher, und die Kinder sehnten die Festtage mit wachsender Aufregung herbei. Zum ersten Mal in ihrem Leben nahm Clemmie kaum etwas von dem vorweihnachtlichen Trubel wahr. Sie war so verliebt in Alec, dass sie an nichts anderes denken konnte.
Es fiel ihr furchtbar schwer, sich auf die üblichen Aufgaben im Advent zu konzentrieren und Plätzchen und Kuchen zu backen. Prompt gab sie zu viel Zuckersirup dazu, und ihr Weihnachtskuchen ähnelte eher einem Gummireifen.
Verblüfft betrachtete Justine die dunkle Masse, die noch in der Kuchenform steckte. „Ist alles in Ordnung mit dir, Mom?“
Mit verträumtem Blick drehte Clemmie sich zu ihrer Tochter um. „Ja, natürlich, Justine. Was sollte denn nicht in Ordnung sein?“
„Du bist dünner geworden“, stellte Justine kritisch fest. „Und du vergisst in letzter Zeit ständig etwas.“
„Und du singst die ganze Zeit“, fügte Louella hinzu.
„Gegen Gesang ist doch nichts einzuwenden“, hielt Clemmie dagegen. Wie sollte sie die Weihnachtsferien nur ohne die glücklichen Nachmittage mit Alec im Bett überstehen? Im nächsten Moment bekam sie ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Töchtern.
Das Telefon läutete. Geistesabwesend leckte Clemmie den Holzlöffel ab, bevor sie ihn auf die Anrichte legte.
„Ich gehe ran!“, rief Justine und eilte in die Diele. Kurz darauf kam sie schon zurück. „Das war Stella“, verkündete sie und konnte kaum verbergen, wie aufgeregt sie war. „Sie möchte wissen, ob wir zum Spielen zu ihr kommen dürfen.“
Clemmies Herz begann wie wild zu hämmern. „Ich bringe euch hinüber, wenn ihr möchtet“, bot sie betont beiläufig an.
„Ihr Dad möchte mit dir sprechen.“
„Weshalb hast du das nicht gleich gesagt?“, platzte Clemmie heraus und ärgerte sich beim Hinauseilen über sich selbst. Es war unglaublich: Sie verhielt sich wie eine Neunzehnjährige – und nicht wie eine neunundzwanzigjährige erwachsene Frau.
Hastig ergriff sie den Hörer. „Alec?“, sagte sie und klang sehr viel atemloser, als ihr lieb war.
„Hallo, meine Schöne.“
Das bedeutete, dass Stella anscheinend nicht in Hörweite war. Angestrengt versuchte Clemmie, die Schmetterlinge in ihrem Bauch einfach zu ignorieren. Dafür hielt sie sich selbst für viel zu alt. „Justine meinte gerade, dass Louella und sie zu euch zum Spielen kommen sollen.“
„Ja, das stimmt. Möchtest du nicht später nachkommen? Zum Abendessen koche ich für uns alle.“
Clemmie seufzte leise. „Das wäre fantastisch.“
„Nicht ganz“, antwortete Alec. „Richtig fantastisch wäre es, wenn du anschließend nicht nach Hause gehen würdest.“
„Was meinst du damit – nie wieder?“, zog sie ihn auf.
„Wieso nicht?“, gab er zurück.
In dem Moment vernahm Clemmie Schritte hinter sich. „Wann soll ich kommen?“
Nach einer langen bedeutungsvollen Pause murmelte er: „Wann immer du möchtest, Liebling. Ich stehe dir jederzeit mit Freuden zur Verfügung.“ Und damit legte er auf.
„Weshalb bist du denn so rot geworden, Mummy?“, wollte Louella wissen.
„Weil mir sehr heiß ist“, schwindelte Clemmie rasch.
Nach dem Mittagessen schickte sie die Mädchen fort und musste sich dazu zwingen, die Arbeit im Haushalt zu erledigen. Lustlos blickte sie sich danach im Wohnzimmer um. Der Raum brauchte dringend einen frischen Anstrich – am
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