Julia-Weihnachten Band 24
absolut nichts ein, was sie erwidern konnte.
Warum hatte sie ihn eigentlich unbedingt sehen wollen? Sie konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Kaum, dass ihr eigener Name ihr noch einfiel.
Bryan lachte leise und nahm sie in die Arme, ohne sich darum zu kümmern, dass sie nicht allein waren. Und diesmal küsste er sie nicht wild und leidenschaftlich, sondern hielt sie einfach ganz fest an sich gedrückt. „Ich habe dich auch vermisst“, raunte er ihr ins Ohr, dann nickte er Chet kurz zu, legte Katie den Arm um die Schultern und führte sie hinaus.
„Ich habe dich gar nicht vermisst“, sagte sie etwas steif.
„Auch gut.“
„Wirklich nicht.“
Er drehte sie zu sich um, und ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Du wolltest dir meinen Flugplan ansehen.“
„Na und?“
„Also hattest du Sehnsucht nach mir.“ Seine Augen waren dunkel vor Erregung. „Mir geht es ganz genauso.“
Allmählich brach ihr Widerstand zusammen. „Hör zu, Bryan, es ist wirklich kompliziert.“
„Ja, das ist es. Komm mit zu mir nach Hause und lass uns zusammen Weihnachten einläuten.“
„Das kommt doch erst an Sylvester. Das Läuten, meine ich.“
„Wir können es ja nächste Woche nochmal machen. Bitte sag Ja. Lass deinen Weihnachtswunsch sausen und genieße stattdessen die Zeit mit mir.“
„Du meinst, wir sollen zusammen schlafen?“
„Von schlafen habe ich nichts gesagt.“ Er lächelte anzüglich.
„Bryan!“
Er streichelte ihre Wange, und sein Blick wurde weich. „Du bist nervös, Katie. Aber ich verspreche dir, ich werde dir nicht wehtun.“
Aber das könnte er. Und wie er ihr wehtun konnte. „Nein, ich kann nicht.“
„Doch, du kannst. Komm, lass dich fallen. Wir werden den Weihnachtstag auf ganz besondere Weise anfangen.“
„Aber ich … ich habe kein Geschenk für dich“, sagte sie lahm. Als ob das ihre einzige Sorge wäre! „Es fällt mir absolut nichts ein, was du dir wünschen könntest.“
Wieder wurden seine Augen dunkel vor Leidenschaft, und einen Moment lang war sie sicher, dass er sagen würde: dich .
Doch so naiv war sie nicht. Dieser Mann konnte jede Frau haben, die er nur wollte.
„Ich will kein Geschenk“, sagte er ruhig. „Ich will nur, dass wir beide ganz entspannt zusammen sind.“
„Bryan …“
In diesem Moment wurde sie durch den Lautsprecher ausgerufen. Am Empfang wartete anscheinend jemand auf sie. Fürs Erste war sie also einer Antwort entledigt.
Bryan folgte ihr zum Empfangstresen, neben dem zwei der größten Kunden von Wells Aircraft standen, Rocky und Teddy. Die beiden waren seit mindestens sechzig Jahren in Hassliebe verbunden und hätten Zwillinge sein können. Beide waren klein und stämmig mit wettergegerbten Gesichtern und demselben mürrischen Gesichtsausdruck, nur dass Rocky weiß war und Teddy schwarz.
Unablässig stritten sie sich. Nur wenn es darum ging, ihre gemeinsame Abneigung gegen jemand anderen zu bekunden, hielten sie zusammen. Ansonsten waren sie nie einer Meinung.
Alle beide hielten einen Umschlag in der Hand und blickten Katie mit finsterer Miene entgegen.
„Fröhliche Weihnachten, meine Herren“, sagte Katie und begab sich hinter den Tresen. „Es gibt doch hoffentlich kein Problem.“
„Allerdings, Kleine“, knurrte Rocky und wedelte ihr mit seinem Umschlag vor der Nase herum. Katie erkannte den Brief sofort. Es war die Monatsabrechnung, die sie kürzlich an alle Kunden versandt hatte. „Du hast mir letzten Monat den vollen Benzinpreis berechnet.“
Katie verstand nicht gleich, bis Teddy triumphierend rief: „Ich habe den Kundenrabatt bekommen.“ Doch sofort setzte er wieder seine grimmige Miene auf und wedelte ihr seinerseits mit seinem Umschlag vor der Nase herum. „Dafür hast du mir die volle Stellgebühr berechnet. Und, glaub mir, Kleine, ich habe noch nie den vollen Preis bezahlt.“
„Für die Stellgebühr habe ich den Kundenrabatt bekommen!“, rief jetzt Rocky triumphierend.
„Du …“ Teddy wurde hochrot im Gesicht und wollte Rocky den Umschlag entreißen. Doch der hielt ihn hoch über seinen Kopf, woraufhin Teddy versuchte, an den Umschlag heranzukommen. Rocky wollte sich schier kaputtlachen, während Teddy wie ein Frosch auf und ab hüpfte. Vor lauter Lachen bekam er einen Hustenanfall und japste nach Luft, denn seine Lungen waren nach vierzig Jahren Zigarrenrauchen nicht mehr die besten.
Bryan beobachtete amüsiert das Spektakel, und als Katie ihm einen hilflosen Blick zuwarf,
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