JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
leid, dass ich den Beginn einer wundervollen Freundschaft zerstört habe“, gab sie schnippisch zurück und vergaß ihren Vorsatz, gelassen zu bleiben. „Du hättest mir gestern am Telefon sagen sollen, dass ich die ganze Sache vergessen soll.“
„Wie könnte ich? Unsere Verlobung ist die Neuigkeit in Askerby. Es ist gut, dass du angerufen hast, sonst hätte Vicky noch geglaubt, dass ich sie auf den Arm nehmen will.“
Mit anderen Worten: Wenn sie nicht angerufen hätte, hätten die beiden mehr getan, als sich nur harmlos zu unterhalten!
„Jedenfalls hat der Klatsch jetzt Hochkonjunktur“, fuhr Bram fort. „Gestern Abend haben alle gesehen, dass ich mit Vicky aus dem Pub kam, und heute Morgen erfahren sie, dass ich mit dir verlobt bin. Ich kann nur hoffen, dass Vicky die ganze Sache nicht in den falschen Hals bekommt. Sie hat in letzter Zeit genug durchmachen müssen.“
„Woher soll ich denn wissen, dass du herumstreunende Frauen zum Kaffee nach Hause einlädst?“ Sophie war verletzt und wütend, obwohl sie eigentlich kein Recht dazu hatte. „Erst letztes Wochenende hast du vorgeschlagen, dass ich dich heiraten soll. Wie soll ich denn wissen, dass du sofort losmarschierst, um dir eine andere zu suchen.“
„So war es nicht“, wehrte Bram ab. An einer roten Ampel blieb er stehen und zog energisch die Handbremse an.
„Na schön. Und wie war es dann?“
Stur sah er geradeaus, die Hände oben auf dem Lenkrad. „Als du meine Idee von einer Heirat abgewiesen hast, ist mir wohl klar geworden, dass es an der Zeit ist, der Realität ins Auge zu sehen“, meinte er langsam. „Wenn ich wirklich eine Frau und Kinder haben will, müsste ich Melissa vergessen und endlich etwas unternehmen. Deshalb habe ich beschlossen, ins Pub zu gehen. Nicht unbedingt eine dramatische Veränderung in meinem Leben, aber normalerweise gehe ich nie während der Woche ins Pub.“ Er sah sie kurz an, dann richtete er den Blick wieder auf die Straße.
„Vicky war auch zufällig da. Offensichtlich war sie allein, und wir sind ins Gespräch gekommen. Beim nächsten Mal war sie wieder da. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich Hals über Kopf verliebt hätte. Aber ich habe mir überlegt, warum ich noch länger warten soll. Irgendwo muss ich ja anfangen, wenn ich eine neue Beziehung will. Also habe ich sie gefragt, ob sie bei mir noch einen Kaffee trinken will, aber sie hat über nichts anderes als Keith geredet. Sie ist sehr verletzt und hat mir leidgetan.“ Die Ampel sprang auf Grün, und Bram löste die Handbremse. „Sie verdient es nicht, so behandelt zu werden.“
Sophie sagte nichts dazu. Schuldbewusst gestand sie sich ein, dass sie netter über Vicky hätte reden sollen. Sie wusste schließlich, wie es war, wenn all das, was man sich erträumt hatte, in Trümmern lag. Statt freundlich und mitfühlend zu sein, war sie gemein und eifersüchtig gewesen.
Kein Wunder, dass Bram die Nase voll von ihr hatte. Jetzt überraschte es sie auch nicht mehr, dass die anderen ihm zu Vicky Manning rieten.
Bram hingegen warf einen Blick auf ihr abgewandtes Profil und fühlte sich schrecklich. Er hatte geredet, ohne nachzudenken. Er hätte Sophie wirklich nicht erklären müssen, was Vicky durchgemacht hatte. Auch sie verdiente es nicht, verletzt zu werden. Mit seinen Worten hatte er sie nur wieder an Nick erinnert.
Gut gemacht, Bram, dachte er zerknirscht.
Als Sophie seinen Vorschlag zu heiraten abwies, war er enttäuschter gewesen, als er erwartet hätte. Je länger er darüber nachgedacht hatte, desto mehr war er davon überzeugt, sie könnten eine gute Ehe führen. Sophie und er waren so gut befreundet – und das würde es sicher wettmachen, dass sie nicht leidenschaftlich ineinander verliebt waren.
Bram war auf dem besten Weg gewesen, sich selbst einzureden, dass er Sophie tatsächlich heiraten wollte, und es hatte ihn härter getroffen als gedacht, dass sie abgelehnt hatte.
Aber er wollte auch keine Zeit mehr verlieren und endlich etwas ändern in seinem Leben. Sophie hatte Nein gesagt, und damit war die Sache erledigt. Also war er ins Pub gegangen, hatte sich mit der armen Vicky Manning unterhalten und versucht, sich auf sie einzulassen. Aber es hatte sich nicht richtig angefühlt. Und dann war Sophies Anruf gekommen. Allein der Klang ihrer Stimme hatte ihm bewusst gemacht, dass es absurd wäre, eine andere heiraten zu wollen.
Und jetzt saß sie neben ihm und schmollte. Ihre Haare waren genauso wirr wie immer, während sie
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