JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
vielleicht bereute, so viel Geld für das Kleid und die Schuhe ausgegeben zu haben. Doch eigentlich hätte das nicht seiner Art entsprochen. Praktisch veranlagt und vernünftig, wie er war, würde er nie etwas kaufen, das er sich nicht leisten könnte.
Besorgt sah sie ihn an, als er vor einer Auslage mit antikem Schmuck stehenblieb und sich nachdenklich das Kinn rieb.
Als ob er ihren Blick gespürt hätte, wandte Bram sich ihr zu und lächelte, während sie von einer Welle des Glücks erfasst wurde. Die Welt um sie herum schien plötzlich in ein helles Licht getaucht.
Wann hatte sie sich zum letzten Mal so lebendig gefühlt? Seit Nick sie verlassen hatte, jedenfalls nicht mehr, und selbst mit ihm war jede Freude immer von Zweifeln durchdrungen gewesen. Sie hatte nach der Trennung geglaubt, nie wieder richtig glücklich sein zu können.
Und jetzt stand sie mitten in York auf der Straße, zusammen mit Bram, während vier Musiker „Stille Nacht“ spielten – und ihr wurde bewusst, dass sie glücklich war, wahrhaftig glücklich.
Sie lächelte Bram an.
„Was ist denn?“, fragte er.
„Ach, nichts“, meinte sie ausweichend, weil sie nicht wusste, wie sie es ihm erklären sollte.
Bram wandte sich wieder der Auslage zu. „Du solltest einen Verlobungsring haben.“
Sofort verflüchtigte sich Sophies ungetrübtes Glück und machte einem Anflug von schlechtem Gewissen Platz. „Du hast doch schon viel zu viel Geld für mich ausgegeben“, protestierte sie. „Ich brauche keinen Ring, wirklich nicht.“
„Du sollst aber einen bekommen“, wiederholte Bram stur. „Deine Mutter und Melissa erwarten das. Gefällt dir dieser da?“
Er deutete auf einen Ring mit feinen Rubinen und Perlen. Widerstrebend sah Sophie auf das Schmuckstück, und Bram spürte, wie ihre Haare über seine Wange strichen, als sie sich vorbeugte. Sein Wunsch, sie in die Arme zu nehmen, war so stark, dass er sich versteifte und abrupt von ihr abrückte.
Sophie merkte, dass er zur Seite auswich. Verlegen straffte sie sich, weil sie das Gefühl hatte, eine unsichtbare Grenze überschritten zu haben und ihm zu nahe gekommen zu sein. Eine leichte Röte überzog ihre Wangen. „Entschuldige“, murmelte sie kleinlaut.
„Nein … ich … ich muss mich entschuldigen“, sagte Bram peinlich berührt.
Beide starrten krampfhaft auf die Auslage, während ihr Schweigen erfüllt war von neuer Befangenheit.
Bram hätte sich für seinen Rückzug selbst ohrfeigen mögen. Er spürte genau, dass Sophie verletzt war, aber er konnte nicht erklären, warum er so plötzlich von ihr abgerückt war. Schließlich konnte er ihr wohl kaum gestehen, dass er sie liebte, Angst hatte, die Kontrolle zu verlieren und sie mitten auf der Straße zu umarmen. Schließlich stand sie kurz davor, die Liebe ihres Lebens wiederzusehen. Er wollte sie nicht unter Druck setzen.
„Und, was meinst du?“, fragte er stattdessen.
„Er ist sehr hübsch.“ Sie war ihm dankbar, dass er das verlegene Schweigen durchbrochen hatte. „Aber siehst du auch, was der kostet? Dafür könntest du einen ausgewachsenen Bullen kaufen.“
Bram musste über ihre Schlussfolgerung lachen. „Wir brauchen nicht noch einen Bullen“, bemerkte er. „Lass uns doch reingehen und sehen, ob er passt.“
Der Ring saß perfekt, als sei er für Sophies Hand gemacht worden.
„Gefällt er dir?“, fragte Bram.
„Ja, er ist wunderschön.“ Sie drehte die Hand hin und her, um die dunkel schimmernden Rubine und die Perlen, eingebettet in eine fein ziselierte Goldfassung, zu bewundern. „Er ist anders als alle Schmuckstücke, die ich jemals gesehen habe. Aber gerade deshalb ist er etwas Besonderes.“
„So wie du.“
Sophie wusste nicht, ob er nur zu sich selbst gesprochen hatte, während er nach seiner Kreditkarte suchte, oder ob sie sich verhört hatte.
Früher hätte sie nicht gezögert, Bram zu fragen, was er gesagt hatte. Ich habe nicht mir dir geredet , würde er grinsend sagen. Wie kommst du auf die Idee, dass du etwas Be
sonderes bist ?
Sie hätte gelacht, weil sie wusste, dass sie seine gute Freundin und deshalb auch etwas Besonderes war. Sie hätte ihn umarmt und ihn gemahnt, nicht so bärbeißig zu sein.
Doch all das konnte sie jetzt nicht tun. Sie hatte ihre Unbefangenheit verloren, als er sie geküsst hatte und ihr ein Schauer der Erregung über den Rücken gelaufen war, als sie seinen Kuss erwiderte. Und sie war unsicher, nachdem er eben so abrupt von ihr abgerückt war, als könnte er
Weitere Kostenlose Bücher