Julia Weihnachtsband Band 26
saßen, würde er doch wohl in der Lage sein, seine Hände bei sich zu behalten, oder?
7. KAPITEL
„Und jetzt die Krönung!“ Clay setzte den Engel auf die Spitze des Weihnachtsbaums und kletterte von der Leiter, die mitten im Wohnzimmer seiner Mutter stand. „Nächstes Jahr holen wir einen Baum, der nicht größer ist als ich.“
Von seinen Neffen kamen laute Buhrufe. Die unteren Zweige hatten die beiden Jungen geschmückt, während Clay für die obere Hälfte zuständig war.
„Der Baum sieht wunderschön aus.“
Clay drehte sich zu seiner Mutter um und lächelte sie an. Blond und zierlich, in einem Hosenanzug aus Seide in gebrochenem Weiß war Jillian Forrester schön und elegant wie eh und je.
„Zum Dessert gibt es Schokoladen-Chip-Plätzchen“, kündigte Jillian an. Worauf die beiden Jungen in lauten Jubel ausbrachen.
Nachdem Jillian mit ihren Enkeln in der Küche verschwunden war, sagte Anne: „Danke, dass du den Baum aufgestellt hast, Clay. Es bedeutet unserer Mutter so viel.“
„Das würde ich mir doch nie entgehen lassen“, entgegnete Clay und meinte es auch so. Obwohl er sich diesmal in seinen Gedanken mehr mit Holly als mit seiner Familie beschäftigt hatte.
Jedes Mal, wenn er Anne mit ihren Söhnen beobachtete, musste er an Holly und Lucas denken. Er stellte sich vor, wie er mit ihr und dem Kind hier mit dem anderen Teil seiner Familie zusammen Weihnachten feierte.
Die Idee war natürlich völlig verrückt … Warum fühlte es sich dann so richtig an?
„Clay, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Anne, die ihn dabei erwischte, wie er mit einer Schachtel Christbaumschmuck minutenlang traumverloren mitten im Zimmer stand.
„Ja, sicher“, antwortete er, stellte die Schachtel beiseite und klappte die Leiter zusammen.
„Ja, sicher“, wiederholte Anne, während sie ihn fixierte.
Es dauerte einen Moment, bis ihm der Sarkasmus in ihrer Stimme auffiel. „Was?“
„Irgendetwas stimmt bei dir nicht. Gibt es Probleme mit der Firma?“
Clay musste lachen. Zum ersten Mal seit über einem Jahr war es nicht das Familiengeschäft, das seine Gedanken beherrschte. „Nicht mehr als sonst.“ Er hatte keine Lust, Jensens Kündigung zur Sprache zu bringen.
Anne starrte ihren Bruder an. „Okay, wer ist sie?“
„Wie bitte?“
„Wenn dir nicht das Geschäft im Kopf herumspukt, muss es etwas Persönliches sein. Also, wer ist sie?“
„Ich habe jemanden kennengelernt“, gab er zu, „jemand ganz Besonderen.“
Mit leuchtenden Augen fiel Anne ihm um den Hals. „Oh Mann, das ist ja großartig. Mom und ich haben uns schon Sorgen gemacht.“
„Immer langsam! Übertreib nicht gleich! Und worüber wart ihr so besorgt?“
„Über die Art und Weise, wie du dich nach der Scheidung verhalten hast. Du warst immer ein verantwortungsbewusster Mann, aber du solltest dir nicht die ganze Schuld am Scheitern eurer Ehe geben.“
Aber es war nun mal einzig und allein sein Fehler gewesen.
„Ich habe Victoria nicht glücklich machen können.“
Anne verdrehte die Augen. „Niemand kann Victoria glücklich machen. Sie ist verwöhnt und egoistisch und mit allem und jedem unzufrieden und unglücklich. Weil sie sich selbst nicht leiden kann. Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun.“
Annes Ernsthaftigkeit ließ Clay beinahe glauben, dass es mit Holly anders laufen könnte. Dass sie zusammen glücklich werden könnten.
Doch obwohl er ihr recht geben musste, dass Victoria verwöhnt und selbstsüchtig war – was seine Ehe betraf, irrte Anne sich. Victoria hatte ihm mehr als deutlich gesagt, dass er ihr Unglück verursacht hatte.
„Nein, nein, nein!“ Holly betrachtete im Spiegel entsetzt ihr ungeschminktes Gesicht und das verstrubbelte Haar. Zwanzig vor sieben. Clay würde pünktlich kommen und nicht zwanzig Minuten zu früh. Schließlich war er ein Mann mit Erfahrung.
Es klingelte noch einmal, und Holly wusste, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als zu öffnen. Dabei hatte sie ihn mit ihrem Aussehen beeindrucken wollen.
„Ich bin noch nicht fertig, aber das ist deine eigene …“
Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken, als sie öffnete. Nicht Clay, sondern Catherine Hopkins stand vor der Tür. Schon seit Jahren kannte Holly die Sozialarbeiterin, doch für unangemeldete Besuche war ihre Beziehung nicht eng genug. Normalerweise hatte Catherine ihre Gesichtszüge völlig unter Kontrolle, aber diesmal konnte Holly darin lesen – und wusste Bescheid.
„Sie haben mich abgelehnt.“
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