Julia-Weihnachten Band 24
Mistelzweige.“
Als Katies Kopf hochschoss, blitzten Julies Augen vor Belustigung. „Du hättest mir ruhig erzählen können, dass du den Weihnachtsmann geküsst hast. Ich habe es erst um ein paar Ecken herum erfahren. War’s gut?“
„Von wem weißt du es denn?“
„Von Holly. Sie hat gesagt …“
„Erzähl’s mir lieber nicht.“
„… dass du dich nochmal an ihn herangemacht hast.“
„Ach, du meine Güte.“
„Stimmt es, dass du ihn noch einmal küssen wolltest? Hat Matt davon seine Gehirnerschütterung?“
Katie schloss stöhnend die Augen.
„Ich finde das alles sehr witzig“, sagte Julie. „Weißt du eigentlich, dass all die Mädels hier dich dafür bewundern? Wir sind schon dabei, uns zu überlegen, was wir am Valentinstag anstellen. Wir würden uns auch gerne aussuchen, wen wir küssen wollen. Mal sehen, wie wir das hinkriegen.“
Katie wandte sich seufzend wieder ihrer Arbeit zu, doch sobald sie wieder allein war, griff sie zum Hörer und wählte die Nummer ihrer Mutter. „Hallo, Mom. Ja, ich komme morgen Abend zum Schinkenessen. Das will ich auf keinen Fall verpassen. Ach, und was ich dich schon immer fragen wollte, Mom: Warum hast du eigentlich nie wieder geheiratet?“
Es folgte ein längeres Schweigen, dann kam die Stimme ihrer Mutter: „Das ist allerdings eine ziemlich knifflige Frage.“
„Ich weiß, tut mir leid, dass ich das am Telefon anspreche“, sagte Katie schnell. „Ich will auch nicht neugierig sein, ich weiß ja, dass Daddy dein Herz gebrochen hat …“
„Da hast du allerdings recht. Ich finde, es gehört sich nicht, so früh zu sterben.“
„Ich habe gemeint, weil er nie für dich da gewesen ist.“
„Wie um Himmels willen kommst du denn auf diese Idee?“
„Na ja …“, Katie lachte leise, „… er war doch immer unterwegs.“
„Das Fliegen war nun mal seine Leidenschaft. Aber ich war auch seine Leidenschaft.“
„Du warst … was?“
„Ich habe deinen Vater über alles geliebt. Kein anderer Mann konnte mir jemals das geben, was er mir gegeben hat.“ Sie seufzte. „Ach, er war ein so wunderbarer Mann.“
Hatte Katie denn all die Jahre etwas gründlich missverstanden? Wie war denn das möglich? Ihre Mutter hatte ihren Mann also akzeptiert, wie er war, mit all seinen Fehlern und Schwächen, weil sie ihn leidenschaftlich geliebt hatte.
Ob sie selbst wohl auch dazu fähig wäre?
Nachdem sie aufgelegt hatte, starrte Katie noch lange auf das Telefon. Dann stand sie auf und lief über den Gang zum Getränkeautomaten.
Sie brauchte jetzt einen starken Kaffee, und dann würde sie zusehen, dass sie schnell mit ihrer Arbeit fertig wurde. Morgen würde sie ihre Mutter besuchen und vielleicht noch mehr über ihren Vater herausbekommen. Und heute Abend wollte sie zu Hause sein, allein mit ihrem kleinen Tannenbaum und ihren Katzen und dem Weihnachtsvideo, das sie sich jedes Jahr zu Weihnachten ansah.
Und dabei würde sie nachdenken.
Dummerweise stand Holly ebenfalls am Getränkeautomaten, mit einer riesigen Zimtschnecke in der einen und einem köstlich duftenden heißen Kakao in der anderen Hand. Sie lächelte geheimnisvoll.
Katie steckte ihre Münzen in den Automaten und drückte auf den Knopf. Während der Kaffee durchlief, blickte sie ihre Widersacherin an. „Na, du lächelst so. Wessen Leben hast du denn heute wieder ruiniert?“
„Warum sagst du das?“ Holly wirkte nicht beleidigt. „Wir könnten Freundinnen sein, weißt du.“
Katie lachte. „Ja, genau. Freundinnen.“
„Ich mag dich nämlich.“
„Bitte nimm es mir nicht übel, Holly, aber das glaube ich dir einfach nicht.“
„Und wieso nicht?“
„Wieso?“ Katie lachte trocken. „Du machst mich doch ständig zum Narren.“
„Bist du etwa immer noch wütend wegen der Geschichte mit deinem Verlobten?“ Holly machte einen Schmollmund. „Glaub mir, ich habe dir einen Gefallen getan. So langweilig und leidenschaftslos, wie der war.“
„Ja, so leidenschaftslos, dass er mich wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hat, nachdem du ihm einen Blick in deinen Ausschnitt gewährt hast.“
Katie hatte angenommen, dass es immer noch wehtäte. Doch als sie gerade laut davon gesprochen hatte, war nicht das Geringste in ihrem Innern passiert. Nicht die kleinste Regung, kein Bedauern oder verletzte Eitelkeit. Nicht einmal Wut auf Holly.
„Ein bisschen mehr als mein Dekolleté hat es schon gebraucht …“ Holly beendete den Satz nicht und räusperte sich stattdessen. „Jedenfalls
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