Julia-Weihnachten Band 24
sprachlos gewesen.
Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie reagieren sollte, ja wie sie reagieren wollte .
Dies war keineswegs das erste Mal, dass sie ein solches Angebot erhielt. Männer, ob jung oder alt, reich oder arm, hatten sich schon immer von ihr angezogen gefühlt. Sie war häufig genug ins Theater, zu Abendessen oder auch kleinen Ausflügen auf exklusive Privatinseln eingeladen worden.
Und natürlich war ihr immer klar gewesen, dass dabei jeder einzelne dieser Männer gehofft hatte, dass aus dem Essen, dem Theater oder dem kleinen Inseltrip mehr werden würde, dass er sie letztlich verführen und in sein Bett locken würde.
Niemals jedoch hatte sie bisher erlebt, dass ein Mann so schamlos und direkt vorging und sie geradezu aufforderte, mit ihm zu schlafen.
Der einzige Grund dafür war der Skandal um sie und Blake, das lag auf der Hand. Empört straffte sie ihre Schultern. Diese verdammten Artikel hatten sie als leichtfertige Ehebrecherin dargestellt, und anscheinend hatte der Mann mit den blauen Augen daraus geschlossen, dass sie auch offen für sein unmoralisches Angebot wäre.
Nun, das war nicht der Fall. Im Gegenteil, Alandra war zutiefst beleidigt und entsetzt. Sie schob ihren Stuhl zurück, stand auf und zog ihr Tuch fester um die Schultern, während sie ihre kleine Handtasche krampfhaft festhielt. Einen Moment lang stand sie nur da, sah ihn an und formulierte in Gedanken ihre Antwort.
„Ich weiß nicht, für welche Art Frau Sie mich halten. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es nicht zu meinen Angewohnheiten gehört, mit einem Mann ins Bett zu gehen, den ich fünf Minuten zuvor kennengelernt habe.“
Sie warf einen kurzen Blick auf den kräftigen Leibwächter, der reglos einige Schritte entfernt stand. „Vielleicht kann Ihr Bodyguard Ihnen ja helfen, eine Frau zu finden, die weniger anspruchsvoll ist und sich leichter überzeugen lässt, heute Nacht Ihr Bett mit Ihnen zu teilen. Allein scheinen Sie ja nicht dazu in der Lage zu sein.“
Damit drehte Alandra sich auf dem Absatz um und verließ den Ballsaal.
Was dachte dieser Mann eigentlich, wer er war?
Was glaubte sie wohl, wer sie war, dass sie in dieser Weise mit ihm sprechen durfte?
Noch nie war Nicolas so zurückgewiesen worden.
Während er sich von seiner Verblüffung erholte, ging er in Gedanken zurück zu seinen bisherigen Eroberungen.
Eigentlich war er sogar überhaupt noch nie zurückgewiesen worden.
Und hatte diese Frau etwa andeuten wollen, dass er nicht imstande war, sich selbst eine Geliebte zu suchen? Oder dass er Osric gar anweisen musste, eine Frau zu bezahlen , damit sie Zeit mit ihm verbrachte?
Er schüttelte den Kopf, als könnte er noch immer nicht glauben, was gerade geschehen war.
Hinter ihm trat Osric einige Schritte näher und beugte sich über seine rechte Schulter. „Eure Hoheit, möchten Sie, dass ich ihr folge und sie zurückbringe, damit Sie Ihr Gespräch fortsetzen können?“
Kurz stellte Nicolas sich vor, wie der muskulöse Bodyguard der zarten Miss Sanchez folgte, sie zu Boden warf und sich dann über die Schulter legte, um sie zurückzutragen … die Dame würde in diesem Fall zweifellos das ganze Hotel zusammenschreien.
„Nein, danke, Osric“, entgegnete er. „Ich werde wohl allein in meine Suite zurückkehren.“
Er erhob sich von seinem Platz, rückte den Sitz seines Anzugs zurecht und verließ den Ballsaal. Der Leibwächter folgte ihm in kurzer Entfernung.
Eigentlich sollte er aufgebracht sein, aber während sie mit dem Aufzug zu seiner großzügigen Suite im dreiunddreißigsten Stock fuhren, wurde Nicolas klar, dass das nicht der Fall war.
Ironischerweise interessierte ihn die dunkelhaarige Schönheit nur umso mehr. Zunächst waren es ihr Gesicht und ihr Körper gewesen, die seine Aufmerksamkeit gefesselt hatten, und ihr Anblick aus der Nähe hatte sie als Gespielin nur noch attraktiver erscheinen lassen.
Er hätte erwartet, dass ihre brüske Abweisung sein Interesse erlahmen ließ, dass er nicht den Wunsch verspüren würde, mit einer Frau ins Bett zu gehen, die eine derart spitze Zunge hatte. Stattdessen jedoch hatte ihr Widerstand sein Interesse an ihr nur noch erhöht.
Er begehrte sie jetzt noch mehr als zuvor. Sie war nicht nur schön, sondern auch temperamentvoll – zwei Eigenschaften, die er an den Frauen in seinem Bett äußerst schätzte.
Alandra Sanchez war vielleicht der Meinung, dass sie eben im Ballsaal das letzte Wort gehabt hatte, als sie ihm mehr oder minder
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