Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
gewesen, als sie Gabriel zum ersten Mal begegnet war. Sie hatte ihn schon begehrt, ehe er sie berührt hatte, und als er es dann getan hatte …
Rasch schloss Sasha die Augen, weil sie nicht daran denken wollte, doch es war bereits zu spät. Sie hörte sich lustvoll schreien, durchlebte erneut jene unglaublichen Gefühle, die sie übermannt hatten, als Gabriel sich im Dämmerlicht in der Hauptkabine der Jacht über sie beugte und sie beobachtete, während er sie geschickt mit den Fingern reizte, sodass sie ihren ersten Höhepunkt erreichte. Dann wartete er, bis sie sich etwas beruhigt hatte, um sie in jenem triumphierenden Ton, der ihr so vertraut werden sollte, leise zu fragen: „Findest du nicht, dass du mir jetzt verraten könntest, wie du heißt?“
Beschämt öffnete Sasha die Augen. Der bloße Gedanke an diesen Augenblick ließ ihre Wangen brennen. Gerade siebzehn war sie da gewesen, ein halbes Kind voller Träume und Sehnsüchte. Doch schon damals hatte sie so stark empfunden. Jetzt war sie achtundzwanzig, eine weltgewandte, erfahrene Frau, der bewusst war, wie gefährlich sie damals gelebt hatte. Und wie glücklich sie sich schätzen musste, alldem und Gabriel entronnen zu sein. Jetzt war sie frei von ihm und allem, was er sie gelehrt hatte.
Sie spürte, dass er sie beobachtete, und riss sich zusammen. Er konnte nicht ahnen, was sie dachte, inzwischen war sie erwachsen und viel zu beherrscht, um sich zu verraten. Dennoch war da immer noch dieser dumpfe Schmerz in ihrem Herzen, gegen den sie nichts tun konnte. Benommen blickte sie zu Gabriel, betrachtete seine sonnengebräunte Haut, sah seinen athletischen Körper mit dem dunklen Brusthaar vor sich, seinen durchtrainierten flachen Bauch – und etwas tiefer, die Stelle, an der sie ihn mit der Hand, den Lippen so intim und lustvoll liebkost hatte …
Wie konnte sie an diese hemmungslosen Augenblicke der Ekstase denken, obwohl ihre Söhne nur wenige Meter von ihr entfernt spielten! Schuldbewusst verdrängte Sasha die Erinnerungen. Ihre Lippen fühlten sich trocken an, doch sie wagte nicht, sie zu befeuchten, weil Gabriel dann sofort gewusst hätte, an was sie dachte.
„Lass mich los!“, forderte sie und versuchte, ihr Handgelenk zu befreien.
„Möchtest du es wirklich? Es gab eine Zeit, als du mich angefleht hast, dich zu berühren, weißt du noch?“
Unwillkürlich erbebte Sasha.
„Aha. Wie ich sehe, weißt du es noch genau“, höhnte Gabriel und gab sie frei.
Eine Gänsehaut überlief sie.
„Ich warne dich, Sasha. Ich kenne dich ganz genau.“ Anzüglich betrachtete er sie von Kopf bis Fuß, und sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt.
„Ich bin die Mutter der Calbrini-Zwillinge: Nur als diese wirst du mich in Zukunft kennen, Gabriel“, wies sie ihn schneidend zurecht.
Er ließ ihren Arm so unerwartet los, dass sie fast das Gleichgewicht verloren hätte. Verwirrt sah sie Gabriel an, der ihr den Rücken zukehrte. Ihr war plötzlich kalt. Wie hatte sie so dumm sein können, ihn zu lieben? Aber sie hatte es getan. Verzweifelt, von ganzem Herzen, voller Hingabe und Leidenschaft. Sie hatte sich danach gesehnt, dass er ihre Gefühle erwiderte, weil sie Sex mit Liebe verwechselt hatte. Was für eine Närrin sie gewesen war! Doch dieser Teil ihres Lebens war abgeschlossen.
3. KAPITEL
Verstört beobachtete Sasha, dass Gabriel sich den Jungen zuwandte. Sie konnte nicht fassen, was Carlo ihr angetan hatte. Doch die Sarden waren nun mal nicht wie andere Männer, das hatte sie inzwischen gelernt. Sie lebten nach einem eigenen Ehrenkodex, bildeten eine patriarchalische Gesellschaft und glaubten, das Recht zu besitzen, selbstherrlich über das Schicksal ihrer Familie bestimmen zu können.
Als Carlo ihr von Gabriels Mutter erzählt hatte, war sie schockiert gewesen, weil er keinen Anstoß daran nahm, dass Gabriels Vater seine Tochter hatte zwingen wollen, einen Mann zu heiraten, den er ihr ausgesucht hatte.
„Kein Wunder, dass sie durchgebrannt ist“, hatte Sasha daraufhin bemerkt.
Doch Carlo hatte nur die Stirn gerunzelt und gleichmütig den Kopf geschüttelt. „Sie konnte froh sein, dass ihr Vater ihr verziehen hat und mächtig genug war, Luigi zu überreden, sie zu heiraten, obwohl sie dem Ansehen des Familienoberhaupts mit ihrer eigenmächtigen Handlungsweise enorm geschadet hatte.“
„Aber einen Mann zu heiraten, den man nicht liebt …“
„Als Vater hatte er das Recht, es von ihr zu verlangen.“
„Auch das Recht, sie zu zwingen,
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