Julia-Weihnachten Band 24
junger Mann!“, wies Jolene ihn streng zurecht. „Was ist so komisch daran, dass meine Tochter und mein Schwiegersohn im Schneesturm feststecken?“
„Nichts, aber eure Auseinandersetzungen sind einfach zum Totlachen“, antwortete Tom grinsend. „Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr ich das vermisst habe. Mit dir ist es wirklich nie langweilig, Granny.“
Da hat er Gott sei Dank recht, dachte Marnie. Ihr fiel nämlich gerade auf, dass sie noch nicht einmal im Schlafzimmer ihrer Großmutter und in Gegenwart eines Zweieinhalbjährigen den Blick von Toms breiten Schultern und seinem jungenhaften Grinsen losreißen konnte.
Je mehr Chaos ihre Großmutter also verbreitete, desto besser. Hauptsache, sie konnte Tom aus dem Weg gehen. Schon sein bloßer Anblick erregte sie nämlich mehr als die Abschiedsküsse der Männer, mit denen sie nach ihrer Scheidung ausgegangen war.
Nicht auszudenken, was alles passieren konnte, wenn sie sich allein mit ihm in einem Zimmer befand.
Plötzlich klingelte das Telefon auf Jolenes Nachttisch. „Hoffentlich sind das gute Nachrichten von deinem Onkel oder Cousin“, sagte die alte Dame und hob ab.
Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, waren es jedoch schlechte. „Mike, wo steckst du?“, hörte Marnie sie fragen. „Was? Irgendwo muss doch eine offene Werkstatt aufzutreiben sein!“ Und: „Ich verstehe einfach nicht, warum die Autohersteller nicht gleich Ersatzteile mitliefern, damit man nicht zwei Tage vor Weihnachten nach einer Wasserpumpe suchen muss!“
„Mikes Wagen ist in der Nähe von Memphis liegen geblieben“, teilte Jolene Marnie und Tom mit, nachdem sie aufgelegt hatte.
Memphis? Das bedeutete, dass Mike auf keinen Fall noch heute ankommen würde. Anscheinend musste Marnie vorerst auf ihre Verwandten als Puffer zwischen sich und Tom verzichten.
Was bedeutete, dass sie quasi allein mit ihm war.
Hoffentlich brachten sie sich in diesem Zeitraum nicht gegenseitig um!
3. KAPITEL
Natürlich wünschte Tom niemandem einen Motorschaden, aber insgeheim war er erleichtert über Mikes Verspätung. So hatte er zumindest die Chance, mit Marnie allein zu sein.
Wieder in Grannys Haus zu wohnen, weckte die Erinnerung daran, wie sie ihn damals aus seiner pubertären Wut und Langeweile gerissen hatte. Sie hatte sein Interesse an Sprachen, fremden Ländern und Geschichte geweckt und ihm die Macht der Poesie nahegebracht. Erst durch sie hatte er sein wahres Potenzial entdeckt.
Doch eine Beziehung mit ihr wäre ihm damals nie in den Sinn gekommen, obwohl er natürlich große Lust gehabt hatte, mit ihr zu schlafen – ein Verlangen, das er allerdings unterdrückt hatte, um ihre Freundschaft nicht zu gefährden.
Auf dem College waren sie schließlich zusammengekommen und hatten später sogar geheiratet – etwas, das er damals als echtes Wunder empfunden hatte.
Doch seitdem hatte sich viel verändert. Mit der Trennung von ihm hatte Marnie ihn so tief verletzt, dass er eine Zeitlang nicht hatte weiterleben wollen. Dass es ihm endlich wieder gut ging, hatte er vor allem Cody zu verdanken, aber gerade dessen Existenz machte eine Versöhnung mit Marnie äußerst unwahrscheinlich.
Trotzdem, er würde die Feiertage nutzen, so gut es ging. „Scheint, als seien wir dieses Jahr allein für die Vorbereitungen des Weihnachtsfests verantwortlich“, sagte er betont locker zu Marnie.
„Das stimmt leider.“ Matt ließ Jolene sich zurück ins Kissen sinken. „Es bleibt jetzt an euch hängen, das Haus zu schmücken, ganz zu schweigen von der Zubereitung des Truthahns.“
„Oh Gott!“ Hastig sprang Marnie auf. „Das erinnert mich an die Lasagne. Ich hätte sie schon vor fünf Minuten aus dem Ofen nehmen müssen!“
„Brauchst du vielleicht Hilfe?“ Tom zwinkerte Jolene verschwörerisch zu und folgte Marnie in die Küche, während Cody bei seiner Ersatzoma blieb.
Marnie zog die Auflaufform aus dem Ofen. Der Käse war am Rand schon dunkelbraun, aber ansonsten war zum Glück kein Schaden entstanden.
Als sie Tom sah, drehte sie ihm den Rücken zu. „Ich komme hier auch allein zurecht!“, sagte sie brüsk.
Tom verlor allmählich die Geduld. „Marnie, dreh dich bitte um und sieh mich an“, sagte er.
„Das werde ich nicht!“
Offensichtlich nahm sie ihm die Sache mit Cody sehr übel. Wenn er doch nur aus ihrem Tonfall schlau werden würde. War sie einfach nur gereizt oder wirklich verletzt?
„Als du mich verlassen hast, hast du doch selbst gesagt, dass wir einfach nicht
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