Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
meinen Willen festhalten“, erwiderte sie ungerührt, obwohl ihr Herz wild pochte. „Ich bin schließlich nicht deine Gefangene.“
As’ad sprang aus dem Sattel und drückte die Zügel einem herbeieilenden Jungen in die Hand. „Du hast recht, habibi , meine Geliebte. Die Wahrheit ist, ich bin dein Gefangener.“
Wie bitte? Kayleen blinzelte irritiert. Sie kam sich vor wie eine Schauspielerin in einem Film, dessen Drehbuch im letzten Moment umgeschrieben worden war, ohne dass sie davon wusste.
Sanft strich As’ad mit den Fingerspitzen über ihr Gesicht. „Ich habe dich vermisst. Jede einzelne Sekunde jeden Tages, seitdem du mich verlassen hast, war dunkel und leer.“
„Ich verstehe nicht …“
„Ehrlich gesagt, verstehe ich es auch nicht wirklich. Dabei schien mein Schicksal doch festzustehen … eine zweckdienliche Ehe, Söhne und Töchter, ein zufriedenes Leben im Dienste meines Landes. Ein Schicksal, mit dem ich mehr als zufrieden war. Und dann, eines Tages, begegnete ich einer jungen Frau, die sich von ihrem Herzen, nicht von ihrem Verstand leiten ließ. Sie ist mutig und großherzig und freundlich und hat mich verzaubert.“
Kayleen lauschte mit angehaltenem Atem. Seine Worte bedeuteten ihr, dass sie auf dem richtigen Weg waren … sie durfte hoffen, wo sie doch bereits alles verloren geglaubt hatte.
„Ich habe mich geirrt, Kayleen. Seit ich dich kenne, ist nichts mehr wie vorher. Alles ist besser, schöner, strahlender … Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich vermisse, dich und die Mädchen. Ich brauche dich wie die Luft zum Atmen. Euch alle vier. Ich sehne mich nach euren Stimmen, eurem Lachen. Bitte entreiß mir mein Glück nicht.“
Tränen traten ihr in die Augen, so sehr berührten sie seine Worte. Das einzig Richtige wäre, ihm nachzugeben, aber wie konnte sie?
„Wie soll ich denn in einer Ehe ohne Liebe überleben?“, stieß sie verzweifelt hervor. „Ich verdiene mehr.“
„Ja, das tust du. Du verdienst es, geachtet und geliebt zu werden.“ As’ad ergriff ihre Hände und küsste jeden Finger einzeln. „Lass mich der Mann sein, der dich liebt und achtet“, bat er aufgewühlt. „Lass mich dir zeigen, wie sehr ich dich liebe, bis du mir endlich glaubst.“ Sein Blick spiegelte eine Vielzahl von Gefühlen wider, als er ihr jetzt in die Augen sah. „Ich werde nicht scheitern, habibi , weil ich dich aufrichtig liebe, bis ans Ende meiner Tage. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass das einmal passiert, und doch stehe ich jetzt hier und spreche diese Worte. Voller Demut. Voller Liebe. Kannst du mir verzeihen? Bist du bereit, mir noch eine Chance zu geben?“
„Sag Ja“, soufflierte eine leise Stimme hinter ihrem Rücken. Dana.
„Ja“, brachte Kayleen mit belegter Stimme hervor und warf sich ihm in die Arme. Aufstöhnend zog er sie ganz fest an sich, als wolle er sie nie mehr gehen lassen. Wieder und wieder stammelte er ihren Namen.
Kayleen meinte, vor Erleichterung zu vergehen. Sie spürte, wie As’ad seinen Griff lockerte, um die drei Mädchen mit in ihre Umarmung zu ziehen. Endlich eine richtige Familie …
„Ich bin so glücklich“, gestand Kayleen mit tränenerstickter Stimme.
„Und ich erst … Es hat lange gedauert, aber schließlich habe ich es ja doch noch begriffen“, erklärte er mit einem befreiten Lachen.
„Das ist die Hauptsache.“
„Deine Schocktherapie hat Wunder gewirkt. Du tust immer genau das Richtige, hm?“
„Ich versuche es zumindest.“
As’ad küsste sie voller Zärtlichkeit, dann musterte er sie forschend. „Warum weinst du?“
„Tu ich doch gar nicht.“ Als Kayleen ihre Wange berührte, spürte sie etwas Feuchtes, Kaltes, keine warmen Tränen.
„Es schneit, As’ad, du hast die Schneemaschine mitgebracht!“, kreischte Pepper entzückt.
„Habe ich nicht.“
Kayleen blickte zum Himmel. Schnee rieselte auf sie herab, reine weiße Schneeflocken. Weihnachtsschnee.
Die Mädchen rissen sich sofort ungestüm los und tollten mit den anderen Kindern herum. Diese hatten in ihrem Leben noch keinen Schnee gesehen und konnten das weiße Wunder kaum fassen.
As’ad hob sanft Kayleens Kopf an. „Versprich mir, dass du mich nie wieder verlässt. Das würde ich nicht überleben.“
„Du darfst mich auch nicht verlassen, versprochen?“
„Wo sonst sollte ich hin wollen? Ich habe ja dich.“
„Für immer“, bestätigte sie ernst.
„Ja“, versprach er. „Für immer.“
In seinem Blick lag so viel Liebe, dass Kayleen wusste,
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