Julia Weihnachtsband Band 26
vorbei, ohne auf ihren freundlichen Gruß zu reagieren, und riss die Tür zum Büro ihres Mannes auf.
Clay sah auf und lächelte – bis er Holly genauer ansah. Ihre grünen Augen sprühten Funken, ihr Gesicht war blass bis auf zwei rote Flecken auf ihren Wangen. „Was ist los?“ Er kam um den Schreibtisch herum und streckte die Arme nach ihr aus.
Sie warf ihre Hände hoch, als müsse sie einen tödlichen Schlag abwehren. „Rühr mich nicht an!“
Angst kroch in ihm hoch. „Holly, sag mir, was los ist.“
„Warum ist er hier, Clay? Warum ist dieser Mann hier?“
„Wer?“
Holly ging an seinen Schreibtisch und schlug auf die Gegensprechanlage. „Marie, sagen Sie Clay, wer eben gekommen ist, um ihn zu sprechen.“
„Äh ja, sicher.“ Maries Erstaunen war sogar über den Lautsprecher offensichtlich. „Kevin Hendrix ist hier.“
Clay holte tief Luft. „Du weißt, dass ich Geld in Firmen investiere, die Probleme haben, um sie vor dem Konkurs zu retten. ‚Hendrix Properties‘ war eine der Gesellschaften, denen ich in der Vergangenheit geholfen habe.“
„In der Vergangenheit? Wie vor, sagen wir mal, ein paar Monaten, als Hendrix beschlossen hat, Hopewell House auf Kosten von einem halben Dutzend Pflegekindern zu verkaufen?“
„Holly, ich wusste es nicht.“
„Und wenn du es gewusst hättest, hätte das alles geändert, stimmt’s? Alles! “
„Holly, hör mir zu“, sagte er, während ihm die Angst langsam die Kehle zuschnürte. „Ich habe in Kevin Hendrix’ Firma investiert. Und ich habe ihm geraten, größere Häuser in Mietwohnungen umzuwandeln. Wenn ich gewusst hätte …“
„Du hast es gewusst“, klagte sie ihn an. „Du hast es genau gewusst. Deshalb hast du versucht, einen Ersatz für Hopewell House zu finden.“
„Ich wusste es wirklich nicht. Und als ich es erfuhr, war es zu spät.“
Holly machte weiter, als hätte sie ihn nicht gehört. „Alles, was du getan hast, für mich, für Lucas … Ich habe wirklich geglaubt, du hast es getan, weil du dich um uns kümmern wolltest.“ Sie lachte spöttisch. „Du hast mich reingelegt. Es war kein Mitgefühl, es war dein schlechtes Gewissen.“
Sie hatte recht, musste Clay zugeben. Sein schlechtes Gewissen war der Grund für seine Handlungen gewesen. Zumindest am Anfang. Später ging es ihm nicht mehr darum, sich besser zu fühlen. Nur Hollys Glück war ihm wichtig. „Du irrst dich, Holly. Es hat nichts mit mir zu tun. Ich habe alles nur für dich getan.“
„Ich glaube dir nicht. Du hast mich von Anfang an belogen.“
„Ich habe einen Fehler gemacht.“ Das konnte Clay nicht bestreiten, aber damit mussten er und Holly fertigwerden. Unbedingt. „Ich gebe zu, dass ich nicht der Held bin, für den du mich gehalten hast. Ich bin ein Mann, der etwas vermasselt hat und alles versucht hat, es wiedergutzumachen.“
Holly schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht hören, was Clay getan hatte, um den Schaden zu beheben. Sie hatte ihn dummerweise als Helden gesehen. Und sie war so naiv gewesen, auf seine Tricks reinzufallen.
Sie war ins Büro gekommen, um herauszufinden, warum Clay sie geheiratet hatte. Jetzt wusste sie es.
„Holly.“ Er nahm sie an den Schultern, bevor sie die Gelegenheit hatte, auf Abstand zu gehen. „Es tut mir leid. Ich hatte nie die Absicht, dir wehzutun.“
„Du hattest nie die Absicht, mir die Wahrheit zu sagen.“
Clay verstärkte seinen Griff, und Holly sah den Kummer in seinen Augen. Doch in ihrer Wut nahm sie nur noch ihren eigenen Schmerz wirklich wahr. „Du musst mir glauben. Du musst mir verzeihen .“
„Hier geht es nicht um Vergebung, Clay. Es geht nur darum, dein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Wirf doch noch ein bisschen Geld auf das Problem. Dann fühlst du dich gleich viel besser.“
„Sag das nicht, Holly“, bat er. „Ich habe dich nicht aus Schuldgefühlen geheiratet. Lass nicht zu, dass dein Zorn uns zerstört, nur weil du zu viel Angst hast, auf das zu vertrauen, was wir haben.“
„Vertrauen?“ Sie lachte bitter. „Wie kannst du noch erwarten, dass ich dir vertraue?“
„Weil ich dich liebe!“, rief Clay.
Holly befreite sich aus seinem Griff. „Ich höre mir deine Lügen nicht länger an.“ Sie legte ihre Hand auf den Türgriff, wollte nur noch aus diesem Büro … aus seinem Leben verschwinden.
„Holly …“
Sie machte den Fehler, sich noch einmal umzudrehen.
„Ich liebe dich.“ Er wiederholte seine Worte. Sie noch einmal zu hören, war nicht weniger verheerend
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