Julia-Weihnachten Band 24
bitte?“
„Du zitterst.“
„Ich bin ein wenig ängstlich.“
„Du hast Angst vor mir?“ Aufmerksam sah er sie an.
„Nein, nur vor dem Tier, das hier oben sein soll. Lass uns einfach den Schmuck suchen und dann verschwinden, okay?“
„Ist mir recht.“
Marnie ging auf ein paar Tische und Stühle zu und entdeckte einen Schrankkoffer mit einem glänzenden Schloss. Sie fummelte daran herum, bekam es jedoch nicht auf. „Hast du eine Ahnung, was hier drin ist?“, fragte sie Tom.
„Nein.“ Er kniete sich hin und versuchte es ebenfalls vergeblich.
„Na ja, ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass Granny den Weihnachtsschmuck hier einschließen würde“, sagte Marnie unschlüssig und ging rastlos auf ein paar Einbauschränke zu. Plötzlich fiel ihr auf, dass es hier oben erstaunlich sauber war. „Mrs Wheedles scheint hier ab und zu mal Staub zu saugen“, sagte sie.
Mrs Wheedles war eine rundliche Dame, die in der Stadt wohnte und für ihre Fähigkeiten als Putzfrau berühmt war. Marnie bezahlte sie dafür, einmal die Woche bei Granny zu putzen.
„Ging ihre Tochter nicht in unsere Klasse?“, fragte Tom. Er knipste eine Taschenlampe an und leuchtete damit in die Schränke.
„Stimmt, Bethany Wheedles. Sie sieht aus wie eine jüngere Version ihrer Mutter. Erstaunlich, wie viele Kinder sich in ihre Eltern verwandeln, wenn sie älter werden.“
Tom versteifte sich unwillkürlich. „So wie du denken vermutlich viele.“
„Ich meinte doch nicht dich damit!“
Marnie fand nicht, dass er seinem verstorbenen Vater ähnelte, der die meiste Zeit arbeitslos und ständig cholerisch gewesen war.
Nachdem Furnell Jakes sich in seiner Hütte außerhalb der Stadt zu Tode gesoffen hatte, waren Tom und Marnie vom College aus zu seiner Beerdigung gefahren. Sie waren die einzigen Trauergäste gewesen.
„Ich weiß, dass du nicht auf mich anspielen wolltest“, antwortete Tom mit belegter Stimme. „Aber die anderen … Du hast nie wirklich mitbekommen, wie sie mich behandelt haben.“
In dem diffusen Licht hier oben sah sein Gesicht plötzlich wieder so angespannt aus wie zu Highschoolzeiten. Wütend und misstrauisch. Nur in ihrer Gegenwart war er anders gewesen.
Marnie wandte den Blick von einem der Kartons. „Was meinst du damit?“, fragte sie.
„Erinnerst du dich noch, wie überrascht alle waren, als ich im Abschlussjahr eine Auszeichnung für meine Hausarbeit in Geschichte bekommen habe?“
„Die Lehrer nicht“, wandte Marnie ein. „Und soweit ich mich erinnere, hat auch sonst niemand behauptet, dass du sie nicht verdient hättest.“
„Zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Und schon gar nicht in deiner Gegenwart.“ Tom knallte eine Schranktür zu und ging zum nächsten Schrank weiter.
„Hat denn jemand etwas zu dir gesagt? Wann?“
„Erinnerst du dich noch an die Abschlussfeier?“
„Na klar. Ist da irgendetwas passiert, was ich noch nicht weiß?“
Für sie war es ein wunderschöner Tag gewesen, aber wenn sie es recht bedachte, hatte Tom sich anschließend extrem in sein Schneckenhaus zurückgezogen. Sie hatte damals angenommen, dass die vielen Menschen ihm einfach zu viel geworden waren.
„Bei der Abschlusszeremonie selbst war noch alles in Ordnung.“ Als Tom einen weiteren Karton durchsuchte, hörte Marnie Metall klirren. „Ich war erleichtert, dass Dad nicht aufgetaucht war, und deine Großmutter hat mir mindestens genauso laut zugejubelt wie dir.“
Marnie musste bei der Erinnerung daran unwillkürlich lächeln. „Ja, sie ist wirklich klasse.“
Ein Schatten glitt über Toms Gesicht. „Als du kurz darauf weggegangen bist, um dich mit deinen Freundinnen fotografieren zu lassen, kamen Luke Skerritt und Robby Jones auf mich zu.“
Luke war damals Schulsprecher gewesen und sein Freund Robby Chefredakteur der Schulzeitung – zwei ziemlich eingebildete Typen.
Marnie bekam plötzlich ein ungutes Gefühl. „Und was haben sie zu dir gesagt?“
„Erst haben sie mir in sarkastischem Tonfall gratuliert.“ Tom zog eine Werkzeugkiste aus dem Schrank, überprüfte den Inhalt und stellte sie dann wieder zurück. „Doch dann unterstellten sie mir, dass du meine Hausarbeiten geschrieben hast.“
„Das ist doch total lächerlich!“ Marnie war dieses Gerücht zwar auch zu Ohren gekommen, aber sie hatte nur darüber gelacht. „Ich schreibe nicht halb so gut wie du!“
„Du hast meine Rechtschreibung und Grammatik korrigiert“, widersprach Tom.
„Das ist richtig, aber du hattest
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