Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
Essens berichtete jeder von seinem Tag, und plötzlich ertappte er sich dabei, wie er Vergnügen bei den Schilderungen der Mädchen empfand. Mit noch größerem Vergnügen lobte er, erteilte Ratschläge und auch den einen oder anderen nicht ganz ernst gemeinten Tadel.
Schließlich war die Reihe an ihm, zu erzählen. „Ich habe heute Pläne für eine neue Brücke abgesegnet. Eine schöne, große Brücke über den Fluss. Sobald ich offiziell mein Okay gebe, beginnen die Bauarbeiten.“
„Cool“, staunte Dana atemlos. „Sie können Leuten befehlen, Dinge zu tun.“
„Ja, manchmal.“ Und die meisten Menschen gehorchten ihm tatsächlich. Bis auf diese amerikanische Lehrerin mit den verwirrend großen Augen …
„Und was war Ihre gute Tat für heute?“ Er sah Kayleen fragend an.
Das hier, dachte sie und errötete leicht, als sie seinem Blick begegnete. Dieses Dinner, diese entspannte Atmosphäre mit drei ausgelassenen Kindern. Und einem gelösten As’ad, der so tat, als seien sie alle eine große, glückliche Familie.
Auch wenn es nicht der Realität entsprach, Kayleen wollte den Zauber des Augenblicks genießen. „Bei meinem Spaziergang heute Nachmittag habe ich Pferdeställe entdeckt“, erzählte sie.
Die drei Mädchen wandten sich As’ad mit großen Augen zu. „Sie haben Pferde?“, fragte Dana ehrfürchtig.
„Wir lieben Pferde“, informierte ihn Nadine.
„Ich kann schon reiten.“ Pepper legte eine kleine Kunstpause ein, um dieser Neuigkeit auch das richtige Gewicht zu verleihen. „Ich hatte Reitstunden.“
„Im Internat?“, hakte As’ad verwundert nach.
„Eine ehemalige Schülerin hat uns die Pferde zur Verfügung gestellt mitsamt dem Geld für den Unterhalt der Tiere“, erklärte Kayleen. „Viele der Mädchen reiten.“
„Sie auch?“
Da blitzte etwas in seinen dunklen, geheimnisvollen Augen auf, was sie faszinierte … und sie warnte, sich nicht darin zu verlieren.
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und ein hoch gewachsener, weißhaariger Mann trat ein. „As’ad, da bist du ja. Oh … du hast Besuch …“
„Vater.“ As’ad stand auf und deutete eine Verbeugung an.
Vater? Ein Gedanke nagte an der Ecke von Kayleens Bewusstsein. Vater wie … König ?
Abrupt kam sie auf die Füße und scheuchte die Kinder ebenfalls hoch. Und jetzt? Erwartete der König einen Hofknicks? Oder reichte eine simple Verbeugung?
As’ad sah sie an. „Vater, darf ich dir meine drei Pflegetöchter und Kayleen, unsere Nanny, vorstellen? Meine Damen, das ist mein Vater, König Mukhtar.“
Drei Münder klappten auf. Nur mit äußerster Willenskraft schaffte Kayleen es, ihren geschlossen zu halten.
Der König neigte gütig den Kopf. „Willkommen im königlichen Palast von El Deharia. Möge Ihnen ein langes, glückliches Leben in Reichtum und Gesundheit bestimmt sein. Mögen diese starken Mauern Sie stets vor allem Übel der Welt beschützen.“
Kayleen schluckte. So blumig war sie noch nie begrüßt worden. Auch etwas, woran man sich gewöhnen konnte …
„Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft“, sagte sie scheu. Sie fasste es nicht, einem leibhaftigen König gegenüberzustehen. „Bitte setzen Sie sich doch zu uns und teilen Sie unser Mahl. Leider gibt es nichts, was Ihrer traditionellen Landesküche entspricht“, fügte sie entschuldigend hinzu.
As’ads Vater ließ sich nicht lange bitten, sondern griff sofort beherzt zu. „Makkaroni mit Käse hatte ich seit Jahren nicht“, meinte er zufrieden.
„Das habe ich mir ausgesucht“, erklärte Pepper stolz. „Das ist mein Lieblingsessen. Kayleen hat uns das manchmal heimlich in der Küche des Internats gekocht.“
„Wie lieb von ihr.“ Mukhtar bedachte Kayleen mit einem anerkennenden Blick. „Worüber habt ihr euch gerade unterhalten?“
„Über Pferde“, informierte ihn Nadine. „Im Internat hatten wir Reitstunden.“
Der König nickte bedächtig. „Pferde … ja, Wüstenprinzessinnen sollten unbedingt reiten können. Ich werde das persönlich mit dem Stallmeister arrangieren.“ Wieder traf sein Blick Kayleens. „Sie werden ebenfalls Stunden nehmen.“
Ups … „Danke“, sagte sie leise, weil dies die Antwort war, die von ihr erwartet wurde.
„Sie wirken nicht gerade begeistert“, raunte As’ad ihr zu.
„Würden Sie auch nicht sein, wenn Sie permanent vom Pferd fielen.“
„Vielleicht könnte eine persönliche Unterweisung da Abhilfe schaffen.“
Kayleen sah ihm in die Augen und verlor sich einmal mehr in
Weitere Kostenlose Bücher