Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
Zeit. So züchtig und schamhaft. Er liebte sie dafür, aber er hatte keine Lust auf das gehabt, was unausweichlich nach diesem Satz folgen würde.
„Joaquim, es wird Zeit, dass du zur Ruhe kommt. All diese jungen Frauen, mit denen du ausgeht … Ich weiß, die Zeiten haben sich geändert, aber …“
„Aber du wünschst dir, ich würde mir endlich ein nettes Mädchen suchen.“
„Richtig.“
„Und heiraten.“
„Genau.“
„Ein Haus mit Kindern füllen, einen Hund anschaffen, den Porsche und den Mercedes gegen einen Kleintransporter und einen Familienkombi eintauschen und …“
„Jetzt machst du dich über mich lustig“, hatte seine Mutter ihn pikiert unterbrochen, und er hatte die Arme um sie gelegt und ihr versichert, dass das ganz bestimmt nicht seine Absicht sei und er eines Tages all diese Dinge tun würde.
Nur eben noch nicht jetzt.
Nicht, wenn es noch so viele Samanthas auf der Welt gab. Und vor allem nicht, wenn der Ausbau seines Imperiums das Wichtigste in seinem Leben war.
„Wenn Sie weder ins ‚Sebastian’s‘ noch ins ‚Leonie’s‘ wollen“, holte Belles Stimme ihn in die Gegenwart zurück, „kann ich auch bei diesem französischen Restaurant …“
„Nein, ‚Sebastian’s‘ hört sich gut an. Ach, Bellissima, was würde ich nur ohne Sie tun?“
„Sie würden wahrscheinlich wieder etwas verwechseln und in den Klatschspalten landen, weil Sie Rosen an eine Frau schicken, die Sie schon seit einem Monat nicht mehr gesehen haben.“
„Einmal“, protestierte Jake. „Das ist mir nur ein einziges Mal passiert.“
„Das reichte auch“, bekräftigte Belle mit der Selbstsicherheit einer Frau, die ihrem Boss zur Seite stand, seit er seine erste Million gemacht hatte. „Wie auch immer … Nach dem Frühstückstreffen haben Sie einen Termin mit …“
„Ich weiß.“
„Und danach einen späten Lunch mit dem Bürgermeister in Gracie Mansion.“
„Belle“, warf Jake mit amüsierter Ungeduld ein, „habe ich jemals einen Geschäftstermin vergessen? Gibt es sonst noch etwas Neues?“
„Nein. Oh, warten Sie … Kelsey vom Empfang bringt gerade etwas.“
„Was ist es?“
„Ein großer, wattierter Umschlag. Sie sagt, er wurde persönlich abgeliefert.“
„Dann öffnen Sie ihn.“
„Habe ich schon. Da ist ein Brief, versiegelt, und …“
„Und parfümiert, was?“ Jake seufzte. Manche Frauen waren wirklich hartnäckig, auch wenn er seine Absichten – oder eher den Mangel derselben – immer von Anfang an klarstellte. „Werfen Sie ihn in den Papierkorb.“
„Nein, kein Parfüm. Um genau zu sein, der Brief sieht ziemlich offiziell aus. Teures Bütten, kein Absender. Aber dafür steht ‚persönlich/vertraulich‘ drauf. Und ein Poststempel aus Brasilien.“
Jake runzelte die Stirn. Wer würde ihm einen vertraulichen Brief aus Brasilien schicken? Er hatte mal geschäftlich in Argentinien zu tun gehabt, aber nie in Brasilien.
„Da ist noch etwas“, hörte er Belles Stimme durch die Muschel. „Ein weißes Kästchen, so, wie man es beim Juwelier erhält. Soll ich Brief und Kästchen öffnen, Mr Ramirez?“
Belle war schon seit langem bei ihm, und es gab nur wenig, was sie nicht von ihm wusste, aber hier warnte ihn ein Gefühl, sich vorerst zurückzuhalten. Er hatte sein Vermögen gemacht, indem er seinen Instinkten folgte. „Nein, lassen Sie nur. Legen Sie mir beides auf meinen Schreibtisch, ich kümmere mich später darum.“
Und ich werde wahrscheinlich herausfinden, dass dieser Brief nichts weiter als eine clever aufgemachte Reklame für irgendein Timesharing-Projekt in Rio ist, einschließlich eines kleinen Werbegeschenks, um die Sache interessanter zu gestalten, dachte Jake zynisch.
Manchmal war es wirklich lästig, Geld zu haben.
Der Tag verlief gut.
Der Börsenpräsident befürwortete Jakes Sitz im Vorstand, dem Bürgermeister gefiel die Idee einer Wohltätigkeitsgala zugunsten der Obdachlosen in der Stadt, und der Vertreter des arabischen Firmenkonglomerats hatte endlich dem Preis für das Gebäude auf der Park Avenue zugestimmt, das Jake kaufen wollte.
Samantha rief ihn zweimal an, das erste Mal, um ihm für die Blumen zu danken, das zweite Mal mit dem überschwänglichen Dank für das Armband und um ihm zu sagen, dass sie beide für das kommende Wochenende zu einer Party in Connecticut eingeladen waren.
„Ich muss erst in meinem Terminkalender nachsehen, ob ich frei bin“, dämpfte er ihre Begeisterung, obwohl er genau wusste, dass er am
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