JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
es nicht ertragen, sie zu berühren.
Ich werde seine Bemerkung einfach ignorieren, dachte Sophie. Wenn Bram ihr zu verstehen geben wollte, dass sie etwas Besonderes war, würde er es ihr direkt sagen. Wahrscheinlich war die Fantasie mit ihr durchgegangen. Ein kleiner Kuss konnte doch nichts daran ändern, dass sie immer noch Freunde waren. Also musste sie Bram einfach weiter so behandeln wie immer.
Deshalb umarmte sie ihn, ehe sie gingen. „Danke, Bram.“ Sie warf ihm ein strahlendes Lächeln zu, wie man es jemandem schenken würde, der nichts weiter als ein großzügiger Freund war. „Der Ring ist traumhaft schön.“
Wieder zögerte er einen Moment, ehe er seine Arme um sie schlang. Er hielt sie so fest, dass Sophie plötzlich den Wunsch verspürte, sich an seinen starken Körper zu schmiegen und sich an ihm festzuhalten. Dann würde sie ihm sagen, wie verwirrt und verunsichert sie war, und ihn bitten, sie nie wieder loszulassen.
Aber gute Freunde taten so etwas vermutlich nicht. Deshalb löste sie sich schnell von ihm und zauberte wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht.
„Und, was ist jetzt mit dem Lunch?“
Sie fanden ein hübsches Restaurant, das mit schimmernden Kerzen und duftenden Tannenzweigen dekoriert war. Als Sophie die anderen Gäste beobachtete, die sich fröhlich über ihre Weihnachtseinkäufe unterhielten, fiel ihr ein, dass sie noch über ein Geschenk für ihren Vater nachdenken musste.
Stattdessen sinnierte sie darüber nach, wie es sein konnte, dass sie sich einerseits wünschte, Bram möge sie nicht mehr loslassen, während sie gleichzeitig noch immer Nick liebte.
Denn das tat sie doch wohl. Wie sonst war es zu erklären, dass sie so nervös war, weil sie ihn an diesem Abend wiedersah.
Das Bild von Nick war mit der Zeit verblichen. Geblieben war die Erinnerung daran, wie verzweifelt sie ihn geliebt hatte.
Verstohlen warf sie einen Blick zu Bram, der auf der anderen Seite des Tisches saß. Er konzentrierte sich auf die Speisekarte, sodass sie unbemerkt seine vertrauten Züge betrachten konnte. Mit einem Mal wurde sie von einem Schwindel erfasst, als stände sie am Rande eines Abgrunds und hielte verzweifelt nach etwas Vertrautem, Sicherem Ausschau, an das sie sich klammern könnte.
Doch je länger sie ihn ansah, desto fremder wurde er ihr. Das ist Bram, sagte sie sich immer wieder. Der starke, fürsorgliche und beständige Bram. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie entdeckte diese Eigenschaften nicht in seinem Gesicht. Er war ein anderer, ein aufregender Mann, der plötzlich unerreichbar für sie schien. Sophie dachte daran, wie er vor ihrer Berührung zurückgeschreckt war und gezögert hatte, ehe er sie umarmte. Und tief im Innern mahnte eine traurige Stimme sie, dass er nur ihr Kamerad war. Sie konnte mit ihm reden, lachen, aber sie durfte nicht hoffen, dass er sie begehrte.
Also bleibst du seine gute Freundin, sagte sich Sophie grimmig. Diese Freundschaft zu verlieren wäre schrecklich. Deshalb sollte sie vergessen, wie aufregend seine Berührung war und wie sich seine Lippen auf ihrem Mund anfühlten.
Jetzt sah Bram von der Speisekarte auf. Der Blick aus seinen blauen Augen war so eindringlich, dass Sophie der Atem stockte. „Und, hast du schon gewählt?“, fragte er.
Sie hatte bisher nicht einmal in die Speisekarte geschaut. „Nein, ich habe mich noch nicht ganz entschieden“, sagte sie und blätterte die erste Seite der Karte auf.
Lächelnd plauderte sie während des Essens und später beim Einkauf, bis die fahle Wintersonne verblasste und die Lichter in den Geschäften angingen. Sophie war übertrieben freundlich und fröhlich, damit ihr keine Zeit blieb nachzudenken. Sie kaufte Weihnachtspräsente für ihre Familie und ein Geburtstagsgeschenk für ihren Vater. Durch die weihnachtlich beleuchteten Straßen gingen sie schließlich zum Juwelier, um die Eheringe auszusuchen.
„Oh, eine Weihnachtshochzeit“, rief die Verkäuferin begeistert, als sie ihr das Hochzeitsdatum nannten, das in die Ringe eingraviert werden sollte. „Wie romantisch.“
„Wenn die wüsste“, flüsterte Sophie Bram zu, als sie das Geschäft verließen. Amüsiert verdrehte sie die Augen, in dem Versuch, sich genauso zu verhalten, als ob alles wie früher sei.
Bram war ihr dabei keine große Hilfe. Je fröhlicher sie sich gab, desto distanzierter schien er. Und jetzt, da er eigentlich lachen sollte, um ihr zu zeigen, dass er verstand, wie absurd das Ganze war, sah er sie nur mit leerem Blick
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