Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
Familienangehöriger dieser letzten Bitte aus moralischen Gründen nicht verschließen konnte.
Seitdem hatte er genug Zeit gehabt, um über die Situation nachzudenken. Dabei war er zu der Erkenntnis gekommen, dass diese Lösung gar nicht so übel war. Auf diese Weise musste er keine eigenen Söhne und Erben haben und konnte sich daraus möglicherweise ergebenden rechtlichen Problemen aus dem Weg gehen. Carlos Söhne waren Calbrinis. Deshalb würde er einige Zeit mit ihnen verbringen, um herauszufinden, ob sie es wert waren, wie seine eigenen Kinder aufzuwachsen. Falls der Versuch klappte, konnte er sie als ihr Vormund genau nach seinen Vorstellungen erziehen und auf das Erben seines großen Imperiums und Reichtums vorbereiten. Und was Sasha betraf …
Der Gedanke an sie brannte in ihm wie eine unverheilte Wunde. Ihre gemeinsame Vergangenheit war eine Seite seines Lebens, von der er sich nie hatte befreien können. Keine der Frauen vor und nach ihr hatte es geschafft, in seinem Herzen so tiefe Spuren zu hinterlassen wie Sasha. Sie war eine offene Rechnung in seiner Lebensbilanz, und sein Stolz hatte das nie verkraftet. Jetzt bot das Schicksal ihm die Gelegenheit, die Außenstände einzutreiben.
Nachdem er das, was sie ihm schuldete, mit Zins und Zinseszins eingefordert und ihr klargemacht hatte, dass er den Spieß umdrehte, dass diesmal er es war, der sie verließ, würde er ihr zeigen, dass es für sie im Leben ihrer Söhne keinen Platz mehr gab … und schon gar nicht in seinem. Mit großen Problemen rechnete Gabriel bei der Ausführung dieses Plans nicht. Er kannte Sasha. Sie war eine lebenshungrige, sinnliche Frau, die auf Sex und Geld aus war. Doch er musste vorsichtig sein. Wenn sie auch nur ahnte, was er vorhatte, würde sie sich an die Jungen klammern, entschlossen, ihr Ticket zum Reichtum auf keinen Fall aus der Hand zu geben.
Und wenn sie sich doch weigern sollte, ihre Söhne aufzugeben?
Falls sie so dumm wäre, würde sie schnell merken, dass das ein Fehler war.
„Nein. Aber sie bedeuteten Carlo viel“, erwiderte Gabriel kühl. „Und da ich ihm mein Wort als Ehrenmann gegeben habe, sie in jeder Hinsicht wie meine eigenen Söhne zu behandeln, werde ich es auch tun.“
„Wie bitte?“ Wie seine eigenen? Entsetzt schwieg Sasha. Damit hatte sie nicht gerechnet! Natürlich wusste sie, wie sehr Carlo an den Jungen gehangen hatte, aber ihr war auch klar, dass er ein typischer Sarde war, dem seine Familie und seine Ehre alles bedeuteten. Hätte Carlo ihr wenigstens anvertraut, was er plante, dann hätte sie rechtzeitig etwas unternommen, ihn notfalls angefleht, ihr das nicht anzutun. Er hatte doch gewusst, wie Gabriel zu ihr stand, dass er sie verachtete. Und auch …
Sasha atmete tief durch. Daran hatte sie seit Jahren nicht mehr gedacht, jedenfalls nicht, seit sie im Morgengrauen aus Gabriels Bett geschlüpft war, während er noch schlief und nicht ahnte, was sie vorhatte. Sie hatte nichts mitgenommen, als sie seine Jacht verlassen hatte, weder die teure Kleidung, die er ihr gekauft hatte, noch den Schmuck. Nur ihren Pass. Und genug Geld, um zu Carlo ins Hotel zu gelangen und sich und ihre Zukunft in seine Hände zu legen. Achtzehn war sie damals gewesen, Carlo Mitte sechzig. Kein Wunder, dass die Beamten ihn einen Monat später bei der Trauung im ersten Moment für ihren Vater gehalten hatten. Doch das war ihr gleichgültig gewesen. Es zählte nur, dass er sie gerettet hatte.
Sasha bemerkte, dass Gabriel zu ihren Jungen blickte, und wollte instinktiv nach seinem Arm greifen, um ihn daran zu hindern, zu ihnen zu gehen. Doch ehe sie dazu kam, wirbelte Gabriel herum und packte sie beim Handgelenk. Erschauernd wurde ihr bewusst, wie stark die bloße Berührung sie erregte. Wie war das möglich? Zehn Jahre war es her, seit Gabriel sie zum letzten Mal berührt hatte. Durch die Geburt der Zwillinge hatte sie eine Art von Liebe kennengelernt, die so ganz anders war, als was sie einst für ihn empfunden hatte. Zumindest hatte sie sich das einzureden versucht.
Wie konnte eine einzige Berührung einen solchen Gefühlssturm auslösen? Sasha wurde heiß, ihre Beine fühlten sich schwach an, ihr Puls jagte. Ich bilde es mir nur ein, ermahnte sie sich. Ich begehre Gabriel nicht mehr. Warum auch? Dennoch durchfluteten sie Empfindungen, die jeden vernünftigen Gedanken auslöschten – Erregung und Zorn, Verlangen und Abneigung –, zwischen ihnen knisterte es wieder so gefährlich wie früher.
So war ihr zumute
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