JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
Unsinn anzustellen“, sagte er. „Warum solltest du also nicht bei mir schlafen? Ich verspreche auch, dass ich die Situation nicht ausnutzen werde“, fügte er mit schwachem Lächeln hinzu.
„Ich bin viel zu müde, um zu merken, wenn du versuchen solltest, mich zu verführen.“ Sophie war froh, dass er ihr die Entscheidung abgenommen hatte, als sie sich neben Bram ins Bett legte.
Zitternd lag sie unter der Decke und rieb die Füße aneinander. „Ich hätte mir eine Wärmflasche machen sollen.“
„Komm her.“ Bram streckte den Arm aus, und nach einem kurzen Moment des Zögerns kuschelte Sophie sich an ihn und spürte, wie er sie fest an sich zog. Eigentlich hätte sie verlegen sein müssen, so nah bei ihm zu liegen, doch stattdessen hatte sein warmer Körper etwas unglaublich Beruhigendes. Mit einem zufriedenen Seufzer legte Sophie ihren Arm auf seinen Oberkörper, spürte, wie seine Brust sich gleichmäßig hob und senkte, und war innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen.
Bram wachte wie immer früh auf. Sophie schlief noch an ihn geschmiegt, und er blieb noch einen Moment liegen und genoss die Wärme ihres entspannten Körpers. Der Wind war in der Nacht abgeflaut, aber es schneite immer noch heftig.
Bram war bereits draußen, um das Vieh zu füttern, als Sophie aufwachte. Sie machte Tee und schenkte sich einen Becher ein, bevor sie auch Nick eine Tasse brachte. Nick war weit davon entfernt, peinlich berührt zu sein, weil er so viel Aufregung verursacht hatte. Vielmehr sah er das Ganze als weiteren Beweis seiner Fähigkeit, auch in gefährlichen Situationen überleben zu können.
„Natürlich hätten die meisten in meiner Lage aufgegeben“, meinte er selbstgefällig. „Aber ich wusste genau, was ich tun musste.“
Die meisten wären schlau gewesen und hätten sich dem Risiko gar nicht erst ausgesetzt, dachte Sophie. Als er Melissa anrief, ging sie. Wenig später machte sie sich mit Bram auf die Suche nach einem Christbaum und war froh, aus dem Haus zu kommen.
Bram hatte einen Spaziergang zu dem kleinen Wald vorgeschlagen, der sich hinter der Farm erstreckte.
Als Kinder hatten sie oft dort gespielt, und für Sophie war es immer ein magischer Ort gewesen. An diesem Tag, an dem der Schnee die ganze Landschaft in eine friedliche Stille tauchte, war es noch schöner dort. Die Vögel hatten sich unter ihrem wärmenden Gefieder auf den Ästen niedergelassen und sahen zu, wie Sophie und Bram nach einem passenden Baum suchten.
Schließlich fanden sie eine fast zwei Meter hohe Tanne, die ein wenig schräg gewachsen war, doch für Sophie war sie perfekt.
Sophie sah zu, wie Bram gleichmäßig die Axt schwang. Sie war froh, dass er nicht die Säge mitgebracht hatte, deren Jammern die friedliche Stille des Tages durchbrochen hätte. Stattdessen gab es nichts als den gedämpften Schlag von festem Metall auf Holz, ihren eigenen Atem und Brams konzentrierte Miene.
Und die plötzliche, überwältigende Gewissheit, dass sie ihn liebte.
Warum ist mir das nicht schon früher bewusst geworden?, überlegte Sophie. Natürlich hatte sie Bram schon immer geliebt, aber nicht auf diese Weise. Nicht mit dieser schmerzlichen Gewissheit. Sie hatte ihn schon so lange als Freund geliebt, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wie ihre Zuneigung sich in Verlangen verwandelt hatte.
Dies war nicht die verzweifelte, dramatische Liebe, die sie für Nick verspürt hatte. Tief im Innern wusste Sophie, dass ihre Liebe zu Bram wahrhaftiger und stärker war. Ihre Gefühle für Nick waren wie ein Feuerwerk gewesen, das in blendend bunten Farben in ihr explodiert war, um dann spurlos zu verglimmen. Die Liebe zu Bram hingegen war wie eine Flamme, die beständig tief in ihr gebrannt hatte und so langsam größer geworden war, dass sie es erst gemerkt hatte, als sie ihr ganzes Sein erfasst hatte.
Mit einem Mal schien Sophie dieser Tag von Freude erfüllt, als sie den Baum durch den Schnee nach Hause zogen, während Bess glücklich voraussprang. Am liebsten hätte Sophie in ihrer Freude laut gejubelt, doch die Erinnerung ließ sie innehalten. Denn sie hatte Bram ja erzählt, wie sehr sie Nick liebte. Wie kläglich würde es jetzt klingen, wenn sie ihm sagte, dass sie ihre Meinung geändert hatte?
Zudem hatte sie keinen Grund anzunehmen, dass Bram seine Meinung geändert hatte. Und wenn sie ihm jetzt überschwänglich verkündete, wie sehr sie ihn liebte, wäre es ihm vielleicht peinlich, weil er ihre Gefühle nicht erwiderte. Aber sie würden
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