Julia-Weihnachten Band 24
total faszinierende Ideen und hast die ganze Recherche übernommen. Du hattest die Auszeichnung hundertprozentig verdient!“
Tom klappte eine weitere Schranktür zu. „Robby hat mir geraten, lieber gar nicht erst zu versuchen, in Ryder’s Crossing beruflich Fuß zu fassen. Er hat durchblicken lassen, dass er mich für einen Betrüger hält und mich eines Tages in der Zeitung seines Vaters bloßstellen würde, wenn ich die Dreistigkeit besäße, hierzubleiben.“
„Er war bestimmt nur eifersüchtig auf dich.“ Doch Marnie wusste genau, dass das nur die halbe Wahrheit war.
Tom war seinen Mitschülern gegenüber immer so verschlossen gewesen, dass sie einfach nicht mitbekommen hatten, wie er sich von einem Schulversager zu einem brillanten Schüler entwickelte.
Lukes und Robbys Verhalten bei der Abschlussfeier war natürlich das Letzte, aber Marnie gestand ihnen zumindest zu, dass sie sich im Recht gefühlt hatten. Egal, wie aufgeblasen die beiden damals gewesen waren – sie hatten einen stark ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit gehabt und bei Betrügern keine Gnade gekannt.
„Dass wir beide, du und ich, danach aufs selbe College gingen, machte die Sache bestimmt nicht besser“, fuhr Tom fort. „Die beiden glauben doch unter Garantie, dass du auch dort meine Arbeiten geschrieben hast.“
„Und was ist mit der Aufnahmeprüfung für das Auswärtige Amt?“, wandte Marnie ein. „Die hast du doch ganz allein geschafft. Und die Ausbildung zum Diplomaten ebenfalls.“
Bewerber für den Auswärtigen Dienst wurden nach strengsten Kriterien ausgesucht. Sie mussten gut kommunizieren können und Teamfähigkeit, Fremdsprachen und Kenntnisse in den Sitten und Gebräuchen fremder Länder mitbringen. Die Konkurrenz war enorm.
„Wer weiß?“ Tom zuckte die Achseln. „Für sie werde ich bestimmt immer Furnell Jakes’ Sohn bleiben. Aber im Nachhinein bin ich ihnen sehr dankbar für ihren Rat. Sollen sie ihre kostbare Stadt doch für sich behalten – ich übernehme stattdessen den Rest der Welt!“
Marnie lag es auf der Zunge, ihn darauf hinzuweisen, dass Ryder’s Crossing auch ihre Heimat war, ganz egal, wie klein und unbedeutend die Stadt auch sein mochte. Aber wozu?
Welche Ironie, dass der Mann, den sie liebte, mit ihrer Hilfe über ihre Stadt hinausgewachsen war – und dabei auch über sie.
Wenn sie nur nicht immer dieses Verlangen danach hätte, ihn zu berühren, die Wange an seine Brust zu schmiegen und seine Arme um sich zu spüren. Am liebsten wollte sie seine Wut wegküssen. Und nicht nur das …
In ihrem Herzen waren sie beide immer noch Mann und Frau. Nur nicht in seinem.
Toms Worte bestätigten nur, was sie im Grunde genommen schon lange wusste – dass es Zeit wurde, ihn endlich gehen zu lassen. Vermutlich war das der Sinn dieses gemeinsamen Wochenendes: endlich Frieden mit ihm schließen und weiterziehen zu können. Denn das war ihre einzige Chance, einen anderen Mann zu finden und Kinder zu bekommen.
Trotzdem konnte sie nicht darüber hinwegsehen, dass er die Einwohner dieser Stadt in einem völlig falschen Licht sah. „Das war vor vierzehn Jahren“, sagte sie. „Du würdest die beiden heute nicht wiedererkennen.“
„Ach ja?“ Verächtlich verzog Tom die Lippen. „Ist Luke etwa inzwischen Mönch, und Robby komponiert Liebeslieder?“
„Na ja, nicht ganz, aber …“ Dieses Gespräch sollte eigentlich im Bett stattfinden, dachte sie. Oder zumindest auf dem alten Sofa da hinten in der Ecke.
„Und? Was treiben meine früheren Kumpel heute so?“, fragte Tom mit ironischer Betonung auf dem Wort „Kumpel“.
„So ungefähr das, was zu erwarten war.“ Marnie seufzte ungeduldig. „Robby hat seinen Vater als Herausgeber unserer Lokalzeitung abgelöst, und Luke ist Vizepräsident von Skerritt Construction. Seine Baufirma hat das neue Einkaufszentrum am Stadtrand gebaut.“
„Vizepräsident?“ Tom schnalzte ironisch mit der Zunge. „Ganz schöne Leistung für einen Zweiunddreißigjährigen. Allerdings nicht ganz so sehr, wenn man der Sohn des Besitzers ist.“
„Glaubst du, das wäre ihm nicht bewusst?“ Marnie spürte, dass es Tom gewaltig gegen den Strich ging, dass sie die anderen beiden Männer verteidigte, aber so viel Fairness musste sein. „Ich wollte damit eigentlich nur sagen, dass du und ich nicht die Einzigen sind, die erwachsen geworden sind.“
„Soll das etwa heißen, dass du dich inzwischen gut mit diesen Typen verstehst?“, fragte Tom entrüstet.
„Die
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