Julia Weihnachtsband Band 26
Tadelnd blickte Jillian ihn an. „Du kannst bei einer Ehe keine Bedingungen stellen und dann erwarten, dass deine Frau dich bedingungslos liebt.“
Holly starrte aus dem Fenster. Der bewölkte Himmel, kahle Bäume und der graue Schneematsch am Straßenrand spiegelten ihre depressive Stimme wider.
„Wie lange, meinst du, kannst du hier bleiben?“
Holly wandte ihren Blick vom Fenster den Hopewell-Schwestern zu und beantwortete Sylvias Frage: „Ich habe die Absicht, mich an die Eingangstür zu ketten. Meint ihr, damit kann ich Hendrix’ Bautrupp erstmal stoppen?“
„Ich glaube, was Sylvia wirklich wissen will, ist, wann du wieder nach Hause zurückkehrst.“
„Ich habe kein Zuhause“, erklärte Holly.
„Du hast ein Zuhause und einen Ehemann“, korrigiert Eleanor.
Holly starrte die beiden Frauen an, die immer zu ihr gehalten hatten. Wie zur Verteidigung kreuzte sie die Arme vor der Brust. „Wie könnt ihr bloß von mir erwarten, dass ich dorthin zurückkehre? Ich habe euch doch erzählt, was Clay getan hat.“
„Du hast uns auch erzählt, er hätte von Hendrix’ Plänen nichts gewusst, bis es zu spät war“, erinnerte Sylvia sie.
„Warum sollte ich ihm das glauben? Warum sollte ich überhaupt noch irgendetwas glauben, was er sagt?“
Eleanor legte den Arm um ihre Schultern und führt sie zur Coach. „Was hat er denn sonst noch gesagt?“
Holly sank auf die Polster und nahm den Tee, den Sylvia ihr anbot. Sie umklammerte den Becher mit beiden Händen, um sich zu wärmen. „Er hat gesagt, dass er mich liebt“, flüsterte sie, „aber er hat mich von Anfang an belogen.“ Neben ihr saß Eleanor und fragte: „Woher weißt du, dass er gelogen hat? Vielleicht hat Clay die Wahrheit gesagt?“
„Nein!“ Tasse und Untertasse klirrten bei dieser heftigen Äußerung. Sylvia nahm sie ihr aus den zitternden Händen. Holly kuschelte sich noch tiefer in die Polster wiederholte beharrlich: „Er hat gelogen! Er liebt mich nicht. Keiner …“
„Keiner hat dich jemals geliebt“, beendete Eleanor sanft den Satz für sie. Zum ersten Mal laut ausgesprochen in diesem heimeligen Wohnzimmer, legten diese Worte Hollys tiefste Ängste bloß. Sie spürte, wie der Schmerz in ihr wuchs, bis er sich schließlich in einem herzzerreißenden Schluchzen entlud. Sie presste die Hand vor den Mund, aber sie konnte es nicht unterdrücken. Eleanor legte den Arm um ihre zuckenden Schultern, und Sylvia kniete mit Papiertaschentüchern neben ihr.
„Ich … ich liebe ihn so sehr“, flüsterte Holly, „aber er mich nicht … er kann nicht.“
„Ich dachte nach all der Zeit, die du hier verbracht hast, wüsstest du es besser“, sagte Eleanor.
Nachdem sie ihre Augen damit getrocknet hatte, zerknüllte Holly das Taschentuch in ihrer Faust. „Ich weiß, dass ihr beiden euch um mich sorgt.“
„Natürlich tun wir das“, bestätigte Sylvia und stellte die Schachtel mit den Taschentüchern auf den Tisch, „aber ich glaube nicht, dass Eleanor das gemeint hat.“
Ihre Schwester seufzte und drehte sich so, dass sie Holly ins Gesicht sehen konnte. „Es stimmt, dass Kevin Hendrix die Arbeit, die wir hier geleistet haben, nicht respektiert. Aber ich hätte nie gedacht, dass du das abwertest, was wir hier vollbracht haben.“
„Abwerten?“ Holly erstarrte bei dem unerwarteten Angriff. „Wie könnt ihr auch nur denken, dass ich das jemals tun würde?“
Eleanor zuckte betont lässig die Achseln. „Nun ja, wir haben immer versucht, jedem Kind, das bei uns war, zu zeigen, dass es Liebe verdient. Egal, ob sie verlassen, missbraucht oder vernachlässigt waren: Wir haben ihnen immer gesagt, sie seien etwas ganz Besonderes. Aber du glaubst das nicht.“
„Natürlich tue ich das!“
Herausfordernd sagte Eleanor: „Und du bist genauso etwas Besonderes wie jedes Kind, um das wir uns gekümmert haben. Warum fällt es dir dann so schwer zu glauben, dass Clay dich liebt?“
Sie hätte es kommen sehen sollen. Holly saß in der Falle, ohne sich vor ihren Ängsten verstecken zu können. War es möglich, dass Clay sie liebte? Und wenn er es tat …
Wenn er sie liebte, musste sie ihm aus ganzem Herzen vertrauen. Sie musste all die schmerzhaft erlernten Lektionen vergessen. Musste zum ersten Mal in ihrem Leben daran glauben, dass sie gut genug, klug genug, hübsch genug war, dass jemand sie liebte.
Und nicht nur irgendjemand . Sondern Clay – der Mann, den sie liebte, der Mann, dessen Lügen das Fundament ihres Vertrauens
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