Julia-Weihnachten Band 24
„Katie!“
Das war das letzte Wort, das Matt herausbrachte, bevor der Stuhl endgültig unter ihrem gemeinsamen Gewicht nach hinten kippte und sie beide auf dem Boden landeten.
Der Wartesaal des Krankenhauses war zartgrün gestrichen und mit Bildern in warmen Farben dekoriert. Vermutlich sollte das beruhigend auf die Patienten wirken.
Bei Katie half es allerdings kein bisschen. Im Gegenteil, in ihrem jetzigen hysterischen Zustand wurde ihr von diesem Grün ganz übel.
Es hatte nicht viel gefehlt, und sie hätte den stellvertretenden Direktor von Wells Aircraft auf dem Gewissen!
„Er hat eine Gehirnerschütterung“, sagte Bryan von seinem Stuhl aus und beobachtete Katie, wie sie unruhig hin und her lief. „Wie das wohl passiert ist? Hast du eine Ahnung?“
Sie zuckte innerlich zusammen und lief noch unruhiger auf und ab.
„Er ist doch sonst ein so vorsichtiger Mensch“, bemerkte Bryan kopfschüttelnd. „Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass er einfach so vom Stuhl gefallen ist.“
„Hm, vielleicht ist er ja nicht von allein gefallen.“ Katie lächelte gequält.
„Aha.“ Obwohl Bryan angestrengt versuchte, keine Miene zu verziehen, bemerkte Katie amüsierte Fältchen um seine Augen herum. „Du meinst, er hat irgendwie einen Schubs bekommen?“
„So ähnlich.“ Katie schloss seufzend die Augen und atmete tief durch, dann sah sie Bryan direkt an. „Du erinnerst dich doch an die Weihnachtsparty.“
Jetzt waren auch um seinen Mund herum Lachfältchen zu sehen. „Ja, ich denke schon.“
„Und an diesen blöden Kuss.“
Lange kam keine Antwort von Bryan, dann wiederholte er: „Diesen blöden Kuss, ja.“
„Es hätte so einfach sein können!“ Sie lachte trocken auf. „Es ist wirklich unglaublich komisch.“
„Kannst du vielleicht etwas deutlicher ausdrücken, was du meinst?“
„Also, ich habe gerade daran denken müssen, was du gesagt hast, du weißt schon, dass es nicht Matt gewesen ist.“
Bryan blickte sie nur unverwandt an.
„Gut, also ich frage mich die ganze Zeit …“
„Ob ich die Wahrheit gesagt habe? Ich dachte, so weit hätten wir die Sache geklärt. Wenn ich es nicht gewesen bin, wie sollte ich sonst überhaupt etwas von dem Kuss wissen?“
„Na ja, ich muss zugeben, das war nicht besonders logisch von mir gedacht.“ Sie lächelte etwas gezwungen. „Jedenfalls musste ich dahinterkommen, ob es nun Matt gewesen war oder nicht. Obwohl ich nicht wirklich daran gezweifelt habe, sondern dachte, du wolltest mich nur aufziehen. Doch egal wie, ich wollte einen Beweis, und deshalb …“
„Ja?“, fragte Bryan mit Unschuldsmiene.
„Habe ich versucht, Matt nochmal zu küssen.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Und das ist dabei herausgekommen.“
„Ganz schön impulsiv, das muss ich schon sagen. Du hättest ihn umbringen können.“
„Ja.“ Mit zerknirschter Miene ließ sie sich auf einen Stuhl sinken, stützte die Ellbogen auf die Knie und legte den Kopf in die Hände.
„Die Schlagzeile stelle ich mir interessant vor.“ Bryan konnte sich das Lachen kaum verbeißen. „Liebestolle Buchhalterin fällt über leitenden Angestellten her: Gehirnerschütterung!“ Er schüttelte bedenklich den Kopf. „In manchen Bundesstaaten kämst du dafür hinter Gitter.“
Bisher war ihr dieser Gedanke nie gekommen, aber jetzt traf er sie mit voller Wucht. Wenn es andersherum gewesen wäre, wenn Matt eine Frau wäre und sie der Mann, dann … „Oh Gott, das ist ja sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.“
„Ja, schäm dich.“ Bryan lächelte breit. „Ach, bitte, kannst du das bei mir nicht auch mal machen?“
„Mir wird schlecht“, sagte sie mit schwacher Stimme.
„So geht es vielen in einem Krankenhaus.“ Er setzte sich neben sie und streichelte ihr beruhigend übers Haar.
Bei dieser angenehmen Berührung ging ihr ein verrückter Gedanke durch den Kopf. Sie wehrte sich gegen seine Avancen, weil … nun ja, er war einfach noch nicht richtig erwachsen und wollte nur seinen Spaß.
In diesem Moment war er allerdings der Vernünftigere von ihnen beiden. Beinahe bekam sie zärtliche Gefühle für ihn. Seine nächsten Worte machten diese Anwandlung jedoch zunichte.
„Sieh mal, es ist doch gar nicht so schlecht, dass das passiert ist. Jetzt weißt du wenigstens, woran du bist.“
„Nein“, sagte sie mit zerknirschter Miene. „Ich habe es nicht geschafft, ihn zu küssen, bevor er vom Stuhl gefallen ist.“
Bryan starrte sie an und fing dann laut an zu lachen.
Weitere Kostenlose Bücher