Julia-Weihnachten Band 24
deutlich gezeigt, dass dieser Mann eine Gefahr für ihren Seelenfrieden war. Je weniger Zeit sie mit ihm verbrachte, desto besser.
Sie trug ihre mit Unterlagen vollgestopfte Aktentasche unter dem Arm, während sie sich auf den Weg zum Speisesaal machte. Die Familie war dort bereits versammelt. Das diensteifrige Personal deckte einen Platz für sie, und Alandra genoss ein köstliches Frühstück. Zumindest so lange, bis die Königin damit begann, sie über ihre Pläne für den Tag auszufragen. Sie hatte noch immer das deutliche Gefühl, dass Nicolas’ Mutter alles andere als glücklich über ihre Anwesenheit im Palast war.
„Ich habe mir die Unterlagen angesehen, die Nicolas für mich zusammengestellt hat, und ich denke, das Waisenhaus hier in der Stadt wäre ein guter Ausgangspunkt“, antwortete sie. „Ich habe da für Weihnachten eine Idee im Hinterkopf, die sehr Erfolg versprechend sein könnte, aber da uns bis dahin nicht viel Zeit bleibt, wäre es wichtig, die Dinge sofort in Gang zu bringen.“
Falls die Königin über Alandras Arbeitseifer erfreut war, ließ sie es sich nicht anmerken. Ihre Miene blieb unbewegt.
Nicolas hingegen sagte sofort: „Ich habe bereits einen Wagen bestellt, er kann uns gleich nach dem Frühstück zum Waisenhaus bringen.“ Er stand auf, legte seine Serviette zur Seite und machte sich auf den Weg zur Tür.
„Sie … Sie wollen mitkommen?“, fragte Alandra und geriet dabei ins Stottern. Ihr Herz klopfte schneller bei der Vorstellung, den ganzen Tag gemeinsam mit Nicolas zu verbringen.
Er drehte sich zu ihr um und sah sie leicht spöttisch an. „Aber selbstverständlich.“
Alandra räusperte sich und versuchte, ihren rasenden Puls und die Hitze, die sich in ihrem ganzen Körper auszubreiten begann, zu ignorieren. Wenn sein Blick schon so etwas bei ihr anrichtete, was würde erst geschehen, wenn sie mehrere Stunden zusammen waren? „Das ist wirklich nicht nötig“, sagte sie.
„Natürlich ist es das“, erwiderte Nicolas prompt. „Ich bin für die nationalen Wohltätigkeitseinrichtungen des Landes verantwortlich, und ich nehme diese Pflichten sehr ernst. Wir werden in den kommenden Wochen eng zusammenarbeiten, das wird auch Ihre Tätigkeit erleichtern. Ich hoffe, das ist in Ihrem Sinne.“
Bei dem letzten Satz schaute Nicolas in die Runde zu seiner Familie, die ihren Wortwechsel allesamt aufmerksam verfolgt hatten. Alandra war spätestens jetzt klar, dass jeder Widerspruch von ihrer Seite zum Scheitern verurteilt war. Nicolas würde sie begleiten, ob es ihr nun gefiel oder nicht.
Wären sie allein gewesen, hätte sie sich vielleicht auf einen Streit mit ihm eingelassen, aber in Anwesenheit der gesamten königlichen Familie am Frühstückstisch würde sie Prinz Nicolas ganz sicher keine Szene machen.
Nervös strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Natürlich ist das in meinem Sinne.“
Sein Lächeln verriet ihr, dass er ganz genau wusste, was wirklich in ihrem Kopf vorging. Es schien ihm geradezu Freude zu bereiten, sie zu diesem Eingeständnis gezwungen zu haben. „Dann sehen wir uns gleich beim Wagen“, sagte er schließlich, bevor er den Raum verließ.
Wenig später saßen sie nebeneinander auf dem Rücksitz einer luxuriösen schwarzen Limousine, die durch das Parkgelände des Palastes fuhr. Am Abend zuvor hatte Alandra die Karte der Insel studiert und festgestellt, dass das Waisenhaus nicht allzu weit entfernt war.
Während der Fahrt hätte sie sich am liebsten damit begnügt, durchs Fenster die vorbeiziehende Landschaft zu bestaunen und in Gedanken noch einmal ihre Pläne für den anstehenden Besuch durchzugehen. Aber sie hätte sich denken können, dass Nicolas diese Pläne durchkreuzen würde.
„Also, dann erklären Sie mir doch mal genauer, wie Ihre Ideen für das Waisenhaus aussehen und was die Weihnachtsfeiertage damit zu tun haben. Ich muss sagen, ich bin überrascht, dass Sie Pläne entwickeln, bevor Sie die Einrichtung überhaupt gesehen haben.“
Alandra hielt die Aktenordner auf ihrem Schoss fest umfasst, als würden sie ihr Sicherheit verleihen. Dann wandte sie den Blick von der Aussicht aus dem Fenster ab und sah Nicolas an.
„Ich habe durch die Unterlagen, die Sie mir gegeben haben, bereits einen Eindruck von dem Waisenhaus und seiner Organisation gewonnen. Die Art von Veranstaltung, die mir vorschwebt, habe ich zu Hause bereits einige Male erfolgreich durchgeführt. Ich glaube, sie ist sehr geeignet, um Spenden zu sammeln
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