Julia-Weihnachten Band 24
Kindheit immer die letzte Zuflucht gewesen war. Er sah seiner Mutter direkt in die Augen und log sie an. „Natürlich nicht. Ich nehme meine Verantwortung für unser Land sehr ernst, ich hoffe, das weißt du. Sobald ich Alandra während meines Besuchs in den Staaten bei der Arbeit beobachtet habe, ist mir klar geworden, dass sie ein großer Gewinn für unsere karitativen Einrichtungen wäre.“
„Ich bin froh, das zu hören.“ Die Königin musterte ihn eindringlich, als würde sie versuchen, auf den Grund seiner Seele zu sehen. „Du verstehst sicherlich, dass es sehr ungünstig wäre, wenn gerade jetzt eine deiner kleinen Affären an die Öffentlichkeit dringen würde.
Schließlich steht die Verkündigung deiner Vermählung kurz bevor. Wir wissen beide, dass du Prinzessin Lisette seit eurer Verlobung nicht immer treu gewesen bist, aber umso wichtiger ist es, dass du die Fassade wahrst und nichts tust, um Lisette oder ihre Familie zu verärgern. Diese Heirat stellt für unsere beiden Länder eine wichtige Verbindung dar.“
Sie ließ einen Moment verstreichen, um ihren Worten mehr Gewicht zu verleihen, und fuhr dann in schärferem Ton fort: „Wir dürfen diese Verbindung nicht gefährden, nur weil du es nicht schaffst, deine Hände von irgendeiner dahergelaufenen Amerikanerin zu lassen.“
Nicolas trank einen weiteren Schluck Brandy, während er versuchte, seine impulsive Reaktion auf die Worte der Königin zu unterdrücken. Er musste ihr Respekt erweisen.
„Ich kenne meine Pflichten, Mutter. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich mich Lisette gegenüber nicht korrekt verhalte. Alandra ist eine schöne Frau, aber glaub mir, sie ist keine Bedrohung für meine Verlobung.“
„Das ist gut zu wissen. Aber für den Fall, dass du deine Meinung plötzlich ändern solltest und Miss Sanchez während ihres Aufenthalts hier doch eine größere Verlockung darstellen würde, als du jetzt glaubst, habe ich hier etwas, was du vielleicht sehen solltest.“
Die Königin drehte sich zur Seite und griff nach einer gefalteten Zeitung, die zwischen den Kissen des Sessels steckte. Sie reichte Nicolas das Blatt und lehnte sich zurück, während sie ihn mit aufmerksamer Miene beobachtete.
Als er die Zeitungsseite aufblätterte, fiel ihm sofort der Artikel mit dem Foto von Alandra ins Auge. Neben ihrem waren Bilder von zwei weiteren Personen abgedruckt.
Die Schlagzeile war eindeutig: Alandra wurde beschuldigt, die Ehe des abgebildeten Paares und damit eine glückliche Familie zerstört zu haben. Er überflog den Artikel, in dem Alandra als selbstsüchtige, manipulative Ehebrecherin dargestellt wurde, die keinerlei Skrupel hatte, den Vater zweier Kinder zu verführen.
„Sie gehört nicht in unsere Kreise, Nicolas“, sagte seine Mutter mit ruhiger Stimme. „Sie hat bereits in den Staaten einen Skandal verursacht und mit ihrem Verhalten den Ruf ihrer eigenen Familie ruiniert. Wir sollten wirklich nicht riskieren, dass sie das Gleiche hier tut.“
Die warnenden Worte seiner Mutter und der Inhalt des Artikels ließen Nicolas nicht unberührt. Die Nachricht über Alandra überraschte ihn, er hatte sie anders eingeschätzt. Aber im Grunde genommen änderte es nichts, er wollte noch immer mit ihr schlafen.
„Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, Mutter, aber ich glaube, du liest zu viel in Alandras Aufenthalt hier hinein. Sie wird nur einen Monat bleiben und ist lediglich gekommen, um uns mit unserem Wohltätigkeitsprogramm zu helfen. Das ist alles.“
Mit einer erhobenen Augenbraue signalisierte die Königin, dass sie an seinen Worten noch immer zweifelte. Aber letztlich konnte er selbst über sein Leben entscheiden, solange er seine Pflichten nicht vernachlässigte. Und bis er nicht wirklich mit Prinzessin Lisette vermählt war, war er auch niemandem Rechenschaft über seine Affären schuldig.
Nicolas faltete den Zeitungsartikel wieder zusammen und schob ihn in die Jacke seines Anzugs. Er erhob sich von seinem Sessel und stellte das leere Brandyglas auf das Sideboard, bevor er noch einmal zu seiner Mutter zurückging. Er beugte sich über sie und küsste sie auf die Wange. „Gute Nacht, Mutter. Wir sehen uns morgen beim Frühstück.“
Am nächsten Tag stand Alandra früh auf. Sie konnte es kaum erwarten, mit der Arbeit anzufangen und ihre Ideen in die Tat umzusetzen.
Außerdem hoffte sie, etwas mehr von der Insel sehen zu können und dabei Nicolas möglichst aus dem Weg zu gehen. Der gestrige Tag hatte
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