Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
konnte die beiden Fremden treffen, die seine Brüder waren. „Ja“, antwortete er bestimmt, „natürlich.“
Mutter Elisabete erhob sich mit einem Nicken. „Nun, dann können Sie sie jetzt mitnehmen.“
Jake blinzelte. „Jetzt sofort?“
„Ja. Mit dem heutigen Tag ist sie einundzwanzig. Wir haben keine Möglichkeiten für Mädchen, die älter als einundzwanzig sind.“
„Ich verstehe.“ Jake räusperte sich noch einmal. „Tja, dann … Miss Mendes? Senhor Estes? Sollen wir?“
„Ich bleibe noch zum Dinner“, beeilte Estes sich zu sagen. „Die Mutter Oberin und ich haben noch einige Angelegenheiten zu besprechen. Ich werde mit dem Taxi zurück in die Stadt fahren.“
Jake nickte. Es sah so aus, als wäre er mit der grauen Maus allein. „Nun … dann … sagen Sie Miss Mendes doch bitte, es wird Zeit zu gehen.“
Das Mädchen griff nach seiner ledernen Reisetasche. Jake bückte sich im selben Moment danach. Ihre Hände berührten sich. Catarina zog ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt.
Jake lächelte höflich und entschuldigte sich.
Das Mädchen murmelte etwas auf Portugiesisch.
Mutter Elisabete schnalzte mit der Zunge, Estes hüstelte. Wieso? War es so erstaunlich, dass die Kleine sich entschuldigte? Denn das war es doch bestimmt gewesen, was sie gesagt hatte, oder? Bei einem so folgsamen Kind konnte es doch gar nichts anderes sein.
Estes schüttelte Jake zum Abschied die Hand, sagte etwas zu dem Mädchen. Mutter Elisabete ebenso. Kein einziges Mal hob die Kleine den Blick, auch nicht, als sie neben Jake durch die große Tür hinaus und zum Geländewagen ging.
Jake warf die Reisetasche auf den Rücksitz und hielt den Wagenschlag für Catarina auf. Sie stieg ein und schnallte den Sicherheitsgurt an, alles, ohne einen Ton zu sagen oder Jake anzusehen. Armes Ding. Wahrscheinlich kam sie halb um vor Angst.
Jake wartete, bis sie auf der Landstraße waren, die durch die Berge führte. „Miss Mendes, ich weiß, für Sie muss das alles sehr ungewohnt sein …“
Keine Reaktion.
„Wir fahren jetzt nach Rio, in mein Hotel. Morgen fliegen wir in die Vereinigten Staaten. Ich werde Ihnen für die nächsten zwei Monate ein Apartment besorgen, einen Begleiter für Sie arrangieren …“
Immer noch nichts, kein Blick in seine Richtung, nicht einmal ein Kopfnicken. Verstand sie überhaupt, was er sagte? „Miss Mendes, Catarina … Ich weiß nicht, wie viel Englisch Sie verstehen, aber …“
„Ich spreche fließend Englisch.“
Hoppla. Catarina hielt sich am Türgriff fest, als der Wagen ausscherte. Ihr neuer Vormund – ihr Gefängniswärter – brachte das Fahrzeug jedoch schnell genug wieder unter Kontrolle, sodass sie nicht den Abhang hinunterstürzten.
„Wirklich?“, fragte er ungläubig.
„Englisch ist eine Weltsprache.“ Catarina strich angelegentlich ihr Kleid glatt. Sie spürte Jakes Blick auf sich gerichtet, aber er würde nicht viel mehr von ihr erkennen können als sie von ihm. Die Sonne war fast untergegangen, es wurde dämmrig. Aber was machte es schon, wie er aussah? Sie musste mit ihm gehen, und wenn er Quasimodos Zwillingsbruder wäre!
Mutter Elisabete hatte ihr die Fakten erklärt. Senhor Joaquim Ramirez wollte nichts mit ihr zu tun haben. Er war gezwungen worden, sie in seine Obhut zu nehmen, nun, da der alte Ramirez gestorben war. Und wenn sie sich nicht benahm, dann würde er das vielleicht nicht machen, und sie musste in der Schule für Junge Damen bleiben, bis der Anwalt herausgefunden hatte, was als Nächstes zu tun sei. Und niemand wusste, wie lange das dauern konnte.
Sie hatte mit dem Reden warten wollen, bis sie weit genug von der Klosterschule weg waren, aber die Ungeduld hatte die Oberhand gewonnen. Er sprach mit ihr wie mit einem Kind, und sie war es leid.
„Außerdem war meine Mutter Amerikanerin. Zu Hause sprachen wir Portugiesisch und Englisch gleichermaßen.“
„Ich verstehe“, sagte er, auch wenn Catarina das bezweifelte. „Das vereinfacht die Dinge erheblich, denn …“
„Da drüben ist ein Feldweg. Biegen Sie da ein, damit wir reden können.“
Fehler. Brave Klosterschülerinnen gaben keine Anordnungen.
„Ich meine …“ Jetzt flüsterte sie. „Bitte. Das alles ist ein Schock für mich. Könnten wir uns nicht erst ein wenig unterhalten?“
Seine Finger umklammerten das Lenkrad. Dann setzte er den Blinker, hielt am Straßenrand an und drehte sich im Sitz zu ihr um. „Hören Sie, Miss Mendes, mir gefällt dieser Deal auch
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