Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
nicht wie ein Monster aus, er war jung und attraktiv, aber … wer behauptete denn, dass Monster immer hässlich sein mussten?
Catarina spürte heiße Tränen hinter ihren Lidern und drängte sie entschlossen zurück. Seit ihre Eltern gestorben waren, hatte sie nicht mehr geweint. Tränen waren ein Zeichen von Schwäche. „Das werden Sie noch bereuen, Senhor Ramirez.“
Das tat Jake bereits, aber er würde ihr nicht die Befriedigung geben und es laut eingestehen. Er warf ihr einen Blick zu, um ihr zu bedeuten, dass nichts, was sie sagte, ihn berühren konnte.
Fehler. Die Haarnadeln hatten sich gelöst, ihr Haar umrahmte in weichen Wellen ihr Gesicht. Ein Bild blitzte vor ihm auf, wie er die Finger in diese seidige Mähne vergrub, ihren Kopf zu sich heranzog und diesen weichen, unschuldigen Mund küsste.
Jake legte den Gang ein und raste wie von allen Teufeln gehetzt nach Rio zurück.
3. KAPITEL
Mit quietschenden Reifen bremste Jake vor dem Hotel ab.
Wenn er doch nur genauso rasant aus Rio und aus diesem Albtraum verschwinden könnte, wie er gefahren war. Einfach zum Flughafen, die nächste Maschine nach New York nehmen, die selbstsüchtigen Bedingungen des Mannes, der ihn gezeugt hatte, Catarina Mendes und überhaupt alles vergessen, was seit dem Eintreffen des Briefes aus Brasilien geschehen war.
Aber er konnte nicht. Vielleicht war es dumm von ihm, aber herauszufinden, wer seine Brüder waren, war zur wichtigsten Sache in seinem Leben geworden.
Und das wiederum verlieh ihm die Entschlossenheit, aus dem Wagen auszusteigen und auf die Beifahrerseite zu gehen, dort, wo sein Mündel unbeweglich wie eine Statue saß. Er kam zur gleichen Zeit bei der Tür an wie der Hotelpage.
„Senhor“, grüßte der Page höflich.
Jake riss die Wagentür auf. Catarina hatte das Fenster heruntergelassen, noch lange bevor sie die Stadtgrenze erreicht hatten, und den Kopf in den Fahrtwind gehalten. Als könnte sie etwas nicht ertragen. Ihn wahrscheinlich. Er hatte sie kommentarlos gewähren lassen, damit sie nur den Mund hielt!
Der Wind hatte ihre Strähnen wild herumgewirbelt, jetzt hätte sie gut die Rolle der Medusa in einem Gruselfilm übernehmen können. Nun, das passte auch bestens zusammen mit diesem formlosen braunen Sack!
Jake wartete darauf, dass sie seine Anwesenheit registrierte. Was sie nicht tat. Er beugte sich leicht vor, der Page stand direkt hinter ihm. Da er unnötiges Aufsehen vermeiden wollte, sagte er leise: „Steigen Sie aus, Miss Mendes.“
Nur ein Zucken um die Lippen, ansonsten rührte sie sich nicht.
Dann eben doch auf die harte Tour, dachte Jake. „Ich sagte, steigen Sie aus!“
Catarina sah ihn an, sah an ihm vorbei und rasselte etwas in Portugiesisch herunter. Jake drehte sich um, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Page blass wurde.
Kein gutes Zeichen. „Was hat sie gesagt?“
Der Adamsapfel des Pagen hüpfte. „Ich kann nicht … Ich glaube nicht …“
Jake verstellte dem jungen Mann den Blick auf Catarina und lächelte. „Was hat die Lady gesagt?“, fragte er erneut.
„Sie … die Senhorita behauptet … Sie hätten sie entführt, Senhor.“
Jake schloss die Augen und atmete tief durch. Dann las er das Namensschildchen auf der Uniform des Pagen. „Andres“, setzte er vertraulich an, „ich fürchte, wir haben hier ein Problem.“
„Haben wir?“
„Sim.“ Er nahm Andres beim Ellbogen und führte ihn ein paar Schritte zur Seite. „Sehen Sie, die Lady … der Senhorita geht es nicht sehr gut. Hier oben.“ Bedeutungsvoll tippte er sich an die Schläfe.
Der Page blickte an Jakes Schulter vorbei zurück zum Wagen. „Ah.“
„Ich meine, jeder kann sehen, wie schlecht es ihr geht.“
Der Page stellte sich auf die Zehenspitzen, riskierte noch einen Blick und nickte.
Jake hätte seinen letzten Real verwettet, er wusste, was Andres jetzt dachte. Rio war voll von schönen Frauen, das hier war eines der exklusivsten Hotels der Stadt … Unter Garantie war dem Jungen noch nie ein weiblicher Gast begegnet, der eine Horrorperücke und einen Jutesack trug.
Der Page sah zu Jake zurück. „Ich verstehe, Senhor. Das ist wirklich schade. Sie ist noch so jung …“
„Stimmt.“
„Es tut mir sehr leid für Ihre …“
„Nichte“, ergänzte Jake hastig. „Ja, es ist wirklich ein Unglück.“ Er zog ein paar Geldscheine aus der Hosentasche und drückte sie dem Jungen in die Hand. „Wenn Sie vielleicht beim restlichen Hotelpersonal Bescheid sagen könnten, dass man sich
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