JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
die Lippen grimmig zusammengepresst hatte. Er war so froh, sie zu sehen, dass der Druck, den er seit einer Woche verspürte, endlich ein wenig nachließ.
Inzwischen waren sie auf die schmale Landstraße abgebogen, die nach Askerby führte. Obwohl es hier nur noch wenig Verkehr gab, fuhr Bram von der Straße ab und hielt am Rand eines Feldes.
Bess setzte sich sofort alarmiert auf, doch Bram stieg nicht aus. Stattdessen legte er die Arme um das Lenkrad und starrte durch die Windschutzscheibe auf das Feld, das von seinen Scheinwerfern beleuchtet wurde.
„Es tut mir leid, Sophie“, sagte er nach einer Weile.
Sie drehte sich zu ihm. „Mir tut es auch leid“, sagte sie gepresst. „Ich hätte dich gar nicht erst so in die Klemme bringen dürfen.“
„Na ja, es gibt eigentlich niemanden, mit dem ich lieber in der Klemme stecken würde.“ Der Anflug eines Lächelns in seiner Stimme ließ ihn endlich wieder wie den Bram klingen, den sie kannte. „Wenigstens stecken wir zusammen drin. Sag mir, was du tun willst.“
„Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen, am besten bis gestern Abend neun Uhr, bevor ich meiner Schwester die haarsträubenden Lügen erzählt habe“, sagte Sophie finster, auch wenn sie sich bereits besser fühlte.
„Wie bist du denn überhaupt darauf gekommen?“
„Ach, ich weiß auch nicht … wahrscheinlich habe ich an unsere Unterhaltung von letzter Woche gedacht. Ich war es leid, Melissa ständig davon überzeugen zu müssen, dass sie sich nicht länger schuldig fühlen muss. Sie sollte glauben, dass ich Nick tatsächlich vergessen habe. Sie hat sich so über uns beide gefreut, dass ich es nicht übers Herz brachte, sie noch einmal anzurufen und ihr zu sagen, dass es nicht stimmt.“ Sie schluckte. „Tut mir leid“, sagte sie dann. „Aber gestern habe ich geglaubt, dass es eine gute Idee sei.“
5. KAPITEL
„Glaubst du immer noch, dass es eine gute Idee ist?“, fragte Bram.
„Ja … ja, das tue ich.“ Auch wenn sie gedankenlos gehandelt hatte – typisch, wie ihre Mutter sagen würde –, begann Sophie zu glauben, dass sich alles noch zum Guten wenden könnte. „Mum und Melissa würde es an Weihnachten auf jeden Fall glücklich machen.“
„Vergiss deine Mutter und Melissa.“ Bram hatte schon immer gefunden, dass Sophie sich viel zu sehr darum kümmerte, ihre Schwester glücklich zu machen, statt an sich selbst zu denken. „Was ist mit dir? “
„Na ja … ich fände es auch schön, nehme ich an“, meinte Sophie ein wenig überrascht. „Sicher wäre es für mich einfacher, Nick wiederzusehen, wenn du auch da bist. Aber dass du vorgeben musst, mit mir verlobt zu sein, hilft dir nicht gerade, eine neue Frau zu finden, nicht wahr?“
Ergeben hob Bram die Schultern. „Damit kann ich auch noch ein paar Wochen warten.“
„Dann hilfst du mir also?“
Er sah sie an. Ihre Augen schimmerten in der Dämmerung, und ihr Gesicht schien zu leuchten. Wie hätte er ihr da sagen können, dass er ihr nicht helfen würde. Schließlich war sie Sophie.
„Natürlich helfe ich dir“, entgegnete er schlicht.
„Oh danke, danke.“ Sophie war so erleichtert, dass sie sich über Bess beugte und Bram überschwänglich auf die Wange küsste.
Ihre Lippen fühlten sich weich und warm auf seiner Haut an, und der schwache Duft nach Stechginster in ihrem Haar ließ ihn einen verwirrenden Moment schwindeln.
„Du bist ein echter Schatz.“ Glücklich lehnte Sophie sich zurück. „Ich mach es auch wieder gut, Bram, das verspreche ich.“
Bram spürte immer noch ihre Lippen auf seiner Wange und war froh, dass Bess sie ablenkte. Einen atemberaubenden Augenblick lang hatte er nämlich unerwartet den Drang verspürt, seinen Arm um Sophie zu legen, um ihre Wärme ganz nah bei sich zu spüren. Aber wo hätte das hingeführt?
Umständlich räusperte er sich, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. „Wenn wir alle davon überzeugen wollen, dass wir wirklich verlobt sind, müssen wir das Ganze natürlich richtig angehen.“
„Aber … nicht mit allen Konsequenzen, oder?“ Sophie legte den Arm um Bess. Zufrieden schmiegte sich der Hund an ihre Seite.
Glückliche Bess, dachte Bram unwillkürlich.
Wo war dieser Gedanke plötzlich hergekommen?
„Wir müssen doch nur bestätigen, dass wir verlobt sind, wenn uns jemand fragt, oder?“
„Ich erinnere mich dunkel, dass eine Verlobung noch ein bisschen mehr beinhaltet“, sagte Bram, der an seine kurze Verlobungszeit mit Melissa dachte.
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