Julia Weihnachtsband Band 26
Kasse. „Im Leben nicht! Hier gelten immer noch dieselben Regeln wie damals, als du klein warst. Nur weil deinem Dad der halbe Laden gehört, bekommst du noch lange nichts für den halben Preis.“
Kopfschüttelnd wandte Cullen sich an Wendy. „Mein Dad legte großen Wert darauf, mich zu einem verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, presste er die Lippen aufeinander. Warum verriet er ihr ständig seine Geheimnisse?
„Aber du hast es überlebt.“
Und warum brachten ihre Antworten ihn immer zum Lachen? Gaben ihm das Gefühl, normal zu sein, als wäre er aufgewachsen wie jeder andere auch?
Jim nannte den Preis, und Cullen kniff die Augen zusammen. „Ich dachte, es gäbe keinen Preisnachlass.“
„Gibt es auch nicht. Es ist der reguläre Preis.“
Cullen bezahlte mit seiner Kreditkarte, nahm das Päckchen an sich und ging zu Wendy hinüber. „Fertig?“
Sie lächelte, und er lächelte und wusste, dass sie nicht ahnte, warum. Zu Weihnachten würde er mit seinem Geschenk für sie ein Lächeln auf ihre Lippen zaubern. Wahrscheinlich würde er es nicht sehen, aber er würde wissen, dass er ihr ein Lächeln entlockt hatte.
Ihm wurde warm ums Herz, und er wusste auch warum. Er empfand Zufriedenheit. Es war, als hätte er den eigentlichen Grund für seinen Ausflug nach Barrington erkannt: Er sollte Wendy kennenlernen und glücklich machen, und jetzt wusste er, wie. Endlich verstand er, warum er ständig das Gefühl hatte, in ihrer Nähe sein zu müssen.
„Jederzeit.“
Sie gingen hinaus in den kühlen Dezembernachmittag, und Wendy schlug automatisch den Weg in Richtung Fabrik ein. Cullen ergriff ihren Arm. Er wollte nicht riskieren, ein Geschenk für sie zu kaufen, das ihr nicht gefiel … und sei es nur eine Farbe, die sie nicht mochte.
„Wir sind noch nicht fertig.“
Sie blickte zu ihm auf. „Nicht?“
Er konnte ihr jedoch auch nicht sagen, dass er Geschenke für sie kaufen wollte. Sie würde sich strikt weigern, sie anzunehmen. Er musste vielmehr darauf achten, was sie anschaute, was ihr sehnsüchtige Seufzer entlockte. Doch das war nur in Geschäften möglich. „Lass uns noch ein bisschen Geld für Harry ausgeben.“
„Warum? Du hast genau das Geschenk für ihn gefunden, das ihn glücklich macht. Mehr ist nicht nötig.“
„Ich will nur …“
Er brach ab. Ihr verwirrter Blick vertrieb das warme, behagliche Gefühl der Zufriedenheit. Was dachte er sich? Sie hatten keine richtige Beziehung. Er kannte sie im Grunde nicht. Und seine Idee, dass der Zweck seines Aufenthalts in Barrington darin bestand, ihr Geschenke zu kaufen – nun, das war Unsinn. Geschenke konnten genauso missverstanden werden wie eine Gehaltserhöhung. Und hatten sie aufgrund von Missverständnissen nicht schon genug Ärger gehabt? Sie hatte ihn mindestens zweimal abgewiesen. Er hatte ihr am Vorabend die Vorstellung eines Techtelmechtels ausgeredet. Dieses Katz-und-Maus-Spiel, auf das er immer wieder hereinzufallen drohte, würde sie irgendwann verletzen, und das wollte er nicht.
„Nein. Du hast recht.“
Schweigend gingen sie die Main Street entlang, umgeben von wirbelnden Schneeflocken, verlockt von den Düften nach Kuchen und Plätzchen. Sosehr Cullen auch versuchte, Abstand zu Wendy zu halten, war er sich ihrer Nähe doch überdeutlich bewusst. Er wollte ihre Hand halten und den geruhsamen Spaziergang genießen.
Er hatte noch nie für einen Menschen das Gleiche empfunden wie für sie, und es erschien ihm nicht richtig, dieses Gefühl auszukosten, solange es möglich war. Es war vielleicht kein dauerhaftes Glück, aber sie war kein Kind mehr. Sie war sechsundzwanzig. Witwe. Wer war er denn, dass er darüber entscheiden wollte, ob sie eine Affäre haben konnten oder nicht?
Wenn er aufhörte, sein Verlangen mit Geschenken für sie beschwichtigen zu wollen, und ehrlich zu ihr war, konnten sie in den letzten zwei Wochen seines Aufenthalts vielleicht etwas Wunderbares erleben.
9. KAPITEL
„Cullen?“
Cullen stand vor Wendys Haustür, kam sich wie ein unbeholfener Halbwüchsiger vor, der endlich den Mut gefunden hatte, seine Angebetete zu besuchen, und hatte Mühe, seine Verlegenheit zu verbergen. Was verrückt war. Er war kurze Spaß-Beziehungen gewohnt, und der Umstand, dass das Objekt seiner Begierde in Pennsylvania lebte, hätte keinen Einfluss auf seine Gefühle haben sollen.
„Hi … hm … ich wollte wissen, wie es Harry geht.“
Der Kleine tauchte hinter Wendy
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