Julia-Weihnachten Band 24
Offenheit gesagt, dass er auf keinen Fall noch mehr Kinder wollte und auch nicht die Absicht hatte, in Ryder’s Crossing zu bleiben. Was bildete er sich eigentlich ein? Dass er nur mit dem Finger zu schnipsen brauchte, damit sie ihm zuliebe ihre Träume opferte und zu ihm zurückkehrte?
5. KAPITEL
Als Marnie später im Bett lag, musste sie immer wieder daran denken, dass sie und Tom im selben Stockwerk schliefen. Sie fand keine Ruhe, auch wenn ihre Zimmer an entgegengesetzten Seiten des Hauses lagen.
Es könnte schlimmer sein, versuchte sie sich einzureden, als sie sich wieder einmal auf die Seite drehte. Immerhin schlief er nicht direkt nebenan. Dann würde sie nämlich jedes Mal die Ausziehcouch quietschen hören, wenn er sich umdrehte, und ihn sich unwillkürlich mit zerzaustem Haar vorstellen, die breiten Schultern unter der Decke …
Verdammt, sie musste endlich einschlafen! Warum konnte sie ihre Gedanken nicht einfach abschalten?
Die ungewohnte Stille und Dunkelheit hier auf dem Land machten sie offensichtlich nervös, anstatt sie zu beruhigen. Ihre Nerven fühlten sich zum Zerreißen gespannt an.
Noch immer konnte sie Toms Mund auf ihrem spüren. Schon allein der bloße Gedanke an seinen Kuss vorhin auf dem Dachboden machte sie scharf.
Kein Wunder, dass sie ihre Freundschaft früher immer mit Liebe verwechselt hatte. Sexuell harmonierten sie so perfekt, dass sie sich einen anderen Mann beim besten Willen nicht vorstellen konnte.
Tom schien bei Elise allerdings nicht solche Bedenken gehabt zu haben.
Rastlos drehte Marnie sich auf die andere Seite, schloss die Augen und versuchte, endlich einzuschlafen. Doch ihre Gedanken ließen ihr einfach keine Ruhe.
Sie hatte vorhin Tom gegenüber die Handelskammer erwähnt, aber seine offensichtliche Abneigung gegen Luke und Robby hatte sie davon abgehalten, ihm von dem Angebot des Vorstands zu erzählen. Früher oder später würde sie das nachholen müssen, auch wenn es natürlich sehr unwahrscheinlich war, dass Tom das Angebot annahm. In Ryder’s Crossing zu leben, kam für ihn sowieso nicht in Betracht.
Das Beste wäre, sich in einen Mann zu verlieben, der fürsorglich und zuverlässig war, und Tom Jakes zu vergessen. Wenn sie nur wüsste, wie.
Irgendwann musste sie trotzdem eingeschlafen sein, denn als sie plötzlich ein Klopfen an der Tür hörte, war sie zunächst völlig orientierungslos. Stieg da etwa gerade jemand die Treppe zum Dachboden hinauf? Schlaftrunken warf Marnie einen Blick auf den Wecker. Drei Uhr morgens. Wer konnte das nur sein? Vielleicht Cody auf der Suche nach der Toilette?
Sie schlug ihre Decke zurück und erschauerte in der kalten Luft. Rasch zog sie ihre Hausschuhe an und streifte sich ihren seidenen Morgenmantel über.
Als sie den Flur betrat, hörte sie über ihrem Kopf etwas trappeln.
Kein Zweifel, irgendjemand oder irgendetwas war da oben. Hoffentlich stieß Cody nicht gerade auf einen Waschbären. Die konnten nämlich verdammt gefährlich werden, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlten.
Marnie stieg die Treppe hoch. Oben tauchte das Mondlicht den Dachboden in ein diffuses Licht, das die Schatten in den Ecken nur umso schwärzer hervortreten ließ. Als sie plötzlich ein Geräusch hörte, zuckte sie erschrocken zusammen. „Cody?“, fragte sie.
„ Ciao , Marnie“, hörte sie sein kleines Stimmchen.
Lächelnd ging sie auf ihn zu. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie.
„Komm mal!“, sagte der Kleine. Er stand vor einem Haufen Koffer, die jemand unter die Dachsparren gestellt hatte.
„Sei bitte vorsichtig!“, rief Marnie ihm zu. „Waschbären können ganz schön gefährlich sein.“
„Guck mal!“, rief Cody. „Da ist ein Engel!“
Marnie ging zu dem Jungen hinüber und hockte sich neben ihn. Er schaute gerade in einen alten Spiegel, in dessen Glas sich das im Deckenleuchter brechende Mondlicht spiegelte; man sah einen schwachen Regenbogen. „Ach Schätzchen, das ist doch kein Engel. Weißt du, was ein Prisma ist?“
Cody schüttelte den Kopf.
„Es erzeugt einen Regenbogen“, erklärte sie.
„ Un arcobaleno? “ Cody klatschte begeistert in die Hände. „Hat der Engel gemacht!“
Anscheinend war ihm seine Fantasie nicht auszutreiben. „Das ist eine sehr schöne Vorstellung, aber die einzigen Engel hier im Haus hängen unten am Weihnachtsbaum“, erklärte Marnie und drückte Cody liebevoll an sich.
Der Kleine schmiegte sich an sie. „Der Engel war in meinem Zimmer“, beharrte
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