JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
an.
„Wenn sie was wüsste?“
„Du weißt doch … den wahren Grund, warum wir heiraten.“ Inzwischen wünschte sich Sophie, sie hätte den Mund gehalten. „Ich wollte damit nur sagen, dass sie es dann wahrscheinlich nicht mehr so romantisch finden würde.“
„Du meinst, dass wir uns beide für das Zweitbeste entschieden haben?“, meinte er barsch.
„Nun … ja.“ Sophie hätte es nicht so ausgedrückt, aber wie sollte man es auch anders nennen?
„Wenn das Drumherum stimmt, kannst du die Leute alles glauben machen“, stimmte er ausdruckslos zu. „Nur der äußere Schein ist ausschlaggebend.“
„Hoffentlich klappt das heute Abend auch“, meinte sie mit brüchiger Stimme. Sie hatte das ungute Gefühl, dass ihr Gespräch die falsche Richtung nahm. Wie ein Zug, der unaufhaltsam auf eine zerstörte Brücke zuraste. Aber es schien ihr nicht zu gelingen, der Konversation eine andere Wendung zu geben, um wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben.
„Heute Abend?“
Sie hob die Hand mit dem Verlobungsring. „Wenn der Ring Nick nicht davon überzeugt, dass wir wirklich heiraten, dann hilft überhaupt nichts mehr.“
So ist es. Schließlich geht es ja heute nur darum, Nick zu überzeugen, rief Bram sich mutlos in Erinnerung.
„Wahrscheinlich hat Nick dir damals einen Diamanten gekauft, oder?“, fragte er verbittert.
„Das hat er tatsächlich.“
„Und was ist damit passiert?“
„Ich habe ihm den Ring zurückgegeben.“ Sophie zitterte plötzlich und schlug den Kragen hoch, um sich gegen den kalten Wind zu schützen.
Es war kein ausgefallener Ring gewesen, aber damals war sie begeistert von Nicks Liebesbeweis.
Bram erinnerte sich noch gut an ihr strahlendes Gesicht, als sie ihm erzählt hatte, wie sehr sie Nick liebte, und schämte sich seiner Eifersucht. Natürlich hatte sie Nicks Ring mehr geschätzt als jenen, den sie jetzt trug.
„Tut mir leid, Sophie.“ Er klang nun freundlicher.
Er verkroch sich tief in seiner Jacke und wandte den Blick ab. „Hast du alles erledigt? Wir sollten allmählich zurück.“
Schweigend fuhren sie zurück nach Haw Gill, und als sie ankamen, war es bereits dunkel. Bram kümmerte sich um das Vieh, zusammen mit der begeisterten Bess, die es gar nicht mochte, den ganzen Tag allein zu sein.
Sophie hingegen beschäftigte sich unruhig im Haus. Immer wieder fiel ihr Blick dabei auf den Ring und erinnerte sie an ihr betrügerisches Spiel, zu dem sie sich so leichfertig entschlossen hatten.
War es tatsächlich richtig, Bram zu heiraten? Als sie den Entschluss gefasst hatte, schien es ihr vernünftig, aber jetzt war sie nicht mehr so sicher. Und in ein paar Stunden mussten sie als Verlobte bei dem Abendessen erscheinen und ihrer Familie das glückliche Paar vorspielen.
Und Nick.
Hatte sie sich bisher davor gefürchtet, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen, war sie jetzt seltsam erpicht darauf, sich ihm zu stellen. Dann würde sie endlich wissen, ob sie noch etwas für ihn empfand, und wäre nicht mehr so verunsichert.
Sie ließ sich Zeit, sich frisch zu machen, nahm ein Bad, wusch die Haare und versuchte, ihre wilden Locken, so gut es ging, in Form zu bringen. Dann zog sie das neue Kleid und die Schuhe an und vervollständigte das Ganze mit einem Paar sehr ausgefallener Ohrringe von Ella. Als Sophie sich im Spiegel betrachtete, wurde ihr wieder bewusst, dass das Kleid etwas ganz Besonderes an sich hatte. Sie fühlte sich besser darin, stärker, selbstsicherer.
Vorsichtig ging sie auf ihren hochhackigen Schuhen die Treppe hinunter. Bram war bereits umgezogen und wartete unten auf sie. Er war es nicht gewohnt, Anzug und Krawatte zu tragen, und fuhr verlegen mit dem Finger am Hemdkragen entlang. Als er Sophie sah, hielt er mitten in der Bewegung inne.
Sie sah wunderschön aus – noch attraktiver als im Geschäft. Bram war nicht sicher, warum sie so anders aussah, aber offensichtlich hatte sie sich große Mühe mit ihrem Erscheinungsbild gegeben. Und er musste nicht lange überlegen, um zu wissen, warum. Nick sollte erkennen, was er verloren hatte. Und Melissa sollte glauben, dass Sophie ihrer verlorenen Liebe nicht mehr nachtrauerte.
„Du siehst toll aus“, sagte er, als sie unten angekommen war, doch seine Stimme klang seltsam hohl.
„Danke.“ Sie lächelte nervös, doch er bemerkte den Zweifel in ihren wunderschönen graugrünen Augen. „Ich habe nicht das Gefühl, ich selbst zu sein“, gestand sie.
Bram sah sie genau an. In dem Kleid sah
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