Julia-Weihnachten Band 24
anziehen müssen.“
„Man kann nie wissen“, scherzte er und blieb ein paar Schritte vor ihr stehen. „Marnie, ich … Ich weiß nicht mehr genau, was ich letzte Nacht alles gesagt habe, aber ich … Ich meine, was ich eigentlich hatte sagen wollen …“
„Was, du auch?“, unterbrach sie ihn lachend. Er sah sie verwirrt an. „Als ich unser Gespräch zum zehnten Mal im Kopf durchspielte, war ich absolut überzeugend“, fügte sie hinzu. „Das muss so ungefähr um Mitternacht gewesen sein.“
Langsam breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht. „Und meine Wortgewandtheit um ein Uhr hätte dich glatt umgeworfen.“
Marnie lag es auf der Zunge, ihn zu fragen, ob er seine Meinung inzwischen geändert hatte, aber er wirkte noch ziemlich zurückhaltend.
Außerdem war jetzt sowieso nicht der richtige Zeitpunkt für ein intimes Gespräch, denn vom Dachboden drang gerade schallendes Gelächter.
Tom nahm Marnies Arm und führte sie nach oben. Bei seiner Berührung lief ihr wieder unwillkürlich ein Schauer über den Rücken.
Auf dem Dachboden hatte jemand das Licht angeknipst, sodass Marnie hinter ihren Verwandten die Umrisse ihrer in rosa Tüll gekleideten Großmutter ausmachen konnte. Pappflügel waren an ihren Schultern befestigt, und ein Heiligenschein aus Draht thronte frech auf ihrem weißen Haar.
„Das ist ja ein Kostüm aus dem Weihnachtsmärchen!“, sagte Marnie überrascht zu Tom. „Was zum Teufel hat das zu bedeuten?“
„Ich schätze, wir haben Codys Engel identifiziert“, antwortete er lachend. „Obwohl ich keine Ahnung habe, wie wir Jolene hier übersehen konnten.“
Cody, der anscheinend seinen Namen gehört hatte, schoss im Schlafanzug und einer übergroßen Weihnachtsmannmütze auf seinen Vater zu.
Tom nahm ihn auf den Arm. „Fröhliche Weihnachten“, sagte er zu ihm.
„Kommt doch endlich näher!“, rief Granny. „Was ist nur los mit euch? Wollt ihr etwa keine Geschenke?“
Die anderen schienen nicht recht zu wissen, wie sie reagieren sollten. Neugierig betrachtete Mike den offenen Schrankkoffer neben ihr, der von Geschenken geradezu überquoll. „Seit wann bringt das Christkind die Geschenke eigentlich auf den Dachboden?“, fragte er.
„Ich helfe dem Weihnachtsmann einfach ein wenig aus“, rief Granny. „Na los, worauf wartet ihr noch?“
„Einen Moment!“ Marnie fand, dass Jolene ihr und Tom noch eine Erklärung schuldete. „Dann warst das also du in den letzten Nächten? Du hast Cody hier hochgelockt? Und neulich Abend, als wir den Weihnachtsschmuck gesucht haben? Wozu das alles, Jolene?“
Für einen kurzen Augenblick wirkte Jolene fast beschämt. „Ich muss mich bei meiner Enkelin und Tom dafür entschuldigen, dass ich ihnen einen kleinen Streich gespielt habe“, erklärte sie den anderen. „Aber wie hätte ich sie sonst dazu überreden können, Cody bei mir schlafen zu lassen? Der Kleine ist so süß, dass ich ihn unbedingt ein paar Nächte für mich allein haben wollte.“
Marnie glaubte ihr kein Wort. Bestimmt hatte Jolene sich das alles nur ausgedacht, damit sie und Tom im ersten Stock allein waren. Wer weiß, vielleicht hatte sie insgeheim sogar gehofft, sie damit wieder zusammenzubringen.
Immerhin war es ihr bis zu einem gewissen Grad sogar gelungen.
„Und warum haben wir dich hier oben nicht gesehen?“
Granny zeigte hinter sich. „Ich habe mich einfach auf der Dienstbotentreppe versteckt. Sie ist zwar ganz schön steil, aber was soll’s – ich brauche schließlich Bewegung, nicht wahr, Artie?“
Bonita sah ihre neuen Verwandten verwirrt an. „Mike hat mir erzählt, dass Sie sehr krank sind“, sagte sie zu Granny. „Wie können Sie da nachts hier oben herumlaufen?“
„Gute Frage“, murmelte Tom.
„Habe ich denn behauptet, krank zu sein?“, fragte Granny.
„Und ob“, grummelte Norbert. Die anderen pflichteten ihm lautstark bei.
„Wie krank ist sie eigentlich?“ Mike drehte sich zu Artie um. „Sagen Sie doch auch mal was dazu, Sie sind schließlich Ihr Arzt.“
„Sie hat tatsächlich einen Herzfehler“, antwortete der.
Obwohl Marnie das bereits wusste, machte die Bestätigung sie traurig.
„Seht ihr?“, fragte Granny. „Und jetzt …“
„Weil sie ein zu großes Herz hat“, unterbrach Artie sie. „Aber abgesehen davon ist sie kerngesund. Das ist meine ganz offizielle Diagnose.“
Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte Marnie, doch dann wurde sie wütend. Natürlich war sie froh, dass es ihrer Großmutter
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