Julia-Weihnachten Band 24
begegneten.
„Zapplig?“ Tom fand eigentlich nicht, dass dieser Begriff auf ihn zutraf.
Marnies Tante warf ihm einen mütterlichen Blick zu. Offensichtlich betrachtete sie ihn als Teil der Familie. Warum war ihm das eigentlich noch nie aufgefallen?
Hatte er sich früher so in der Rolle des Außenseiters gefallen, dass er die Anteilnahme seiner Mitmenschen gar nicht mitbekommen hatte?
„Ich hatte immer das Gefühl, dass du überall lieber warst als in Ryder’s Crossing“, erklärte sie, während sie zwei volle Schüsseln auf die Anrichte stellte. „Aber heute ist das irgendwie anders.“
„Warum sollte ich woanders sein wollen?“, fragte Tom grinsend. „Es gibt schließlich keinen schöneren Ort, Weihnachten zu feiern, als auf Grannys Farm.“
„Meinst du?“, antwortete Linda lächelnd. „Kann schon sein.“
Nachdem sie hinausgegangen war, zündete Tom die Kerzen auf dem Esstisch an.
Aus dem Wohnzimmer drang Bonitas Stimme. Sie las Cody gerade eine Geschichte vor, während sie das Baby stillte. Nebenan aus der Küche hörte Tom entspannte Gespräche, vom Brutzeln der Würstchen auf dem Herd begleitet.
Zu Hause, dachte er. Das hier ist tatsächlich mein Zuhause.
Hatte er sich früher wirklich immer fortgesehnt? Vermutlich schon. Selbst als er noch hier wohnte, hatte er immer das Gefühl gehabt, nicht hierher zu gehören.
Aber im Grunde genommen war das hier immer sein Heim gewesen, auch wenn ihm das früher gar nicht bewusst gewesen war.
Als sein Blick auf das Essgeschirr fiel, das er und Marnie in Kopenhagen gekauft hatten, wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass das Haus voller Erinnerungen an ihr gemeinsames Leben steckte – vom Silbertablett, das sie in London erstanden hatten, bis hin zum Kunstdruck an der Wand, der aus einer Galerie in Washington stammte.
All diese Gegenstände hatten sie liebevoll ausgesucht und hier zusammengetragen. Warum sollte er woanders sein wollen? Alle Dinge und Menschen, die ihm etwas bedeuteten, waren hier.
13. KAPITEL
Nach dem Auspacken der Geschenke machte Marnie sich auf die Suche nach Cody und fand ihn in Grannys Zimmer. „Hast du Lust, die Kätzchen zu besuchen?“, fragte sie ihn.
„Au ja!“ Der Kleine sprang sofort auf.
Sie brauchte eine Weile, um ihn dazu zu überreden, sich eine warme Jacke anzuziehen und eine Mütze aufzusetzen, aber Marnie blieb hart. Schließlich war er noch klein und konnte sich leicht erkälten.
Hand in Hand gingen sie schließlich hinaus in die schneidende Kälte, doch die Luft war herrlich frisch und duftete nach Nadelwald.
Marnie genoss den Anblick der verschneiten hügeligen Winterlandschaft.
Kurz vor der Scheune riss Cody sich von ihr los und rannte in die alte Sattelkammer zur Holzkiste, in der Miss Lacy ihre Jungen wie ein wärmender Pelz zudeckte.
„Wo ist meins?“, fragte er.
„Irgendwo da unten, unter Miss Lacy.“
„Da!“, rief Cody schließlich und zeigte nach vorn. „Da ist es.“
Marnie folgte seinem Blick. „Du hast recht.“
Mit leuchtenden Augen setzte sich der Junge auf den Holzboden und beobachtete die Kätzchen fasziniert, obwohl sie sich kaum rührten.
Als Marnie kurz darauf Schritte hinter sich hörte, erkannte sie sie sofort. Das konnte nur Tom sein.
„Was ist denn hier los?“, fragte er von der Tür aus.
„Da ist meins!“, rief Cody und zeigte ihm sein geflecktes Kätzchen.
Fragend hob Tom eine Augenbraue. „Deins?“
„Ich habe Cody versprochen, es mit zu mir nach Hause zu nehmen, wenn es älter ist“, erklärte Marnie. „Dann kann er es jederzeit besuchen oder vielleicht sogar irgendwann mit nach Hause nehmen. Ich weiß zwar nicht, wie lang es gesetzlich bei der Mutter bleiben muss, aber …“
Tom unterbrach sie kopfschüttelnd. „Das wäre dem Tier gegenüber nicht fair. Es müsste die ganze Zeit in der Wohnung bleiben, und dazu käme der ständige Umzugsstress. Katzen brauchen Auslauf und ein festes Territorium.“
„Genauso wie Kinder“, entfuhr es Marnie.
„Ach ja?“ Tom legte den Kopf schief. „Was soll das denn heißen?“
Marnie wollte vor dem Kind eigentlich kein persönliches Gespräch mit Tom führen, aber der Kleine schien so versunken in den Anblick der Kätzchen zu sein, dass sie beschloss, trotzdem weiterzureden. „Wie kannst du das alles nur so einfach hinter dir lassen? Cody ist total glücklich hier.“
„Du hast ihn noch nicht im Ausland erlebt“, wandte Tom ein. „Er gewöhnt sich eigentlich überall schnell ein.“
„Das mag auf den
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