Julia-Weihnachten Band 24
zumindest, um mich wieder zu heiraten und mit Cody und mir nach Rom zu gehen. Willst du das tun?“
Marnie biss sich auf die Unterlippe, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Diesmal verstand Tom instinktiv, was in ihr vorging. „Du denkst gerade wieder an Kinder, oder?“
„Tom, ich will mich nicht schon wieder mit dir über dieses Thema streiten“, antwortete sie seufzend. „Immer wenn ich es anspreche, wirst du wütend.“
„Wirklich?“ Tom war gar nicht bewusst gewesen, dass er so empfindlich darauf reagierte. „Marnie, ich glaube fest daran, dass jedes Kind es verdient, erwünscht zu sein. Kinder brauchen ein stabiles soziales Umfeld – möglichst eine große Familie. Und Eltern, die bereit sind, ihretwegen Opfer zu bringen. Cody ist zwar außergewöhnlich anpassungsfähig, und wir machen das Beste aus unserer Situation, aber das heißt noch lange nicht, dass alle Kinder so sind wie er.“
„Aber ich sehne mich doch so sehr nach eigenen Kindern.“ Marnie rollte eine Träne über die Wange – ein Anblick, der Tom das Herz zerriss.
Aber wenn sie jetzt nicht ehrlich miteinander umgingen, würde sie das später vermutlich wieder auseinanderbringen. „Und was ist, wenn wir ein Kind bekämen, das nicht gesund ist? Oder eines, das besondere Begabungen hat? Würde es nicht Eltern verdienen, die bereit sind, ihr Leben umzustellen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das könnte.“
„Man kann die Zukunft nicht planen“, antwortete Marnie tapfer, obwohl seine Worte sie verunsichert hatten.
„Marnie, ich glaube, wir wissen beide, dass wir uns lieben. Die Frage ist nur, wie sehr.“
Sie runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“
„Wenn du vor der Entscheidung stündest, ob du lieber einen Mann willst, der bereit ist, in einer Kleinstadt zu leben und Kinder mit dir zu bekommen, oder mich – wofür würdest du dich entscheiden? Ich hoffe doch sehr, für mich.“
Marnie presste die Lippen so fest zusammen, dass sie ganz weiß waren. „Ach, Tom, manchmal kann ich kaum glauben, dass wir schon seit vier Jahren geschieden sind. Ich empfinde dich einfach als Teil von mir.“
Angespannt wartete Tom darauf, dass sie fortfuhr. Er sehnte sich nach ihrem Ja, aber ihm war natürlich bewusst, dass er sehr viel von ihr verlangte.
Sie seufzte tief. „Darf ich noch eine Weile darüber nachdenken?“, fragte sie.
„Selbstverständlich.“ Tom verzichtete darauf, sie darauf hinzuweisen, dass er schon am nächsten Tag abreisen musste. Das wusste sie schließlich schon. „Kannst du mir nicht einen kleinen Hinweis geben?“, fragte er.
„Du meinst, zu welcher Antwort ich neige?“
„Genau.“
„Ich wünschte, das könnte ich“, antwortete sie niedergeschlagen.
In der Küche stießen sie auf eine ungeduldige Jolene, die gerade dabei war, ihre alten Rezepte durchzublättern. „Wo wart ihr denn so lange?“, schimpfte sie. „Wir müssen allmählich den Truthahn in den Ofen schieben, oder habt ihr das etwa schon vergessen?“
Das hatte Marnie tatsächlich.
„Ich hoffe, ihr wollt nicht zu früh essen. Vor sechs werde ich nämlich auf keinen Fall fertig, selbst wenn ich auf die Füllung verzichte.“
„Keine Füllung?“, fragte Tom mit gespieltem Entsetzen. „Da kann ich ja genauso gut noch heute nach Italien zurückfliegen!“
„Red keinen Unsinn!“, antwortete Jolene. „Wir machen jetzt einfach eine Fertigfüllung.“
Marnie war froh, dass ihre Tante und Bonita gerade ein Nickerchen machten, denn in der Küche war ohnehin nicht genug Platz für sie alle.
Schon bald war der Truthahn gesäubert und gefüllt. Sie schoben ihn in den vorgeheizten Backofen, und Marnie machte sich daran, die Kartoffeln für den Kartoffelbrei zu schälen.
Als sie endlich damit fertig war, war sie müde und erhitzt. Es war eine große Erleichterung, als Linda schließlich auftauchte und ihr anbot, zum Ausgleich für die viele Arbeit die Soße und den Süßkartoffel-Auflauf vorzubereiten.
Plötzlich hastete Mike in die Küche, gefolgt von seinem Vater. „Dr. Spindler hat gerade einen Anruf erhalten“, sagte er zu Marnie und Tom. „Er muss dringend zu einer seiner alten Patientinnen in der Stadt, macht sich aber Sorgen, dass er bei dem Schnee nicht so gut fahren kann. Ich habe ihm angeboten, ihn hinzufahren, aber er möchte, dass ihr das übernehmt.“
„Ich mach das“, sagte Tom und sah Marnie fragend an.
„Ich komme mit“, antwortete sie rasch. Die ihnen noch verbleibende Zeit war so kurz, dass sie
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