JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
schon einmal.
„Das ist nett.“ Gnädig nahm Nick sein Angebot an. Offensichtlich wollte er nicht, dass Sophie überhaupt einmal mit Bram allein war.
Am nächsten Tag kam die Sonne heraus. Endlich konnte Bram mit dem Schneepflug die Straße frei räumen. Kaum war er fertig, erschien Melissa in einem Geländewagen, um Nick für eine Untersuchung zum Krankenhaus zu fahren.
Sie umarmte Bram fest. „Danke“, flüsterte sie. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich ihn für dich finde.“ Tröstend schlang er die Arme um sie. Melissa lächelte trotz ihrer Tränen. „Das ist ja das Wunderbare an dir Bram. Du hältst immer dein Wort.“ Er hatte gesagt, dass er Melissa immer lieben würde, dachte Sophie benommen. Hielt er sich auch an dieses Versprechen?
Eigentlich sollte es sie nicht überraschen, denn sie wusste ja, was Bram für Melissa empfand. Aber jetzt, da sie ihn auf eine ganz neue Art liebte, verletzte es sie noch mehr, dass sie wieder einmal hinter ihrer Schwester zurückstehen musste.
Trotzdem lag ein Lächeln auf ihrem Gesicht, als Melissa sich ihr zuwandte und sie umarmte.
„Dir auch vielen Dank, Sophie. Wir sehen uns ja dann heute Abend.“
„Heute Abend?“
Verblüfft sah Melissa ihre Schwester an. „Heute ist doch Dads Geburtstag. Das hast du doch sicher nicht vergessen.“
„Nein … natürlich nicht.“
„Und morgen heiratet ihr. Daran erinnerst du dich doch auch, oder?“, sagte Melissa halb scherzhaft.
„Selbstverständlich.“ Sophie nickte. Obwohl man leicht das Datum aus den Augen verlor, wenn man tagelang durch den Schnee von der Welt abgeschnitten war. „Ich werde doch wohl kaum meine eigene Hochzeit vergessen.“
„Das weiß man bei dir nie“, meinte Melissa in ungewohnt trockenem Ton. „Außerdem erwartet Mum, dass du heute Nacht auf der Glebe Farm schläfst.“
Entgeistert sah Sophie ihre Schwester an. „Warum das denn?“
„Du weißt doch, dass sie großen Wert auf Traditionen legt. Braut und Bräutigam dürfen sich auf keinen Fall vor der Hochzeit sehen. Also bring all deine Sachen mit. Sonst gibt es nur wieder eine Szene, und das wollen wir an Dads Geburtstag doch nicht, oder?“
In sich gekehrt machte Sophie sich abends fertig. Am nächsten Tag würde sie den Mann heiraten, den sie liebte. Eigentlich müsste sie überglücklich sein, doch wie könnte sie das? Schließlich wusste sie doch nicht einmal, was Bram wirklich für sie empfand.
Obwohl Nick nicht mehr da war, schien sich keine Gelegenheit für ein klärendes Gespräch mit Bram zu finden. Am nächsten Tag war es zu spät, dachte Sophie und versuchte, die Panik zu bekämpfen, die sich in ihr ausbreitete. Alles wird schon gut gehen, redete sie sich ein. Sie waren Freunde und konnten ehrlich zueinander sein. Und sollte Bram sie doch nicht mehr heiraten wollen, würde er es schon sagen.
Oder nicht?
Sophie zog wieder das flammend rote Kleid an, auch wenn es bitterkalt draußen war. Der Boden war hart gefroren, sodass Bram keine Ausrede hatte, sie wieder auf Händen zur Haustür ihrer Eltern zu tragen.
Heute ist Dads Abend, sagte Sophie sich grimmig, als sie bei der Glebe Farm ankamen. An nichts anderes wollte sie denken. Also lächelte sie tapfer und war glücklich, als sie erkannte, dass er diesen Abend auf seine ihm eigene wortkarge Art genoss.
Ihre Mutter war natürlich in ihrem Element. Sie war begeistert, dass die ganze Familie zusammengekommen war, und Sophie berührte es, wie viel Mühe sie sich gegeben hatte, um diesen Tag für Joe ganz feierlich zu machen. Obwohl ihre Eltern in ihrem Wesen ganz unterschiedlich waren, hielt ihre Ehe schon seit dreiunddreißig Jahren. Ob Bram und sie es auch so lange miteinander aushalten würden?
Und selbst wenn nicht, war doch zumindest dieser Abend etwas Besonderes. Das Haus war weihnachtlich geschmückt, es duftete nach Tannennadeln, und im Hintergrund erklang leise Weihnachtsmusik. Es gab sogar Glühwein.
„Aber für euch beide nicht so viel“, meinte Harriet zu Sophie und Bram. „Wir wollen doch nicht, dass ihr morgen einen Kater habt.“
Sophie lächelte und versuchte, nicht daran zu denken, wie verbunden Bram und Melissa miteinander waren. Sie spürte es, als sie die beiden miteinander sah. Mit seiner humorvollen Art hatte er einfach nur dafür gesorgt, dass Melissa sich besser fühlte. Bei ihrer Ankunft war sie sehr angespannt gewesen, vielleicht weil Nick so schlecht gelaunt war.
Kein Grund zur Eifersucht, sagte sich Sophie. Bram wollte doch nur,
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