Julia Weihnachtsband Band 26
stehen.
„Bitte lassen Sie es nicht an Kate aus, sie wollte uns nur helfen.“
Jake unterdrückte ein verächtliches Schnauben und sah sie herausfordernd an, die Schmerzen halfen nicht gerade dabei, seinen Sarkasmus zu mildern. „Sie scheinen weder Ihren Mann, noch Ihre Arbeit oder Ihr Haus halten zu können – sogar Ihre Schwester will Sie nicht. Ich frage mich, warum. Was haben Sie an sich, dass jeder Sie loswerden will?“
Sie zuckte zurück, als hätte er sie geschlagen, und wurde blass. Leichte Schuldgefühle machten sich in ihm breit, die er aber resolut unterdrückte.
„Wir sind in einer halben Stunde verschwunden. Ich muss nur noch unsere Sachen packen. Was soll ich mit der Bettwäsche machen?“
Bettwäsche? Er warf sie aus dem Haus, und sie machte sich darüber Gedanken?
„Lassen Sie sie einfach, wo sie ist. Ich möchte Sie nicht unnötig aufhalten.“
Sie richtete sich kerzengerade auf; er konnte sehen, dass sie zitterte. „Richtig. Ähm … gut.“
Hastig drehte sie sich um und floh in Richtung Frühstückszimmer, ließ ihn mit seinen Schuldgefühlen allein. Seufzend ließ er sich im Sessel zurücksinken, sein ganzer Körper schien schmerzhaft zu pochen. Als er den Blick hob, bemerkte er den Jungen.
„Es tut mir wirklich leid“, sagte der Kleine mit erhobenem Kinn, seine Augen wirkten in dem schmalen, blassen Gesicht riesig. „Bitte seien Sie nicht böse auf Mummy. Sie wollte uns nur ein schönes Weihnachten machen. Sie dachte, wir bleiben bei Tante Laura, aber Onkel Andy wollte uns dort nicht haben. Er sagt, das Baby lässt ihn nicht schlafen …“
Auch noch ein Baby? Lieber Gott, das wurde ja immer besser.
„… und der Hund riecht, und er ist auf das Sofa gesprungen, und das hat ihn sehr wütend gemacht. Ich habe gehört, wie sie sich gestritten haben. Und dann hat Mummy gesagt, wir besuchen Kate, und Kate hat gesagt, wir sollen hierherkommen, weil Sie ein netter Mann sind, und dass es Ihnen nichts ausmachen würde, weil Sie Kinder mögen, sonst hätten Sie das Spielzimmer im Dachgeschoss nicht eingerichtet.“
Da ging ihm die Luft aus.
Jake starrte den Jungen vor sich sprachlos an. Kate dachte, er sei nett? Das musste sie geträumt haben.
Aber der verletzte Blick des Kindes berührte etwas tief in ihm, das Jake nicht ignorieren konnte. Er konnte sie nicht so kurz vor Weihnachten in die Kälte schicken. Selbst er war kein solcher Unmensch.
Aber nicht nur der alte Ebenezer Scrooge hat Geister, und das Letzte, was ich über Weihnachten brauche, ist ein Haus voller Kinder, dachte Jake mit einem Anflug von Panik. Und dann auch noch ein Baby und … einen Hund?
Das musste ein seltsamer Hund sein, denn er hatte nicht gebellt und war auch nicht zu sehen. Oder war er alt und taub?
Nein, das nicht, aber es war auch kein richtiger Hund, bemerkte er, als er den Blick in den schwach beleuchteten Flur schweifen ließ. Hinter dem Jungen entdeckte er ein kleines rot-weißes Fellbündel, das unsicher mit dem Schwanz wedelte und ihn hoffnungsvoll ansah.
Ein kleiner Spaniel, genau wie der, den seine Großmutter einmal gehabt hatte. Er hatte diesen Hund geliebt – aber deswegen würde er sich nicht von diesen verdammten Hundeaugen einwickeln lassen!
Unsicher trat der Junge von einem bestrumpften Fuß auf den anderen, aber gab trotzdem nicht auf. Würden seine Rippen nicht so schmerzen, hätte Jake vor Frust schreien können.
„Wie heißt du?“
„Edward. Edward Jones.“
Ein schöner, ehrlicher Name. Wie das Kind, dachte Jake. Oh verdammt! Er seufzte innerlich, als er spürte, wie seine Abwehr nachgab. Schließlich konnte der Junge nichts dafür, dass er mit seinen Erinnerungen nicht zurechtkam … „Wo ist deine Mutter, Edward?“
„Ähm … sie packt. Ich soll die Zweige wegräumen, aber ich komme nicht an die Lampe heran, darum muss ich warten, bis sie runterkommt.“
„Könntest du sie bitte für mich holen und dann auf deine Geschwister aufpassen, während wir uns unterhalten?“
Der Junge nickte, rührte sich aber nicht von der Stelle. Unsicher kaute er auf seiner Unterlippe.
Jake seufzte leise. „Was ist?“
„Sie werden aber nicht gemein sein zu ihr, oder? Sie versucht nur, sich um uns zu kümmern, und sie fühlt sich so schuldig, weil Dad uns kein Geld gibt, darum können wir uns nie etwas Schönes kaufen, aber das ist wirklich nicht ihre Schuld …“
„Hol sie einfach, Edward“, unterbrach er ihn sanft. „Ich werde auch nicht gemein
Weitere Kostenlose Bücher