JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
uns das gleichzeitig passiert. Deshalb habe ich gesagt, dass du dich zuerst in mich verliebt hast, du aber glaubtest, ich wollte nur mit dir befreundet sein. Ich hoffe, das ist in Ordnung“, schloss sie nervös.
„Also glaubt Melissa jetzt, dass ich mich nicht traue, dir zu sagen, dass ich dich liebe, bis du mir den Startschuss gibst?“
„Melissa weiß doch, dass du nicht feige bist“, gab sie ungeduldig zurück und fuhr mit ihrer Version fort. „Ich habe ihr dann erklärt, dass ich letztes Wochenende endlich meine Gefühle für dich erkannt habe und es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Mir ist bewusst geworden, dass du es bist, den ich eigentlich die ganze Zeit geliebt habe. Und dann sind wir … na ja, du weißt schon … einander in die Arme gefallen. Und damit war es besiegelt.“
„Verstehe“, meinte Bram. „Das hat Melissa dir abgekauft?“
„Scheint so.“
Und nicht nur das. Melissa hatte sich über ihre eigene Dummheit gewundert, weil sie all das nicht selbst erkannt hatte.
„Ihr passt perfekt zusammen“, hatte sie begeistert ausgerufen. „Das sind wundervolle Neuigkeiten. Bram ist so ein liebenswerter Mensch, genau wie du. Es ist doch offensichtlich, dass ihr zusammengehört. Ich kann nicht glauben, dass keiner von uns etwas geahnt hat. Vermutlich haben wir euch immer nur als gute Freunde gesehen.“
„Nach all dem, was du ihr erzählt hast, werden wir sie in ein paar Wochen wohl nur schwer davon überzeugen können, dass das alles nur ein dummer Fehler war“, sagte Bram trocken. „Und das bedeutet, dass wir für die Leute hier jetzt verlobt sind.“
„Ich fürchte ja“, stimmte Sophie kleinlaut zu. „Aber ich werde dich nicht zwingen, daran festzuhalten, das verspreche ich dir, Bram. Wenn du willst, benehme ich mich richtig mies dir gegenüber. Dann wird es dir niemand übel nehmen, wenn du unsere Verlobung wieder löst.“
„Aber nicht jetzt schon, sonst wird Melissa erst recht misstrauisch.“ Erneut warf er einen Blick zur Tür. „Hör zu, ich muss aufhören, sonst denkt Vicky noch, dass ich die Kaffeebohnen erst anpflanzen muss.“
Sophie hatte Vicky für einen Moment völlig vergessen.„Was willst du ihr denn jetzt sagen?“
„Das weiß ich noch nicht genau.“
Wahrscheinlich wollte er sich alle Möglichkeiten offenhalten. Die Wahrheit würde er Vicky vermutlich nicht sagen, oder? Doch Sophie traute sich nicht zu fragen. Bram hatte schon genug, über das er sich den Kopf zerbrechen musste.
„Wenn wir jetzt ineinander verliebt sind, brauche ich dich hier, damit du mich unterstützt“, sagte Bram. „Ganz allein kann ich ja nicht glaubhaft so tun als ob. Wie schnell kannst du hier sein?“
„Ich habe im Moment keine Verpflichtungen.“ Sophie dachte an ihren verlorenen Job. „Wie wär’s mit morgen?“
„Sag mir Bescheid, wann dein Zug ankommt. Ich hole dich am Bahnhof ab. Und dann“, fügte Bram mit leicht grimmigem Unterton hinzu, „sollten wir uns mal richtig unterhalten.“
Der schlammbespritzte Landrover wartete schon draußen vor dem Bahnhof, als Sophie am nächsten Nachmittag ankam. Obwohl es erst halb vier war, wurde es an diesem trüben, nassen Novembertag schon allmählich dunkel, und die Straßenlampen schimmerten gelblich durch den Dunst.
Bram beugte sich über Bess hinweg, die neben ihm saß, und öffnete die Beifahrertür.
„Hallo.“ Sophie kletterte in den Wagen, wie sie es schon hunderte Male getan hatte. Und sie wollte sich auch genauso lässig und herzlich geben, wie sie es immer war, wenn sie Bram traf. Stattdessen klang ihre Stimme angespannt und fast ein wenig schrill, als sei sie nervös.
Sie war tatsächlich unsicher und unruhig. In Gegenwart von Bram hatte sie sich noch nie so gefühlt, doch je mehr sie über das nachdachte, was sie getan hatte, desto nervöser wurde sie. Nicht nur, dass sie ihrer Schwester eine dumme Lüge aufgetischt hatte, nein, sie hatte Bram auch den gestrigen Abend verdorben, ihn in eine unmögliche Lage mit Vicky gebracht und ihn, ohne ihn zu fragen, zu einer lächerlichen Farce gezwungen, von der bald jeder im Ort wissen würde.
Sie hatte es immer als selbstverständlich betrachtet, dass er zu ihr stand, doch diesmal war sie zu weit gegangen. Das hatte sie schon am Abend an seiner Stimme erkannt. Er hatte reserviert geklungen, zudem ein wenig streng und verärgert, ganz untypisch für Bram.
Während er nun losfuhr, legte Sophie ihren Sicherheitsgurt an und streichelte Bess, die zufrieden zwischen
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