Julia-Weihnachten Band 24
Aufträge gaben ihm einfach Gelegenheit, riskant zu fliegen, und das allein zählte für ihn. „Ich kutschiere nicht reiche Leute herum, ich arbeite für eine Fluggesellschaft.“
„Jaja, wie auch immer. Trotzdem ist es Verschwendung.“
Bryan machte sich nicht die Mühe, Ritchie seine Meinung auszureden. Es gab für ihn keinen Grund, sich zu rechtfertigen, denn er tat seine Arbeit gern. Seiner Meinung nach besaß er alles, was ihm im Leben wichtig war. Ritchie allerdings, der nur darauf aus war, möglichst schnell viel Geld zu machen, würde nie verstehen, dass man auch etwas aus purer Leidenschaft tun konnte.
„Mensch, das war grandios!“ Ritchie war in seiner Begeisterung kaum zu halten. „Der beste Loop, den ich je gesehen habe. Das wird ein Riesending, das spüre ich in den Knochen.“
Bryan erwiderte nichts. Während er langsam zur Landung ansetzte, spürte er, wie die Sonne ihm den Rücken wärmte und wie er beinahe schwerelos über der Erde schwebte. Manchmal konnte er sein Glück kaum fassen.
Er hatte keine Probleme, keinen Stress. Er liebte sein Leben, so wie es war.
Doch heute war es irgendwie anders als sonst. Und wenn er ehrlich war – und das war er meistens, da brauchte man nur eine von seinen verflossenen Freundinnen zu fragen –, hatte das viel mit dem gestrigen Abend zu tun.
Genauer gesagt, mit diesem Kuss unter dem Mistelzweig.
Zugegeben, der Kuss hatte in Wirklichkeit nicht ihm gegolten. Doch immerhin hatte er versucht, ihr zu zeigen, dass er nicht der war, für den sie ihn hielt. Wenn auch nicht sehr nachdrücklich. Eigentlich hatte er es gerade mal geschafft, ihren Namen zu sagen.
Ein anständiger Mann hätte ihr vermutlich gleich danach die Wahrheit gesagt, aber so heldenhaft, wie alle glaubten, war er nicht.
Das Mädchen gefiel ihm eben.
In dem Moment, wo Katies warme Lippen seine berührt hatten, war er wie vom Blitz getroffen gewesen. In seinem Kopf hatte es nur so geschwirrt, was natürlich auch von der albernen Brille kam, die er tragen musste.
Davon war ihm noch immer ganz schwindlig.
Was er nicht verstand, war, wie eine Frau auch nur im Entferntesten auf die Idee kommen konnte, einen Langweiler wie Matt Osborne küssen zu wollen. In seinen Augen gehörte so etwas bestraft.
Bryan brachte sein Flugzeug sicher auf den Boden und rollte es selbst auf den Stellplatz. Das tat er meistens, obwohl immer ein ganzes Team von Mechanikern bereitstand und außerdem die Filmleute, die den ganzen Flughafen für den Vormittag gemietet hatten. Als er ausstieg und zum Himmel blickte, hörte er hinter sich eine weibliche Stimme. „Na, schon wieder Sehnsucht nach da oben, kaum dass du unten bist?“
Diese Stimme kannte er zur Genüge, und er wappnete sich innerlich. Holly stellte sich neben ihn, wobei sie absichtlich seinen Körper streifte. „Warum machst du eigentlich alles selbst? Wir haben doch wirklich genug Leute hier.“
Unnütz, ihr die Wahrheit zu erzählen, denn daran war sie überhaupt nicht interessiert. Sie versuchte nur ununterbrochen, Männer anzumachen, seit sie vor ein paar Wochen hier angefangen hatte zu arbeiten.
Sie lächelte ihn kokett an. „Bist du einfach ein Arbeitstier oder willst du den Frauen imponieren, weil du so viel kannst?“
„Ich komme gern ab und zu ein bisschen ins Schwitzen. Du solltest mich mal sehen, wenn ich das Flugzeug wasche, dann bin ich so richtig in meinem Element.“
Sein ironischer Ton war bei Holly glatt verschwendet. „Ach, Bryan, du bist ein so aufregender Mann. Wie hast du es gestern Abend nur geschafft, dir all die Frauen vom Hals zu halten, die auf dich scharf sind? Lag das etwa an dem Nikolauskostüm?“
„Ich dachte, es wäre ein Geheimnis, dass ich der Weihnachtsmann bin?“
Holly zog eine Augenbraue hoch und lächelte hintergründig. „Wer hat dir denn das erzählt?“
„Das weißt du ganz genau. Von dir habe ich doch die Mail bekommen, dass Matt nicht rechtzeitig kommen kann, und dass ich für ihn einspringen soll. Und ich sollte niemandem was verraten.“
„Ach, die Mail …“ Sie klimperte kokett mit den Wimpern. „Ich glaube, ich bin dir etwas schuldig.“
„Oh, ich habe meine Belohnung schon bekommen.“
„Aha?“ Holly machte einen Schmollmund. „Willst du damit etwa andeuten, dass es dir Spaß gemacht hat, in dem Kostüm zu stecken? Und auch, dass eine gewisse Buchhalterin, die dachte, du wärst … ein gewisser stellvertretender Direktor …?“
Plötzlich wurde ihm einiges klar. „Du hast das
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