Julia Weihnachtsband Band 26
sein.“
„Versprochen?“
Was tat er hier eigentlich? Er sollte sie loswerden, bevor er noch den Verstand verlor! „Versprochen.“
Der Junge lief los, aber der Hund blieb da und wimmerte leise. Jake hielt ihm seine Hand hin und rief ihn zu sich. Vorsichtig wedelte er mit dem Schwanz und kam näher, setzte sich aber etwas von ihm entfernt hin.
Sehr klug, dachte Jake. Er war wirklich in keiner guten Stimmung, aber daran war der Hund nicht schuld. Außerdem hatte er dem Jungen versprochen, nicht gemein zu seiner Mutter zu sein.
Zumindest nicht gemeiner, als er schon gewesen war. Verärgert presste er die Lippen zusammen. Er würde sich entschuldigen müssen – bei einer Frau, die ohne Erlaubnis in sein Haus gezogen war und seine Pläne, sich einfach zu verkriechen und seine Wunden zu lecken, komplett zerstört hatte.
Verdammt.
„Mummy, er will mit dir reden.“
Amelia sah auf, während sie blindlings ihre Sachen in eine Tasche stopfte. „Ich glaube, er hat schon alles gesagt, was er zu sagen hatte“, antwortete sie knapp. „Hast du unten aufgeräumt?“
„Ich komme nicht an die Lampe, aber alles andere habe ich nach draußen gebracht. Vom Boden habe ich auch alles aufgehoben. Fast alles. Mummy, er will wirklich mit dir reden. Er hat mich gebeten, dir das zu sagen und dann auf meine Geschwister aufzupassen, während ihr euch unterhaltet.“
Nun, das klingt wenig verlockend, dachte sie, und ihr Mut sank. Ein verbaler Angriff war schlimm genug, auf eine Wiederholung konnte sie gut verzichten.
„Bitte, Mummy. Das hat er wirklich gesagt … und er hat versprochen, dass er nicht gemein ist zu dir.“
Sie kniff die Augen zusammen und zählte bis 10. Was hatte Edward ihm bloß erzählt? Dann stand sie auf und streckte die Arme nach ihm aus. Sofort rannte er zu ihr und umarmte sie fest.
„Es wird alles gut, Mummy“, murmelte er. „Bestimmt.“
Wenn sie sich da nur auch so sicher wäre.
Widerwillig ließ sie ihn los und ging mit wild klopfendem Herzen über die herrliche Eichentreppe nach unten, durch die Halle mit dem dicken Teppich und klopfte leise an die geöffnete Tür des Arbeitszimmers.
Er saß mit dem Rücken zu ihr, aber bei ihrem Klopfen drehte er sich mit dem Sessel um und sah ihr in die Augen. Inzwischen hatte er seinen Mantel ausgezogen, und sie konnte sehen, dass sein linker Arm eingegipst war. Jetzt, wo ihm das Licht ins Gesicht schien, sah sie auch die Schramme auf seiner linken Wange und das blaue Auge.
Seine schwarzen glänzenden Haare trug er an den Seiten kurz, aber die obere Partie fiel ihm locker in die Stirn. Sie wirkten zerzaust, als wäre er immer wieder mit den Händen durchgefahren, und sein Kinn war dunkel vor Bartstoppeln. Er sieht übel zugerichtet aus, dachte Amelia und fragte sich, was er angestellt hatte.
Obwohl es keine Rolle spielte. Was auch immer vorgefallen war, hatte ihn nach Hause gebracht, und nur das betraf sie. Seine Verletzungen gingen sie nichts an.
„Sie wollten mich sehen“, sagte sie und wartete angespannt darauf, dass die Beleidigungen von vorn begannen.
„Ich schulde Ihnen eine Entschuldigung“, sagte er knapp. Überrascht blieb Amelia der Mund offen stehen, aber schnell schloss sie ihn wieder. „Ich war unverschämt, und dazu hatte ich kein Recht.“
„Das stimmt nicht ganz. Wir sind ohne Ihre Erlaubnis in Ihrem Haus“, entgegnete sie, „ich bin sicher, an Ihrer Stelle wäre ich genauso unhöflich gewesen.“
„Irgendwie bezweifle ich das, wenn man sieht, wie gut Sie Ihren Sohn erzogen haben. Er macht Ihnen alle Ehre.“
Sie schluckte schwer und nickte. „Danke. Er ist ein tolles Kind und hat schon viel durchgemacht.“
„Da bin ich sicher. Allerdings wollte ich nicht über Ihren Sohn sprechen. Sie können nirgendwohin, ist das richtig?“
Trotzig hob Amelia ihr Kinn. „Wir finden einen Ort.“ Sie hätte schwören können, dass ein Lächeln um seinen kräftigen, geschwungenen Mund spielte, bevor er ihn zusammenpresste.
„Haben Sie eine oder haben Sie keine geeignete Unterkunft, wo Sie mit Ihren Kindern über Weihnachten hinkönnen?“, fragte er mit einem harten Unterton in seiner warmen Stimme.
Kleinlaut schüttelte sie den Kopf.
„Keine, aber das ist nicht Ihr Problem.“
Nickend akzeptierte er ihre Worte, sagte dann aber: „Allerdings habe ich ein Problem, und das könnten Sie lösen. Ich war dumm genug, mich mit einer Lawine anzulegen und habe mir dabei das Handgelenk gebrochen. Ich kann schon nicht kochen, wenn ich
Weitere Kostenlose Bücher