JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
würde sie dann fragen und lächelnd mit ihren großen blauen Augen und der kleinen Zahnlücke, von der einige Männer behaupteten, sie sei sexy, zu ihm hochschauen.
Bram würde die dampfenden Becher auf den Boden stellen und sich neben ihr auf dem dicken, weichen Teppich ausstrecken. Niemand Wichtiges , würde er sagen.
Die kleine Szene hob nicht gerade Sophies Laune.
„Hör mal, Bram, ist das was Ernstes zwischen dir und Vicky? Ich meine, magst du sie wirklich?“
Falls wirklich etwas zwischen Bram und Vicky war, hatte sie es vermutlich zerstört, weil sie Melissa eine Lüge aufgetischt hatte, wurde Sophie entsetzt bewusst.
„Sophie, wir trinken einfach nur zusammen einen Kaffee – oder besser gesagt, wir haben es getan, bis wir unterbrochen wurden. Was gibt es denn so Wichtiges?“
„Na ja“, meinte sie nervös. „Ich habe nur gedacht, dass ich dich warnen sollte, weil ich Melissa irgendwie erzählt habe, dass wir beide heiraten werden.“
Am anderen Ende war es still. Nein, nicht nur still. Ohren betäubend still. Sophie hätte es beinahe vorgezogen, wenn er sie angeschrien hätte.
„Tut mir leid. Ich weiß, ich hätte das nicht tun sollen“, warf sie hastig ein. „Aber Melissa hat angerufen und von dir und Vicky erzählt. Und da ist es mir einfach so … herausgerutscht.“
„Herausgerutscht?“ Endlich fand Bram seine Stimme wieder. „Wie kann einem so etwas denn einfach herausrutschen? “
„Es war doch deine Idee“, versuchte sie sich zu verteidigen.
„ Meine Idee?“
„ Du hast vorgeschlagen, dass wir beide heiraten sollen.“
„Ach, diese Idee“, meinte Bram. „Über die du ja nicht weiter nachdenken wolltest, oder?“
Finster zog Sophie die Brauen zusammen. Sie mochte es nicht, wenn Bram sarkastisch war. „Ich habe sehr wohl darüber nachgedacht“, widersprach sie. „Ich fand eben nur, dass es keine so gute Idee ist.“
„Und jetzt findest du sie doch annehmbar?“
„Ja … nein …“ Sophie merkte, dass sie nicht weiterwusste. Eigentlich sollte er Mitleid mit ihr haben und sie zum Lachen bringen, wie er es immer tat. Dass er ihr stattdessen das Gefühl gab, eine komplette Idiotin zu sein, war in ihrem Plan nicht vorgesehen.
„Wir müssen ja nicht wirklich heiraten“, versuchte sie zu erklären. „Ich dachte mir, dass wir für ein paar Wochen einfach nur so tun als ob. Und danach erzählen wir, dass wir unsere Meinung geändert haben.“
Bram warf einen Blick zur Küchentür. Hoffentlich fragte sich Vicky nicht inzwischen, wo er blieb. „Warum sollen wir denn so tun als ob, wenn wir doch nicht heiraten?“
„Damit Melissa nicht glaubt, ich sei verrückt geworden. Was meinst du?“ Am liebsten hätte Sophie sich irgendwo still in eine Ecke gesetzt, um darüber nachzudenken, wie sie eigentlich in diese vertrackte Geschichte hineingeraten war.
Tief atmete sie durch und zwang sich, ruhiger zu sprechen. „Hör zu, es tut mir leid. Ich weiß, dass ich dich einfach so damit überfalle, aber wir sprechen hier ja nicht über eine lebenslange Verpflichtung. Ich bitte dich nur darum, ein paar Wochen mitzuspielen. Danach kannst du Vicky so oft einladen, wie du willst. Bitte , mach mit“, fügte sie flehentlich hinzu. „Vor allem, wenn Mum dich anruft.“
„Deine Mutter will mich anrufen?“ Jetzt klang Bram alarmiert – zumindest sollte er das. Denn Harriet Beckwiths Verhörmethoden waren legendär.
„Na ja, es könnte sein“, räumte Sophie ein. „Melissa wird es ihr morgen früh bestimmt als Erstes sagen, wenn sie es nicht schon getan hat. Wahrscheinlich wird Mum zunächst bei mir anrufen, aber ich will erst mit ihr reden, wenn wir uns einig geworden sind.“
Bram seufzte. „Was genau hast du Melissa denn erzählt?“, fragte er und nahm sich vor, am nächsten Tag nicht ans Telefon zu gehen.
Es schien absurd, dass sie beide immer noch flüsterten. Deshalb räusperte Sophie sich und versuchte, wieder normal zu reden.
„Ich habe ihr nur gesagt, dass wir uns ineinander verliebt hätten und uns entschlossen haben zu heiraten.“
„Und das hat sie dir geglaubt?“
„Seltsamerweise schon“, meinte Sophie, plötzlich verlegen. „Sie scheint zu glauben, dass wir beide füreinander bestimmt sind. Ich weiß auch nicht warum. Ich habe ihr all das aufgetischt, was du mir erzählt hast – dass man den anderen plötzlich in einem ganz anderen Licht sieht. Vielleicht hat sie das überzeugt. Allerdings fand ich, dass es ein bisschen übertrieben klänge, wenn
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