Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
ab. „Du hast mir alles Mögliche vorgehalten, was Carlo dir gegeben haben soll, aber wir wissen beide, dass er dir das hier nicht geben konnte.“
Erst nach einer Weile erwiderte sie: „Im Leben gibt es Wichtigeres als Sex, Gabriel.“
„Das sagst du jetzt“, erwiderte er spöttisch, „während du vor zehn Minuten …“
„Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, doch meine Zukunft nehme ich selbst in die Hand“, erklärte sie entschlossen. „Ich lasse mich von dir nicht zur Sexgespielin machen, Gabriel. Ich muss an meine Söhne denken. Nicht einmal das größte Vergnügen im Bett mit dir wäre es mir wert, meine Beziehung zu ihnen auch nur im Geringsten zu gefährden.“
„Das behauptest du jetzt“, beharrte er. „Aber wir wissen beide, dass ich dich dazu bringen kann, deine Meinung zu ändern.“
Sasha schloss die Augen, weil sie nicht mit ansehen wollte, wie Gabriel seine Sachen aufhob und sie verließ.
11. KAPITEL
Gabriel blickte ins Leere. Jetzt hatte er geschafft, was er sich vorgenommen hatte. Er hatte Sasha gezwungen, zuzugeben, dass sie bei keinem anderen Mann so empfinden konnte wie bei ihm. Warum fühlte er sich also nicht erleichtert? Wieso erschien ihm der Triumph so leer? Und warum war da dieser Schmerz in seiner Brust? Was gäbe er dafür, wenn Sasha ihn ebenso zärtlich anlächeln würde wie ihre Zwillinge.
Warum hatte er sich von seinem Verlangen überwältigen lassen, nicht nur einmal, sondern sogar zweimal … und auch noch ohne Schutz? Weshalb erwachte er nachts und sehnte sich danach, Sasha bei sich zu haben, wollte so viel mehr, als sie vor Lust schreien hören, wenn er mit ihr schlief?
Mehr wovon? Was wollte er wirklich von ihr? Im Grunde kannte er die Antwort. Er besaß kein Herz. Seine Mutter hatte mit ihrem Verhalten seine Gefühle im Keim erstickt. Nie hatte er sich davor gefürchtet zu lieben, weil er sicher gewesen war, gar nicht lieben zu können. Wieso empfand er dann jetzt diesen Schmerz?
Die Wahrheit berührte eine neue Saite in ihm: Sasha war eine Frau, nach deren Liebe jeder Mann sich sehnen würde.
Starr blickte Gabriel auf den Computerbildschirm. Er konnte es nicht leugnen. Aus dem Mädchen, das er verachtet und gehasst hatte, weil es seinem Stolz einen tödlichen Stoß versetzt hatte, war eine Frau geworden, die alle achten mussten. Und jetzt besaß sie die Macht, noch sehr viel mehr zu verletzen als nur seinen Stolz.
Langsam, vorsichtig, wie ein Mann im Tunnel ohne leitendes Licht, tastete Gabriel sich durch das unbekannte Gebiet seiner neuen Gefühlswelt und zuckte zusammen, als etwas eine schmerzliche Erkenntnis in ihm auslöste.
War das Liebe? Diese überwältigende Mischung aus Stärke und Schwäche, der Wunsch, zu geben und zu nehmen, zu beschützen und zu besitzen? Hatte er nicht eigentlich schon vor Jahren all dies für Sasha empfunden, obwohl er es damals nicht wahrhaben wollte?
Liebe. Während er das Wort im Mund zergehen ließ, um seine Beschaffenheit zu erforschen, stieg Sashas Bild vor ihm auf.
Die Stimmen der Zwillinge vor der halb offenen Tür rissen Gabriel aus seinen Gedanken.
„Frag du ihn“, hörte er Sam drängen.
„Nein, du fragst“, beharrte Nico.
Gabriel lächelte belustigt. Er konnte sich denken, weshalb die Jungen ihn aufsuchten. Sie wollten sicherstellen, dass er in der Frage der heiß ersehnten Fahrräder auf ihrer Seite war. Kurz entschlossen schob er seinen Stuhl zurück und ging zur Tür, um die beiden hereinzuholen.
Die Zwillinge wechselten bedeutsame Blicke. Jung, wie sie waren, suchten sie instinktiv Rückendeckung beim anderen. Gabriel schloss die Tür hinter ihnen und kehrte zu seinem Stuhl zurück. Nachdem er so viel Neues über sich erfahren hatte, entdeckte er jetzt, dass er nicht nur ein Herz hatte, sondern auch erstaunlich einfühlsam war.
„Na gut. Wer soll mich was fragen?“, forderte er die Jungen auf.
Wieder folgte ein beredter Blickwechsel. Schließlich versetzte Sam seinem Bruder einen Rippenstoß, der die Sache zu entscheiden schien.
Nico schob sich einige Zentimeter vor. „Ich und Sam möchten wissen, ob du unser richtiger Vater bist.“
Die einfache Frage brachte Gabriel ins Schleudern. Als er nicht antwortete, fuhr Nico freundlich fort: „Ist schon in Ordnung. Ehe Dad starb, hat er mir und Sam gesagt, er sei nicht wirklich unser Vater.“
„Ja, aber er hat auch gesagt, er würde immer unser Dad bleiben und uns sehr lieb haben“, trumpfte Sam auf.
„Das weiß ich“, räumte Nico
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